Im Boden steckt viel Handwerk: Die Renaissance der Zementfliese
Die Fliese rückt wieder in den Fokus. Gefragt sind nicht mehr nur keramische Fliesen, deren Oberfläche gebrannt ist und dadurch glänzt.
Eine Renaissance erleben die hübsch gemusterten Zementfliesen. Diese haben im Gegensatz zu keramischen Fliesen eine matte Optik und eine raue Oberfläche. Die Böden wirken deshalb behaglich und harmonieren auch gut mit Parkett oder Dielen. Einst wurden diese Fliesen häufig verbaut, man findet sie noch in manchem Altbau. Aber ähnlich wie den Stuck wollte man die Fliesen in der Nachkriegsmoderne nicht mehr haben – jetzt ändert sich das wieder.
Große Hersteller wie Bisazza aus Italien investieren nun verstärkt in das Thema. Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr ein komplett neues Programm von Zementfliesen aufgelegt, gestaltet von namhaften Designern wie Tom Dixon, Jaime Hayon oder Paola Navone. Aber die Motive der Designer folgen nicht mehr der traditionellen Folklore, sondern sind abstrakt grafisch.
Die dekorativen Fliesen sind bei einem Quadratmeterpreis von 60 bis 90 Euro kein Billigprodukt. "Man hat die Zementfliesen in den 20er Jahren vor allem verwendet, um andere wertvolle Materialien zu imitieren", erklärt Michael Maass, der die Produkte der spanischen Manufaktur Pinar Miró in Deutschland vertritt. "Heute sind diese Art von Fliesen ein Wert an sich." Ihre Produktion ließe sich nach wie vor nicht komplett automatisieren. "Sie ist deshalb ein im hohen Maße handwerklich gefertigtes Produkt." Und entsprechend teurer.
Die Dekore sind nicht aufgemalt, sondern mit Hilfe von Schablonen aus Blech ausgegossen. Ihre Festigkeit erhalten die Fließen durch Pressen und anschließendes Trocknen. Bei allen Arbeitsgängen ist immer wieder Handarbeit notwendig, weshalb sich die Produktion zu europäischen Lohnkosten kaum noch bewerkstelligen lässt. Die Herstellung von Zementfliesen erfolgt hauptsächlich in Marokko, Tunesien oder Indien. mag
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