"Die richtigen Weichen stellen"
CDU und SPD wollen neue Verkehrslösung Mahlsdorf

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Mario Czaja, der SPD-Abgeordnete Jan Lehmann, der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus Johannes Kraft und Senatorin Katharina Günther-Wünsch (von links) informierten in der ISS Mahlsdorf über die Verkehrslösung Mahlsdorf. | Foto:  Philipp Hartmann
  • Der CDU-Bundestagsabgeordnete Mario Czaja, der SPD-Abgeordnete Jan Lehmann, der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus Johannes Kraft und Senatorin Katharina Günther-Wünsch (von links) informierten in der ISS Mahlsdorf über die Verkehrslösung Mahlsdorf.
  • Foto: Philipp Hartmann
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Seit den 1990er-Jahren geplant, rückt das Großprojekt Verkehrslösung Mahlsdorf nun wirklich näher. Eines von zwei Planfeststellungsverfahren ist bereits begonnen worden. Das zweite soll im kommenden Frühjahr starten. Aus diesem Grund fand vor Kurzem in der Integrierten Sekundarschule (ISS) Mahlsdorf eine Informationsveranstaltung für Bürger statt.

Eingeladen hatten dazu der CDU-Bundestagsabgeordnete Mario Czaja, der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Johannes Kraft, Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) und der SPD-Abgeordnete Jan Lehmann. Sie brachten die Teilnehmer dabei auf den aktuellen Stand der Planungen. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

Was ist das Ziel der Verkehrslösung Mahlsdorf?

Mahlsdorf erlebt wie viele andere Ortsteile seit Jahren eine Verdichtung durch Bauprojekte und weiteren Zuzug. Mit der Verkehrslösung Mahlsdorf, die den Bereich zwischen der Rahnsdorfer Straße und dem S-Bahnhof betrifft, soll der Ortskern vom Verkehr entlastet werden. Gelingen soll das über eine Trennung des Auto- und Straßenbahnverkehrs. Beide Verkehrsmittel teilen sich aktuell noch die an manchen Stellen sehr enge Hönower Straße. Um die Umsteigezeiten zu verringern, soll die Straßenbahn zukünftig direkt unter der S-Bahnbrücke halten. Damit die Straßenbahn im Zehn-Minuten-Takt zwischen Mahlsdorf und Köpenick fahren kann, soll es einen zweigleisigen Ausbau geben.

Welche Planungsvarianten gibt es?

Der Vorgängersenat mit der von den Grünen verantworteten Senatsverkehrsverwaltung hatte sich 2018 auf die Variante festgelegt, dass der Autoverkehr zukünftig durch die Straße An der Schule geführt und die Straßenbahn zweigleisig auf der Hönower Straße ausgebaut werden sollte. Viele Anwohner und Fachleute waren und sind jedoch dagegen, genau wie die jetzige schwarz-rote Koalition. Diese will genau die umgekehrte Streckenführung, also den Autoverkehr auf der Hönower Straße beibehalten und den zweigleisigen Tram-Ausbau stattdessen in der Straße An der Schule umsetzen.

Was spricht für und gegen die Variante des Vorgängersenats?

Für die Variante, die Straßenbahn auf der Hönower Straße zu belassen, spricht, dass die Straßenbahn dort eine Minute weniger für die Strecke bräuchte als über die Straße An der Schule. Zudem wäre die Strecke weniger wartungsintensiv, da die Hönower Straße nicht so kurvenreich ist. Diese Argumentation, so erklärte Mario Czaja, vertrete die BVG, die im Frühjahr 2024 mit dem Planfeststellungsverfahren beginnen will. Dagegen sprechen allerdings gleich mehrere Gründe. So müssten laut Czaja bei dieser Variante für den Autoverkehr insgesamt sieben neue Ampelanlagen auf der rund zwei Kilometer langen Strecke zwischen Rahnsdorfer Straße und dem Mahlsdorfer Ortskern entlang der 2019 eröffneten ISS Mahlsdorf gebaut werden. Das werde besonders im Berufsverkehr dafür sorgen, dass sich die Fahrtzeiten deutlich verlängern. Zudem komme es dann zu einem verstärkten Durchgangsverkehr durch das sogenannte Musikerviertel. Die täglich rund 16 000 Autos, die bei einer früheren Verkehrszählung auf der Hönower Straße erfasst wurden, würden darüber hinaus dann direkt an zwei Schulen mit zusammen deutlich mehr als 1000 Kindern und einem Spielplatz vorbeifahren. Dies habe großen Einfluss auf die Schulwegsicherheit. Darüber hinaus gebe es unter der vom Lkw-Verkehr schwer belasteten Hönower Straße marode Trink- und Abwasserleitungen, die dringend saniert werden müssen. Dafür müsste die Straße komplett aufgerissen werden. Mindestens anderthalb Jahre, so erklärte Jan Lehmann, könnte dort dann sowieso keine Tram mehr fahren.

Welche Vorteile hätte die Variante, die CDU und SPD umsetzen wollen, sonst noch?

Die ISS Mahlsdorf und die Friedrich-Schiller-Grundschule wären direkt an die Straßenbahnlinie angebunden, Schüler könnten unmittelbar davor ein- und aussteigen. Sie wären zudem geschützt vor Abgasen und Lärm durch den Autoverkehr. Auch der Radverkehr könnte dann dort entlanggeführt werden. Radfahrer müssten nicht mehr auf der Hönower Straße, wo es keinen Radweg gibt, zwischen den Autos fahren und sich in Gefahr bringen.

Welche Verzögerungen sind zu erwarten, wenn die CDU-geführte Verkehrsverwaltung auf die von der schwarz-roten Koalition bevorzugte Variante umschwenkt?

Das bereits laufende Planfeststellungsverfahren für die Straße An der Schule könnte nach Auskunft von Johannes Kraft zugunsten der nun bevorzugten Variante angehalten werden. Dadurch seien Verzögerungen von sechs Monaten bis zu einem Dreivierteljahr realistisch. Das werde auch mehr Geld kosten (die Gesamtkosten für die Verkehrslösung Mahlsdorf sind bislang nicht benannt worden). Eine deutliche Mehrheit, so ergab eine Abstimmung nach der Informationsveranstaltung, ist für die von SPD und CDU favorisierte Variante. „Wesentliche Verzögerungen wird es nicht geben. Bei der von uns präferierten Variante kann es durch den sofort möglichen Beginn von Planung und Bau der Straßenbahnstrecke sogar sein, den ÖPNV fast ohne Unterbrechungen oder Ersatzverkehr weiterzuführen“, meinte Jan Lehmann.

Wie geht es weiter?

CDU und SPD wollen nun auf Landesebene für die von ihnen präferierte Lösung „die richtigen Weichen stellen“, wie es Jan Lehmann nennt. Das erklärte Ziel, so betonte Mario Czaja, ist es, dass die Planfeststellung für die Verkehrslösung Mahlsdorf noch in dieser Legislaturperiode (bis 2026) zustande kommt.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

49 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 208× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 167× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 552× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.148× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.