BND-Neubau soll Ende 2016 an den Geheimdienst übergeben werden
Mitte. Die riesige Geheimdienstburg an der Chausseestraße wird langsam fertig. Ende 2016 will das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), das den BND-Neubau errichtet, den Komplex an den Auslandsgeheimdienst übergeben.
Der Bauzaun, der bisher den Blick auf Deutschlands geheimste Baustelle verstellt hat, ist weg. Bagger wühlen seit ein paar Tagen vor dem Sicherheitszaun und bereiten den Grund für den breiten Gehweg vor, der mit tief verankerten Pollern am Straßenrand vor Fahrzeugattacken geschützt wird. Auf dem gesamten Gelände sind Arbeiter zu sehen, die die Außenanlagen herrichten. Wie BBR-Sprecherin Dagmar Ruscheinsky bestätigt, soll die Gesamtliegenschaft Ende 2016 an die BND-Agenten übergeben werden – zehn Jahre nach Baubeginn.
Kosten sind gestiegen
Die Gesamtbaukosten für das Hauptgebäude, die bereits fertiggestellte Technik- und Logistikzentrale sowie die BND-Schule mit Internat und das Besucherzentrum für Ausstellungen, Merchandising und Café beziffert Ruscheinsky mit 1,04 Milliarden Euro. Anfangs waren 720 Millionen Euro veranschlagt. Zu den Baukosten kommen rund 300 Millionen Euro, die der BND für Umzug und technische Ausstattung der 5200 Räume und Büros kalkuliert. „Ein verbindlicher Übergabetermin steht derzeit nicht fest", sagt BND-Sprecher Martin Heinemann. Sollte es bei der Übergabe Ende 2016 bleiben, wird es noch ein Jahr dauern, bis alle 4000 Agenten ihre Horchposten beziehen. 174 Mitarbeiter arbeiten bereits seit März 2014 in der Technik- und Logistikzentrale. 2000 BNDler werten bereits in drei Liegenschaften in Berlin nachrichtendienstliche Informationen auf. Der Großteil der Geheimdienst-Mannschaft arbeitet seit Jahren am Gardeschützenweg in Lichterfelde. 1700 Mitarbeiter ziehen von der jetzigen BND-Zentrale in Pullach bei München nach Berlin. In Pullach bleiben 1020 Geheime der technischen Aufklärung. Insgesamt sind beim Bundesnachrichtendienst mit den Außenstellen auf der ganzen Welt rund 6500 Agenten beschäftigt.
Das Gesamtkonzept für die Geheimdienstburg stammt vom Architekten Jan Kleihues. Der Komplex ist mit 283 Metern so lang wie ein Flugzeugträger und nach dem Flughafen Tempelhof das zweitgrößte Gebäude Berlins. Die Häuser sind 150 Meter breit und 30 Meter hoch. Auf dem zehn Hektar großen Gelände der neuen BND-Zentrale stand einst das Polizeistadion, das 1950 durch das Walter-Ulbricht-Stadion ersetzt und nach seiner Rekonstruktion 1973 anlässlich der Weltjugendfestspiele in Stadion der Weltjugend umbenannt wurde. Das Stadion der Weltjugend wurde 1992 abgerissen. Berlin wollte auf dem Areal für seine Bewerbung um die Olympischen Spiele 2000 eine Mehrzweckhalle mit 20 000 Sitzplätzen sowie Büros und Wohnungen bauen. Nach der gescheiterten Olympiabewerbung gab es Pläne für ein autofreies Wohngebiet. Dazu gab es 1995 einen städtebaulichen Wettbewerb. Realisiert wurde das Wettbewerbsergebnis nie.
Beton und Stahl
Der BND-Neubau ist ein gigantischer Bürokomplex. Die Bruttogeschossfläche entspricht der Größe von 35 Fußballfeldern. Für die Agentenburg wurden 135.000 Kubikmeter Beton, 20.000 Tonnen Stahl, 14.000 Fenster, 12.000 Türen, 20.000 Kilometer Glasfaserkabel und 10.000 Kilometer Kupferkabel verbaut. Beim Umzug müssen die Spediteure rund 58.000 Möbelstücke in die Büros schleppen. Beim Bau hatte es immer wieder Pannen gegeben. Vor einem Jahr waren stundenlang Hunderttausende Liter Wasser bis in die Keller durch die Etagen gesickert und hatten einen Millionenschaden verursacht. Unbekannte hatten in den oberen Stockwerken der 30 Meter hohen Büroriesen Wasserhähne geklaut. 2012 mussten etliche Kilometer Lüftungsrohre wieder rausgerissen werden, weil sie fehlerhaft eingebaut wurden. Ein Jahr zuvor wurde bekannt, dass auf der hermetisch abgeriegelten und streng bewachten Baustelle geheime Baupläne geklaut wurden. Detaillierte Infos zum BND-Neubau unter www.bbr.bund.de oder www.bnd.bund.deDJ
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.