Allen Bürgerprotesten zum Trotz
Umstrittene Sanierung der Lemkestraße hat begonnen

Die Grünen-Politikerin Inka Seidel-Grothe zählt zu den Gegnern der Sanierung. | Foto: Philipp Hartmann
3Bilder
  • Die Grünen-Politikerin Inka Seidel-Grothe zählt zu den Gegnern der Sanierung.
  • Foto: Philipp Hartmann
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Jahrelang haben Anwohner versucht, das Vorhaben zu verhindern. Ohne Erfolg. Mitte Dezember hat die Sanierung der Lemkestraße begonnen. Bis voraussichtlich Ende Juli laufen die Arbeiten am ersten Bauabschnitt von Linderhof- bis Sudermannstraße. Gehwege und Beleuchtung werden erneuert.

Im Anschluss modernisieren die Wasserbetriebe das Regenkanalsystem. Der Neubau der Fahrbahn kann erst nach Abschluss dieser Arbeiten erfolgen. Noch ist nicht viel zu sehen und die weiteren Bauabschnitte wurden vom Bezirksamt noch nicht terminiert. Der Ärger ist aber riesig, denn zur Sanierung der Lemkestraße gibt es eine lange Vorgeschichte.

Nachdem die Pläne erstmals 2016 öffentlich wurden, gründete sich 2017 die Bürgerinitiative „Lemkestraße Feldsteinpflaster“. Sie fordert den Erhalt des historischen Feldsteinpflasters und der Bäume. Mehr als 1000 Unterschriften konnten die Mitglieder organisieren. Unterstützung erhielten sie von der Abgeordneten Iris Spranger (SPD) und Inka Seidel-Grothe vom Kreisverband der Bündnisgrünen. Ende 2018 wurde in der BVV auf Antrag von Linken, SPD und Grünen sogar der Beschluss gefasst, dass das Pflaster sowie möglichst viele Bäume erhalten werden sollten. Das von der CDU geführte Straßen- und Grünflächenamt habe sich darüber hinweggesetzt, kritisiert die Bürgerinitiative.

Historisch, wertvolles Pflaster

Die Sanierung sei in Wahrheit ein Ausbau. „Es geht darum, aus der Lemkestraße eine Durchgangsstraße zu machen“, meint Inka Seidel-Grothe. Die ruhige Wohnstraße werde zur viel befahrenen Verkehrsachse zwischen Dahlwitzer Straße an der Landesgrenze zu Brandenburg und Mahlsdorf-Süd. „Dabei ist das hier ein einmaliges, historisches, wertvolles Pflaster, das wirklich erhaltenswürdig ist“, sagt ein Sprecher der Bürgerinitiative. Die Gegner der Sanierung befürchten, dass mit dem Verschwinden des Feldsteinpflasters und der Asphaltierung der Lemkestraße die Autofahrer zum Rasen verleitet würden.

Stadträtin Nadja Zivkovic (CDU) hält den Einwand für unbegründet, auch weil das seitliche Parken auf der Fahrbahn erlaubt bleibe. „Die Fahrbahnbreite verringert sich von acht auf sechseinhalb Meter. So wird der Verkehr automatisch entschleunigt.“ Das Kopfsteinpflaster werde zwar im Fahrbahnbereich durch Asphalt ersetzt, doch der „alte Charakter“ solle erhalten bleiben. Laut Zivkovic werden Großpflastersteine zur Fahrbahnseite, bei Gehwegüberfahrten und Parktaschen wieder eingebaut. „Nichts vom alten Charakter wird übrigbleiben. Der ganze Charme ist dann weg, das hat nichts mehr damit zu tun“, meint dagegen ein Anwohner.

Neue Bäume werden gepflanzt

Zum Wegfall der Bäume teilte Nadja Zivkovic auf Nachfrage mit: „Alle abgesprochenen Bäume wurden bereits gefällt. Neue Bäume werden innerhalb des ersten Bauabschnitts wieder neu gepflanzt.“ Für die Bürgerinitiative sind Neupflanzungen kein Trost. „Neue Bäume werden gar nicht mehr so groß, weil sie durch den Klimawandel nicht mehr so gedeihen können“, so ein Sprecher. Eine Kompensation sei das bei Weitem nicht. Außerdem könne das Wasser nicht mehr so gut versickern.

Inka Seidel-Grothe versteht nicht, warum sich das Amt nicht statt der Lemke- auf die parallel verlaufende asphaltierte Landsberger Straße konzentriert. Dort würden etliche Wohnungen entstehen. Ihre Lösung hätte so ausgesehen, den Verkehr durch die Landsberger und die Menzelstraße zu leiten. Am Ende der Landsberger Straße habe die Politik es seit Jahrzehnten versäumt, eine Unterführung oder eine Brücke auf die andere Seite der Bahngleise zu realisieren.

Einzige Verbindung über Bahnschienen

Daher ist die Lemkestraße heute die einzige Straße in der Gegend, die über die Schienen östlich des S-Bahnhofs Mahlsdorf führt. Routenplaner, so prognostiziert ein BI-Sprecher, werden die Lemkestraße nach der Sanierung als schnellste Verbindung Richtung B1 ausweisen. Er rechnet mit einem erheblichen Schwerlasttransport von Speditionsfirmen. Nur die Wahl eines neuen Bezirksamts im September mache ihm noch Hoffnung auf ein Umdenken.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

49 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 550× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 838× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 815× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.193× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.