Wurde Straße 1904 nach Renate oder Herrmann Schrobsdorff benannt?

Der Grabstein von Renate Schrobsdorff (links) neben der Stele für ihren Mann Herrmann auf dem Friedhof in der Hönower Straße wirkt sehr bescheiden. | Foto: hari
  • Der Grabstein von Renate Schrobsdorff (links) neben der Stele für ihren Mann Herrmann auf dem Friedhof in der Hönower Straße wirkt sehr bescheiden.
  • Foto: hari
  • hochgeladen von Harald Ritter

Mahlsdorf. Geschichte hat ihre Tücken. Das gilt auch für Straßennamen. Wie das Ergänzungsschild für die Schrobsdorffstraße, das von der Bezirksverordnetenversammlung Ende Januar beschlossen wurde.

Die rund 750 Meter lange Straße zwischen Erich-Baron-Weg und der Pilsner Straße erhielt den Namen Schrobsdorffstraße im Jahr 1904. Zu dem Zeitpunkt lebte Renate Schrobsdorff (1844-1908) noch und verwaltete das Erbe ihres Mannes, des 1892 verstorbenen Rittergutsbesitzers Herrmann Schrobsdorff.

Das Ergänzungsschild soll nur auf Renate Schrobsdorff und ihre Verdienste hinweisen. Die Rittergutsbesitzerin hatte die Entwicklung von Mahlsdorf gefördert, unter anderem dadurch, dass sie den Bau des Bahnhofes unterstützte. Renate Schrobsdorff wäre die erste Frau, die im Bezirk gelebt hat und auf diese Weise geehrt würde, heißt es in der Begründung des Beschlusses.

Die Frage ist nur, ob diese Festlegung historisch gerechtfertigt und im Sinne der Namensgeberin wäre. Unter Historikern ist umstritten, dass bei der Namensgebung nur an Renate Schrobsdorff gedacht wurde. Zumindest gibt es dafür keine stichhaltigen Beweise.

Den Antrag hatten die Fraktionen von B’90/Grüne, SPD und Piraten gestellt und dabei offenbar Bedenken beiseite gelassen, wie sie von der Bürgerdeputierten von B’90/Grüne, Maria Hartwig, geäußert wurden. Sie unterstütze zwar das Ziel, mehr Geschlechtergerechtigkeit auch bei den Straßennamen herzustellen, sagt sie. "Aber historische Richtigkeit ist auch wichtig."

Sie hatte ihre Fraktion auf die Broschüre "Auf den Wegen der Frauen" hingewiesen, die 2013 von der Gleichstellungsbeauftragten des Bezirksamtes herausgegeben wurde. Darin schreiben die Verfasserinnen über die 1904 benannte Schrobsdorffstraße, " ... einige Autoren (behaupten), die Benennung hätte von Anfang an ausdrücklich die Frau gemeint. Dokumentarische Belege dafür scheint es nicht (mehr) zu geben. ... Andere erwähnen glaubhaft, geehrt worden sei zunächst der Rittergutsbesitzer Hermann Schrobsdorff, weil er seit 1884 Amtsvorsteher in Biesdorf gewesen war."

"Offenkundig wurden diese Bedenken bei der Beschlussfassung einfach ignoriert", sagt Hartwig und betont, dass es zur Jahrhundertwende durchaus üblich gewesen sei, Straßen nach den Familiennamen von Landbesitzern zu benennen. Renate Schrobsdorff habe ja zum Zeitpunkt der Benennung noch gelebt. Sie wäre wohl zu bescheiden gewesen, eine solche Ehrung nur auf sich allein bezogen anzunehmen. Man brauche sich nur ihre bescheidene Grabstele neben der prunkvollen Stele für ihren Mann auf dem Friedhof an der Mahlsdorfer Dorfkirche anzusehen.

Der Heimathistoriker Harald Kintscher widerspricht ihr und den Autorinnen der Broschüre. "Es gibt einen Beleg, dass Renate Schrobsdorff mit der Straßenbenennung gemeint war", sagt er. In einer Publikation des Mahlsdorfer Heimathistorikers Paul Großmann aus dem Jahr 1929 werde Renate Schrobsdorff eindeutig als Namensgeberin für die Straße genannt. Damit ist für die Parteien die Diskussion über das Namenergänzungsschild beendet. Christiane Uhlich (SPD): "Wir werden das Thema nicht noch einmal aufgreifen." Die BVV habe sich festgelegt und damit sei die Sache erledigt.

Harald Ritter / hari
Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 224× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 186× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 572× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.163× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.