Keine Eile mit Gertraud
Bronzestatue bleibt bis mindestens 2019 im Depot
2018 sollte die eingelagerte Bronzeplastik der Heiligen Gertraud wieder auf die Brüstung der Gertraudenbrücke kommen. Doch weil die Brückensanierung noch nicht begonnen hat, bleibt die Klosterfrau im Depot des Landesdenkmalamtes (LDA) in Friedrichsfelde.
Dorthin ist die überlebensgroße Figur bereits am 27. April 2017 gekommen. Die Heilige Gertraud wurde vom Sockel gehoben, weil die Senatsverkehrsverwaltung Schäden an der Brüstung der Gertraudenbrücke festgestellt hatte. Damit die Plastik nicht ins Wasser fällt, wurde sie vorsorglich demontiert. Anwohner hatten sogar die Polizei informiert, weil die drei Meter hohe, frei stehende Bronzeplastik auf der Gertraudenbrücke plötzlich nicht mehr da war. Nach dem spektakulären Raub einer 100-Kilogramm-Goldmünze aus dem Bodemuseum waren die Leute sensibilisiert und vermuteten Kunst- oder Metalldiebe.
Wie Daniel Bartsch, Sprecher von Kultursenator Klaus Lederer (Linke) sagt, befindet sich die Heilige Gertraud nach wie vor im Depot des Landesdenkmalamtes. Bevor die Figur wieder an ihren Platz zurückkommt, soll sie restauriert werden. Spezialisten wollen die Zeit nutzen, um die tonnenschwere Bronzefigur zu reinigen und aufzupeppen. Damit wurde allerdings noch nicht begonnen, so Bartsch. „Da die Figur erst nach Abschluss aller Baumaßnahmen an der Brücke wieder aufgestellt werden wird, besteht derzeit keine unmittelbare Eile“, erklärt der Sprecher.
Die Brückenbrüstungen sollten eigentlich 2018 saniert werden. Doch es gibt noch keinen Baubeginn. Es stehe noch das Ergebnis einer Schadensanalyse aus, sagt Matthias Tang, Sprecher von Verkehrssenatorin Regine Günther (für Grüne). Zu Kosten und Terminen kann er deshalb nichts Konkretes sagen.
Wie es aussieht, wird die Heilige Gertraud wohl noch länger im Friedrichsfelder Depot bleiben müssen. Weil die kaputten Brüstungen der Gertraudenbrücke keine Gefahr für die Verkehrssicherheit sind oder die Brückennutzung einschränken, hat das „Projekt keine übergeordnete Priorität“, so Tang. „In Berlin besteht ein großer Instandhaltungsstau und nicht alle Sanierungs- und Erhaltungsmaßnahmen können sofort angegangen werden.“
Die Heilige Gertraud ist die Schutzpatronin der Reisenden, der Krankenhäuser und Spitäler. Der Bildhauer Rudolf Siemering hat sie 1896 in der Tracht einer Klosterfrau dargestellt, die einem Wanderburschen einen Krug reicht. Die Plastik mit zahlreichen Attributen überstand den Zweiten Weltkrieg und wurde 1954 nach Restaurierung durch den Bildhauer Hans Füssel wieder aufgestellt. Die seit dem 13. Jahrhundert bestehende Verbindung an der Friedrichsgracht zwischen Kölln und dem westlichen Spreeufer bildete den Eingang zur mittelalterlichen Stadt am Teltower Tor (später Gertraudentor). Davor lag das Gertraudenhospital mit einer 1405 erbauten spätgotischen Kapelle. Mit Zunahme des innerstädtischen Verkehrs beschloss der Berliner Magistrat 1891 die Verbreiterung sowohl der Gertraudenstraße als auch des Mühlendamms. Die 18 Meter lange Brückenbogen über den Schleusenkanal wurde 1894 nach Entwürfen von Otto Stahn erbaut.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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