Eiskalte Genussreise
Urlaub in Berlins Eisdielen von Charlottenburg bis Mitte
Eiskalte Abkühlung oder kulinarische Horizonte erweitern? Weit weg muss dafür keiner. Berlins Eisdielen und Eiscafés laden vor der Haustür zur Genussreise ein. Nach Italien, Japan oder auch Venezuela.
Die Sonne brennt, der Körper schwitzt. Eiskalte Erfrischung gefällig? Dann ab ins grüne Charlottenburg zu „Gimme Gelato“, wo es schattig ist und das Eis verdammt gut schmeckt. Selbst produziert und in Bio-Qualität. Joghurt-Wildheidelbeere, salziges Karamell, Sachertorte, Vanille oder Schokolade Hafer, Banane Kiwi, Mango, Ananas Basilikum, Himbeere vegan, Minze, Limette-Koriander, White Coffee oder Honig-Lavendel, der Renner der Saison. Ralf Sander hat sie alle, von klassisch bis extravagant, als Kugel oder am Stiel. Seine Sorten sind immer spannend, aus besten Zutaten gemacht und frisch verarbeitet.
Zutaten kommen aus der Region
Denn im „Gimme Gelato“ stellt das Team das Eis eigenhändig her. In der gläsernen Eiswerkstatt kann man den zwei Eismacherinnen dabei zuschauen, wie sie mixen, cremig rühren, erhitzen und schockfrieren. Die Ingredienzien lässt sich Ralf Sander aus der Region liefern. Die Minze zum Beispiel stammen aus der Britzer Manufaktur, die Bio-Milch aus Lobetal und der Honig von der Domäne Dahlem. Und Ralf Sander wäre ein schlechter Chef, würde er seine Kreationen nicht selbst gern essen. Seine Lieblingssorte ist White Coffee. Die Bohnen kommen aus der Rösterei „Blaue Bohne“ in Friedrichshain. „Wir brechen die Bohnen mit der Hand und lassen sie 24 Stunden im Milchsahnemix ziehen. Das bringt den leichten Kaffeegeschmack“, verrät Sander. Eröffnet hat er das Eiscafé an der Wundtstraße 15 vor drei Jahren. Inzwischen ist sein Eis buchstäblich in aller Munde. Seit der geprüfte Speiseeishersteller ein Rezeptbuch veröffentlicht hat und von „Foodvergnügen“ zu Berlins beliebtestem Eiscafé gekürt wurde, kommen Sanders Kunden aus ganz Deutschland. Filmcrews ordern bei ihm Eisbecher für die Drehpause. Und wer Glück hat, trifft im „Gimme Gelato“ auch mal den einen oder anderen Schauspieler.
Klein, aber im Geschmack ganz groß ist das „Ital Eis Dal Col“ in Wedding. Silvio Dal Col hat die Eisdiele vor 31 Jahren von seinen Eltern übernommen. Im wohl schmalsten Haus Berlins an der Müllerstraße 156c verkauft er Eis in Bechern oder Waffeln. Alles handgemacht und nach Familienrezepten. Coffe Brunch, Erdnuss, Tiramisu, Cookie-Eis, Mango, Stracciatella oder Pistazien-Eis mit Waldfrüchten in den staatstragenden Farben Italiens Grün, Weiß und Rot. Das geht weg wie warme Semmeln. Seine Kunden schätzen die Qualität, was zu langen Warteschlangen führt. Aber es lohnt sich.
Abkühlung in Fernost
Köstliche Abkühlung der ganz anderen Art hält das „Tenzan Lab“ in Prenzlauer Berg bereit. Dort hat vor drei Jahren Deutschlands erster Kakigōri-Store eröffnet. „Kakigōri“ heißt übersetzt so viel wie „geshavtes Eis“. In Japan hat dieses Wassereis eine lange Tradition, wie Masataka Nanba verrät. Es wird aus gefrorenen, glasklaren Eisblöcken geschabt, die Kakigōri-Meister im Tenzan Lab vor den Augen der Gäste mit türkisfarbenen Handkurbelmaschinen zu fluffigen Schneeflocken raspeln. Frisch zubereitete Toppings aus Kondensmilch geben dem Eisschnitt seinen Geschmack. Erdbeere, Grüntee, Aprikose, Sesam, Zitrus, Mango oder Ananas stehen zur Wahl. Im Becher sieht die Kreation dann wie bunte Zuckerwatte aus. Was einfach klingt, ist jedoch schwere Handarbeit. Masataka Nanba muss jeden Eisblock in mehrere Stücke schneiden, damit die Kakigōris fürs Shaven in die Kurbelmaschinen passen. Auch das Herstellen der Eisblöcke braucht Zeit. Das in Formen gegossene Wasser muss ganz langsam frieren, sonst werden die Blöcke brüchig oder schmelzen zu schnell. Wegen der raffinierten Produktion sind die Preise im „Tenzan Lab“ gehoben. Dafür erhält man aber eine wirklich große Portion samt Showeinlage. Und viele Kalorien haben die eiskalten Eisbomben aus der Wörther Straße 22 auch nicht.
Im minimalistischen Eislokal „Jones Icecream“ in Schöneberg riecht es süß. Das hat einen Grund. Hier werden selbst die Waffeln frisch gebacken, und die Cookies, die es in acht Sorten gibt. Ausgefallen im Geschmack sind natürlich auch die 15 Eiskreationen. Cheese Cake, Matcha Green Tea, Salted Butter Caramel, Whisky Pecans oder Black Sesame. Das zieht vor allem junge Leute und Familien in die Goltzstraße 3.
Schwer angesagt bei Kindern sind die „Eispiraten“ in Friedrichshain. Totenköpfe schmücken das Eingangsschild vor der Eisdiele an der Grünberger Straße 85. Und die Eiskarte sieht aus wie Captain Flints alte Schatzkarte. Täglich sind hier mehr als 30 Sorten im Angebot. Kiwi-Stachelbeer-Sorbet zum Beispiel, Butterkeks oder Omas Apfelkuchen.
Olivenöl-Eis mit Rosmarin
Bestes Eis produzieren auch Daniela Canal und Guadalupe Eichner im „Canal Berlin“ in Mitte. Die Konditormeisterin Canal mischt Konsistenzen und Texturen zu cremigem Eis, lässt Maracuja-Mascarpone auf weiße Schokolade treffen, überzieht geröstete Pekannüsse mit Milchschokolade und backt eigens Brownies, um sie ins Schokoeis zu krümeln. Besonders fantastisch: Himbeer-Sorbet mit Rosenwasser und Olivenöl-Eis mit Pfirsich und Rosmarin. „Das sind unsere neuesten Kreationen“, sagt Guadalupe Eichner, die gerade aus der 40 Grad heißen Küche kommt.
Echte Handarbeit, saisonale Produkte und die Kooperation mit kleinen Händlern gehören auch im „Canal Berlin“ zum Erfolgsrezept. Die frischen Früchte kommen aus der Markthalle Neun in Kreuzberg. Die Schokoladen aus Venezuela, Costa Rica oder Ecuador liefert eine französische Firma, und die Pistazien reifen in Sizilien heran. Zum Dahinschmelzen sind auch die variantenreichen Eclairs von Daniela Canal. Die gibt es das ganze Jahr über, das Eis aber nur im Sommer. „Canal Berlin“ hat zwei Filialen: Linienstraße 54 (mit Café und Produktion) und Rosenthaler Straße 40 (to go) in den Hackeschen Höfen.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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