In Breslau mischt sich Geschichte mit lebendiger Gegenwart
Hier stehen das alte und neue Rathaus, die ehemaligen Tuchhallen, hier drängen sich die barocken Bürgerhäuser mit ihren bunten Fassaden dicht an dicht, zuweilen unterbrochen von strenger Backsteingotik. Hier lockt das Traditionsrestaurant Spiz mit selbstgebrautem Bier und Schmalzbroten. Und nebenan im Schweidnitzer Keller genossen schon Chopin, Goethe, Lessing, Hofmannsthal, Bismarck und viele andere berühmte Persönlichkeiten die leckere schlesische und böhmische Küche. Das Essen ist nach wie vor gut und die Kulisse so, als hätte es den Zweiten Weltkrieg nie gegeben. Kaum zu glauben, dass 1945 nahezu 70 Prozent der Stadt in Schutt und Asche lagen. Polnische Restaurateure vollbrachten ähnlich wie in Danzig wahre Wunder, indem sie das alte Zentrum der Stadt originalgetreu wiedererstehen ließen.
Auch ein paar Schritte weiter an der Oder, auf der Sand- und Dominsel, dem ältesten Teil Breslaus, zeugen zahlreiche instandgesetzte Bauten und vor allem Kirchen von der Liebe der Einwohner zur Architekturgeschichte ihrer Stadt. Gleichwohl erstarrt diese längst nicht in Tradition. Allein die insgesamt 130 000 Studenten sorgen für eine vitale Kneipen- und Kulturszene, die ihresgleichen sucht. Vielleicht war gerade diese unvergleichliche Mischung aus Tradition und Moderne, aus Geschichte und lebendiger Gegenwart ausschlaggebend, dass Wroclaw 2016 zur europäischen Kulturhauptstadt gekürt wird. Nach einem Besuch in dieser wunderbaren Stadt reift jedenfalls die Erkenntnis: Das war höchste Zeit!
Anfahrt mit dem Pkw über die A 13 (Richtung Dresden) und A 15 (Richtung Cottbus) zur polnischen Grenze. Von dort über die A 18 und A 4 nach Breslau. Eine sehr günstige und schnelle Verbindung bietet zurzeit der IC-Bus. Er fährt dreimal täglich von Berlin Hauptbahnhof nach Breslau. Die Fahrtzeit beträgt vier Stunden 14 Minuten.
Autor:Michael Vogt aus Prenzlauer Berg |
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