Wie Tester Kindersitze für den Nachwuchs testen

Hauptsache sicher: Ein Crashtest gehört bei der Überprüfung von Kindersitzen zum Pflichtprogramm. | Foto: ADAC/Ralph Wagner
2Bilder
  • Hauptsache sicher: Ein Crashtest gehört bei der Überprüfung von Kindersitzen zum Pflichtprogramm.
  • Foto: ADAC/Ralph Wagner
  • hochgeladen von Ratgeber-Redaktion

Beim Kauf von hochpreisigen Waren orientieren sich viele Verbraucher meist an Produkttests. Wichtig ist dabei vor allem, dass das Testverfahren nachvollziehbar ist. Und bei der Überprüfung sollte der angemessene Aufwand betrieben werden, so auch beim Test von Kindersitzen.

Einer der größten Tests von Kindersitzen ist der gemeinsame von ADAC, Stiftung Warentest und weiteren Organisationen. "Wir prüfen immer die jeweils neuesten und besonders beliebten Modelle auf dem Markt", erklärt Henry Görlitz, Projektleiter der Stiftung Warentest. Die Tester kaufen die Sitze anonym in mehreren Geschäften ein. Hersteller können also nicht mogeln und ihnen Sitze unterjubeln, die nicht dem Serienmodell entsprechen.

Der Test gliedert sich in mehrere Kategorien. "Wichtigste Säulen sind die Crashsicherheit auf der einen Seite und die Handhabung und Ergonomie auf der anderen", erklärt Andreas Ratzek, Projektleiter für Fahrzeugsicherheit beim ADAC. Im ADAC Technik Zentrum in Landsberg werden die beiden häufigsten Unfallsituationen simuliert: der Frontalcrash und der Seitenaufprall. "Pro Sitzmodell gibt es mehrere Durchläufe, zum Beispiel mit unterschiedlich großen Dummys, mit allen Befestigungsmöglichkeiten und auf mehreren Plätzen", so Ratzek.

Beim Frontal-Crashtest kracht es mit Tempo 64, beim Seitenaufprall mit 50 km/h. Das ist der Standard der europäischen Prüforganisation Euro NCAP. Nach jedem Crash begutachten Experten, ob Sitz, Halterungen und Gurte der Wucht des Aufpralls standgehalten haben. "Sensoren in den Dummys liefern Daten, die auf mögliche Verletzungen schließen lassen. Wir werten außerdem Hochgeschwindigkeitsaufnahmen aus, auf denen man zum Beispiel sehen kann, ob der Kopf des Dummys gegen die Rückseite des Beifahrersitzes geschlagen ist - das wäre schlecht", sagt Ratzek.

Danach wird getestet, wie leicht sich die Sitze handhaben lassen. "Wir lassen Laien die Sitze nur mit Hilfe der Gebrauchsanweisung in einen zweitürigen Kleinwagen, einen kompakten Viertürer und einen Van einbauen und ihre Kinder darin anschnallen", erklärt Görlitz. Experten beobachten, ob dabei Probleme auftreten oder Fehler gemacht werden. "Machen die Testpersonen gravierende Bedienfehler bei der Sitzmontage oder beim Anschnallen des Kindes, bedeutet das für das Produkt: mangelhaft."

Die Profitester machen sich aber immer noch ein eigenes Bild von der Handhabung und Verarbeitung jedes Sitzmodells. Fallen ihnen dabei besonders gefährliche Mängel auf, treten sie auch mal sofort an die Hersteller heran und bringen eine Rückrufaktion in Gang. "Das ist bisher zweimal vorgekommen", erinnert sich Ratzek.

Seit 2011 lassen ADAC, Stiftung Warentest und Co. auch die Schadstoffbelastung untersuchen. "Das übernimmt ein unabhängiges Labor", erklärt Görlitz. Die Chemiker suchen zum Beispiel nach Schadstoffen, die krebserregend sind oder das Erbgut schädigen können. Dazu zählen laut Görlitz Flammschutzmittel, Weichmacher und aromatische Kohlenwasserstoffe. Werden solche Stoffe in bedenklicher Menge festgestellt, fällt ein Sitz im Test ebenfalls durch. Das ist laut Görlitz inzwischen aber die Ausnahme.

