Visionen für das Nikolaiviertel
Bezirk startet Fragebogenaktion zur zukünftigen Entwicklung des denkmalgeschützten Kiezes
Bis Anfang 2020 will das Bezirksamt eine Quartiersvision für das Wohn- und Geschäftsviertel rund um die mittelalterliche Nikolaikirche entwickeln. Anwohner, Gewerbetreibende und Interessierte werden bis Mitte September zu ihren Wünschen befragt, die in vertiefende Workshops einfließen.
Seit Jahren gibt es Diskussionen und Streit darüber, was im historischen Nikolaiviertel möglich ist. Ein Beispiel ist der gescheiterte Versuch der Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM), der fast alle Gebäude im Nikolaiviertel gehören, die charakteristischen Arkadengänge zu schließen, um so die Geschäfte zu vergrößern. Seit Anfang 2018 steht das Vorzeigeprojekt der DDR unter Denkmalschutz.
Die Keimzelle Berlins wurde zwischen 1983 und 1987 zur 750-Jahr-Feier nach Plänen der Architekten Günter Stahn, Rolf Ricken, Heinz Mehlan und anderen auf altem Stadtgrundriss rekonstruiert. Es existiert auch eine städtebauliche Erhaltungssatzung, die Veränderungen erschweren soll.
Jetzt startet das Bezirksamt einen weiteren Versuch, mit einer Quartiersvision die Weichen für die Zukunft zu stellen. Vom 1. August bis 15. September kann jeder auf der Bezirksamtswebsite unter www.berlin.de/ba-mitte/aktuelles/buergerbeteiligung/ seine Meinung zum Ist-Zustand des Nikolaiviertels äußern und Anregungen für die zukünftige Entwicklung des Viertels geben. In Workshops soll dann bis Dezember eine Quartiersvision entwickelt werden. Darin sollen Anfang 2020 „Handlungsempfehlungen für die zukünftigen Nutzungen, Vernetzungen und die Entwicklung von wirtschaftlichen, stadtplanerischen, kulturellen, kreativen und nachbarschaftlichen Potenzialen“ gegeben werden.
Annett Greiner-Bäuerle begrüßt das Projekt und kooperiert mit dem Bezirksamt. Die Vorsitzende der IG Nikolaiviertel arbeitet mit ihrem Verein schon länger an einem Leitbild und fordert, dass am Ende des Quartiersvision-Prozesses auch umsetzbare Empfehlungen stehen. „Wir brauchen nicht das fünfte Gutachten fürs Nikolaiviertel, sondern eine realistische Arbeitsgrundlage“, sagt die Chefin vom Georgbräu. Dabei geht es um die Außengestaltung der Läden und Häuser oder Veranstaltungen im Denkmalkiez. Es mache keinen Sinn, schöne Veranstaltungen um die Nikolaikirche zu planen, wenn der Denkmalschutz das ablehnt, nennt Annett Greiner-Bäuerle ein Beispiel.
Die Mitglieder der Interessengemeinschaft wollen auf jeden Fall, dass der neue U-Bahnhof Rotes Rathaus den Zusatz Nikolaiviertel bekommt. Die BVV unterstützt das.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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