Gebrauchsspuren an Oldtimern sind manchmal gewollt
"Es gibt viele Schattierungen zwischen Restaurierung und Patina-Erhalt", sagt Restauratorin Gundula Tutt. "Patina ist das, was durch den normalen Gebrauch und die normale Alterung entsteht. Dazu gehört unter anderem, dass Leder sich mit der Zeit abreibt", erklärt die Geschäftsführerin die Firma Omnia, die sich auf die Restaurierung von Oldtimern spezialisiert hat. Unfallschäden wie ein verbeulter Kotflügel oder durchrostete Stellen im Blech gehören nicht dazu. Der Idealfall ist, dass Spuren, die aus dem Leben des Fahrzeugs erzählen, erhalten bleiben.
Dabei gilt aber auch bei den Oldtimern: Manchmal gibt es mehr Schein als Sein. Immer öfter sichten Fachleute auf Oldtimer-Messen und im privaten Handel künstliche Patina. Welches finanzielle Potenzial die Gebrauchsspuren eines Autos bergen können, zeigt ein unrestaurierter Mercedes-Benz Flügeltürer. Er brachte kürzlich bei einer Auktion über eine halbe Million Dollar mehr als ein restauriertes Exemplar.
Die neue Wertschätzung ehrwürdiger Gebrauchsspuren erfordert erhöhte Aufmerksamkeit. "Wer einen Oldtimer mit Patina kaufen möchte, sollte genau hinsehen", rät Mario De Rosa, Vorsitzender des Vereins Initiative Kulturgut Mobilität. Wer nicht zwischen sogenannter gemalter und echter Patina unterscheiden kann, sollte den Rat eines Experten einholen.
Das Thema Patina wird auch bei Prüforganisationen wie dem TÜV diskutiert. "Es gibt mittlerweile Kontroversen bei der H-Zulassung", klagt Oldtimer-Spezialist Matthias Gerst vom TÜV Süd. "Immer wieder kommen schlecht oder gar nicht restaurierte Fahrzeuge zur Begutachtung." Dabei ist klar geregelt, dass "nur leichte, für kraftfahrzeugtechnisches Kulturgut angemessene Gebrauchsspuren" vorliegen dürfen. Das Erscheinungsbild des Fahrzeugs muss dem einstigen Originalzustand entsprechen.
Autor:Ratgeber-Redaktion aus Mitte |
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