Beim aktuellen Test gab es keine Gift-Patzer. Und im Ergebnis schnitt gut die Hälfte der 27 geprüften Modelle mit erfreulichen Noten ab: 12 bekamen ein "Gut", zwei sogar ein "Sehr gut". Von den übrigen sind neun "befriedigend". Für vier gab es nur ein "Ausreichend", darunter eine Babyschale, deren Gurt zu lang ist, um Neugeborene fest genug anschnallen zu können. Die getesteten Sitze kosten zwischen 99 und 448 Euro, wobei ein hoher Preis kein Garant für Qualität ist.

An den Testergebnissen könnten Eltern sich zwar orientieren - sie sollten aber nie blind nach Testsiegern greifen, warnt Ratzek. "Die mögen zwar die Bestnote haben, passen aber womöglich gar nicht ins jeweilige Auto." Sein Tipp: Mit dem Wagen beim Fachhändler vorfahren, mehrere Modelle ausprobieren und das Kind Probe sitzen lassen. "Nur so finden Eltern heraus, welcher Kindersitz der richtige ist."

dpa-Magazin / mag
Hauptsache sicher: Ein Crashtest gehört bei der Überprüfung von Kindersitzen zum Pflichtprogramm. | Foto: ADAC/Ralph Wagner
Wie gut klappt die Montage? Ein Kindersitz muss nicht nur für Kinder bequem, sondern auch für Eltern leicht einzurichten sein. | Foto: Stiftung Warentest
Autor:

Ratgeber-Redaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile lädt vom 3. bis 5. April 2025 zur mittlerweile 17. Brillenmesse ein. | Foto: Optik an der Zeile

Optik an der Zeile
17. Brillenmesse vom 3. bis 5. April

Über 40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir, Optik an der Zeile, auch im April im Märkischen Zentrum. Feiern Sie mit und profitieren Sie von attraktiven Angeboten, die Sie sich selbst erwürfeln können! Im Rahmen der 17. Brillenmesse vom 3. bis 5. April können Sie sich von unserer Kompetenz selbst überzeugen. Mit vielen schööönen Brillengestellen und den Gläsern von Essilor und Rodenstock bieten wir bestes Sehen für jeden Anspruch. Aus der großen Kollektion namhafter...

  • Bezirk Reinickendorf
  • 15.03.25
  • 524× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Kniebeschwerden können durch Unfälle, Verschleißerscheinungen oder Fehlstellungen verursacht werden und beeinträchtigen Ihre Beweglichkeit sowie Ihre Lebensqualität erheblich. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Für mehr Lebensqualität!
Linderung für Hüft- und Knieschmerzen

Hüft- und Kniebeschwerden können durch Unfälle, Verschleißerscheinungen oder Fehlstellungen verursacht werden und beeinträchtigen Ihre Beweglichkeit sowie Ihre Lebensqualität erheblich. Bei unserem Infoabend wird Tariq Qodceiah, Chefarzt für Orthopädie & Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums in Reinickendorf, Ihnen die verschiedenen Ursachen und Behandlungsstrategien für Knie- und Hüftschmerzen erläutern. Er stellt sowohl konservative als auch operative Methoden vor und zeigt,...

  • Reinickendorf
  • 25.02.25
  • 1.513× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige

Vortrag am 15. April um 17 Uhr
Schmerz, Angst und Depression?

Chronische Schmerzen sind mehr als nur ein Symptom – sie können zu einer eigenständigen Erkrankung werden und das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen. Doch welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Wie kann moderne Neuromodulation helfen, das Schmerzsystem zu beeinflussen und das Leiden zu lindern? Unsere Referenten, Dalibor Arapovic und Sebastian Ciupa, informieren Sie über die Entstehung und Anatomie chronischer Schmerzen sowie über verschiedene Therapieansätze – von konservativen...

  • Mitte
  • 17.03.25
  • 247× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 1.724× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.