Denkmalschützer bremsen Flussbad-Pläne
Mitte. 100 Jahre, nachdem die letzte Flussbadeanstalt im Mühlengraben geschlossen wurde, soll 2025 der Kupfergraben, heute ungenutzter Spreekanal, als öffentliches Naturschwimmbad eröffnet werden. Doch die Macher vom Projekt Flussbad Berlin haben Probleme mit dem Denkmalschutz.
Ende Juni legt der zum Laborschiff umgebaute alte Lastkahn „Hans-Wilhelm“ am Ufer vor dem Auswärtigen Amt an. Zwei Jahre lang soll der schwimmende Testfilter Daten liefern, ob die geplante Ökoreinigung des dreckigen Spreewassers mittels Pflanzen und Kiessschichten funktioniert. Mit Sensoren und Wasserproben-Untersuchungen sollen 500 Einzelmesswerte zu verschiedenen Parametern monatlich erfasst und ausgewertet werden. Die Ergebnisse der Studie sind Grundlage für weitere Planungen zum Ökoschwimmbad im Herzen Berlins.
Flussbad-Initiator Tim Edler, der mit seinem Bruder die Vision vom Badefluss entwickelt und dafür schon mehrere internationale Preise abgeräumt hat, will nach dem Abschluss der Untersuchungsphase Ende 2018 dem Senat mehrere Varianten vorstellen, wie man den ungenutzten, westlichen Spreearm entlang der Museumsinsel zwischen Bodemuseum und Auswärtigem Amt wieder zum Schwimmbecken machen kann; mit natürlich gereinigtem Wasser, das Badequalität hat.
Vier Millionen Euro hat der Flussbad-Verein von Bund und Land schon bekommen, um die Pläne für Berlins ungewöhnlichste Badewanne inmitten der Stadt voranzutreiben. Doch jetzt treten die Denkmalschützer mächtig auf die Bremse. Es gibt „Einwände bis zum Extremen“, sagt Architekt Tim Edler, der eine „klar ablehnende Haltung des Landesdenkmalamtes“ spürt.
„Völlig unvorstellbar“ sei für die Denkmalschützer die breite Treppenanlage am Lustgarten, die Edler und sein Team als repräsentativen Zugang planen. Weil sich der Kupfergraben im sogenannten Pufferbereich des Weltkulturerbes Museumsinsel befindet, schrien die Denkmalschützer sofort auf, sobald sich etwas ändern soll. Selbst notwendige Abflussrohre entlang der Uferwand, die Edler unter der Wasseroberfläche verlegen will, akzeptiert das Landesdenkmalamt bisher nicht. Tim Edler ist bei all den vorgetragenen Bedenken nicht klar, ob die Behörden dabei nur gegen bauliche Veränderungen wie die Zugangstreppen sind, oder ob es sie prinzipiell stört, dass hier zukünftig Menschen baden. „Wir bauen aber keine Spaßlandschaft mit Liegewiesen, sondern wollen nur einen Kanal so aufräumen, dass man ihn wieder nutzen kann“, beruhigt der Flussbad-Erfinder. Konkrete Vereinbarungen mit dem Denkmalschutz gibt es noch keine; auch keine Beschlüsse seitens des Senats. Edler hofft auf Verständnis der Denkmalschützer und zeigt sich kompromissbereit. Statt der breiten Treppe am Lustgarten könnten zwei schmalere Zugänge ins Wasser an beiden Seiten des zukünftigen 850 Meter langen Flussschwimmbades gebaut werden: einer direkt an der Monbijoubrücke am Bodemuseum und einer vor der European School for Management and Technology (ESMT Berlin) – dem früheren Staatsratsgebäude der DDR.
"Der Lustgarten soll Lustgarten und ein dem Humboldt-Forum und der Museumsinsel gewidmeter Freiraum bleiben", teilt das Landesdenkmalamt auf Nachfrage der Berliner Woche. Das Amt schlägt als Kompromiss vor, einen Zugang zum Bad gegebenenfalls in Höhe des Staatsratsgartens zu überprüfen und alternative Reinigungsverfahren zu einem Pfanzenfilter zu entwickeln.
Der gemeinnützige Flussbad-Verein eröffnet im ESMT-Garten am 10. Juni auch eine öffentliche Ausstellungs- und Veranstaltungsplattform zum Flussbad-Projekt. Die Terrassenanlage zeichnet den aus Skizzen rekonstruierten Grundriss des Schwimmerbeckens der „Doppel-Badeanstalt“ im Maßstab 1:1 nach, die zwischen 1895-97 im Mühlengraben eröffnete und 1925 geschlossen wurde.
Von der Informationsplattform am Ufer kann man auch die schwimmende Pilotanlage beobachten, in der das Spreewasser natürlich gereinigt wird. Das Laborschiff ist bereits im Historischen Hafen vor Anker gegangen und soll spätestens Ende Juni an seinem endgültigen Liegeplatz am Staatsratsgebäude mit den Messungen beginnen.
Für ein weiteres Problem der Denkmalschützer hat Tim Edler bereits eine Lösung vorgeschlagen: Er will das geplante Filterbecken vor dem Auswärtigen Amt in der Friedrichsgracht 15 Meter auf beiden Seiten der denkmalgeschützten Jungfernbrücke von Bepflanzung freihalten. Die Denkmalschützer hatten moniert, dass sich wegen der Schilfpflanzen das Bauwerk nicht mehr im Wasser spiegeln könne. Dies störe den Gesamteindruck.DJ
Saubere Spree: die Idee
Um das Wasser zu klären, soll der Bereich rund um die Fischerinsel bis zum Hauptarm der Spree renaturiert werden. Pflanzen und Kiesschichten filtern das Wasser natürlich. Der Altarm wird zum ökologischen Wasserpark, in dem Fußgänger auf Stegen spazieren können. Die nördliche Ufermauer kommt weg, und es werden Böschungen angelegt, so dass der Flusslauf weich ins Gelände übergeht. Das eigentliche Schwimmbecken wäre zwischen Bodemuseum und der früheren Schleuse am Auswärtigen Amt. Über breite Treppen kommt man ins Wasser. Abwässer, die derzeit zum Beispiel bei Starkregen aus der Kanalisation in den Kupfergraben fließen, könnten unter einem Steg in einem separaten Kanal parallel zur Ufermauer geleitet werden. Nach den Plänen könnte man Duschen, Toiletten und Umkleideräume unsichtbar in den ungenutzten Katakomben unter dem ehemaligen Kaiserdenkmal am Schloss integrieren.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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