Erfolgreich Gärtnern nach Mondphasen

Wie groß ist der Einfluss des Mondes auf die Erde? Kann er Pflanzen besser gedeihen lassen? Die Experten sind sich nicht einig. | Foto: Daniel Naupold
  • Wie groß ist der Einfluss des Mondes auf die Erde? Kann er Pflanzen besser gedeihen lassen? Die Experten sind sich nicht einig.
  • Foto: Daniel Naupold
  • hochgeladen von Ratgeber-Redaktion

Der Mond hat die Menschen schon immer fasziniert. Er soll das Wohlbefinden beeinflussen und sogar im Garten das Wachstum der Pflanzen fördern. Seit Jahren gibt es einen boomenden Markt für Mondkalender. Darin gibt es Tipps, wann im Mondverlauf welche Aufgaben im Garten erledigt werden sollten.

Was steckt dahinter? Die Anziehungskraft des Mondes wirkt sich auf Wasser aus. Das kennt man von den Gezeiten der Meere, erläutert Manfred Neuhold, Kulturanthropologe und Fachbuchautor aus Graz. Diese Kraft wirke sich auch auf die auf- und absteigenden Säfte der Pflanzen aus. Daraus werden Zeitpunkte abgeleitet, wann bestimmte Arbeiten idealerweise gemacht werden.

Versuche im Obstbau haben laut Neuhold gezeigt, dass ein Schnitt bei Vollmond die Bäume im darauffolgenden Jahr eher verkümmern lässt und sie weniger Früchte tragen. "Gut ist der Schnitt aber bei Neumond", sagt der Autor eines Mondkalenders. Denn dann sind die Adern nicht so prall mit Wasser gefüllt, und folglich tritt weniger Saft aus den Schnittwunden aus.

Besserer Wuchs

Einer der neuzeitlichen Pioniere des Mondkalenders bei der Gartenarbeit war Rudolf Steiner (1861-1925), Begründer der Anthroposophischen Gesellschaft. Er empfahl die Aussaat einige Tage vor Vollmond. Dann drängt das Wasser besonders stark in die Blätter, erläutert Neuhold. Eine weitere Expertin, Lili Kolisko (1899-1976), griff die Theorie Steiners auf und legte Versuche an. Sie beobachtete, dass zwei Tage vor dem Vollmond ausgesäte Gemüse, Kräuter, Getreide und Zierpflanzen besser keimten und größer wuchsen. Brunhilde Bross-Burkhardt, promovierte Agrarwissenschaftlerin und Fachbuchautorin aus Langenburg (Baden-Württemberg), berichtet, dass es in 500 Jahre alten Büchern Hinweise gibt, dass die Menschen den Einfluss des Mondes und der Planeten auf Pflanzen beachteten. "Aber dann glaube niemand mehr an Mond- und Gestirnseinflüsse, es hat Jahrhunderte nach der Aufklärung niemanden interessiert."

Erst in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts entdeckten anthroposophisch orientierte Gärtner die Vorstellungen von den Mond- und Gestirnskonstellationen wieder, überprüften die Theorien und interpretierten sie laut Bross-Burkhardt neu. Seit den 1980er Jahren boomen Mondkalender in den Ratgeber-Abteilungen der Buchhandlungen.

Untersucht wurde zunächst vor allem die Frage, ob der Mond durch seine Lichtwirkung Pflanzen besser gedeihen lassen kann. Aber wie bei gesundheitlichen Aspekten auch sei der Einfluss des Mondes auf die Pflanzen nicht sicher wissenschaftlich belegt, sagt Bross-Burkhardt.

Fachbuchautor Neuhold erklärt, dass es bei den Informationen des Mondkalenders um "tradiertes Erfahrungswissen" handele. "Beim Gärtnern mit dem Mondkalender kommt es natürlich nicht bloß auf den richtigen Zeitpunkt nach dem Mondkalender an. Es müssen auch die Witterung und der Boden - und noch so manches andere - passen."

Der große Teil der Mondkalender bezieht die Tierkreiszeichen mit ein. Viele berufen sich auf die Angaben von Maria Thun (1922-2012). Sie ging davon aus, dass der Mond zu bestimmten Zeiten an bestimmten Tierkreisbildern vorbeizieht und sich zu diesen Konstellationen der Planeten bestimmte Kräfte auf die Pflanzen spiegeln.

Reine Esoterik

Darüber wird kontrovers diskutiert. Laut Bross-Burkhardt widerspricht diese Vorstellung jeglicher naturwissenschaftlicher Kenntnis. "Das ist reine Esoterik", sagt die Agrarwissenschaftlerin, die vor langer Zeit einmal einen Kurs bei Maria Thun besucht hat. Mondbuchautor Neuhold ist der Ansicht, dass Sternbilder, die der Mond auf seiner Bahn um die Erde durchläuft, sehr wohl eine Bedeutung hätten.

Doch trotz aller Kritik schreibt Bross-Burkhard Mondkalender, die im Handel erhältlich sind, nicht ganz ab: "Auch wenn es vor allem ein Geschäftsmodell ist: Dahinter stehen oft Menschen, die wissen, wie man mit Pflanzen umgeht", sagt sie. So sieht das auch Isabelle Van Groeningen von der Königlichen Gartenakademie in Berlin-Dahlem: Der Mondkalender helfe auf jeden Fall dabei, zu entscheiden, welche Aufgaben wann im Garten ausgeführt werden sollten. Bross-Burkhardt rät: "Hobbygärtner sollten sich bei ihrer Gartenarbeit zuallererst nach dem Wetter, den Bodenverhältnissen und den normalen Abläufen richtigen - so wie es die Profis auch tun."

dpa-Magazin / mag
Autor:

Ratgeber-Redaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 544× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 833× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 811× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.189× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.