Der Preußenkönig muss umziehen
Die Hohenzollerngruft unter dem Berliner Dom wird komplett saniert
Deutschlands wichtigste dynastische Grablege wird ab 1. März für drei Jahre geschlossen. Die Gruft wird für mehr als 18 Millionen Euro komplett saniert und umgebaut.
Prunkvolle Sarkophage aus Blei, Holz oder Stein im Gewölbekeller mit Säulen: Seit 1999 können Besucher zur letzten Ruhestätte der Hohenzollern unter dem Berliner Dom hinabsteigen. In der Gruft ruhen 96 Tote aus dem Haus Hohenzollern, darunter Berühmtheiten wie Preußenkönig Friedrich I., Königin Sophie-Charlotte, Königin Elisabeth Christine und der Große Kurfürst. Die Gruft ist die wichtigste dynastische Grablege Deutschlands und gehört neben der Kapuzinergruft in Wien, den Königsgräbern in der Kathedrale St. Denis von Paris und der Gruft der spanischen Könige im Escorial bei Madrid zu den bedeutendsten herrschaftlichen Grablegen Europas.
Jetzt werden die schweren Prunksärge ausgelagert. Denn die Hohenzollerngruft wird nach jahrelangen Planungen in den kommenden drei Jahren komplett saniert. 18,6 Millionen Euro sind veranschlagt, sagt Dom-Sprecherin Svenja Pelzel. Das evangelische Gotteshaus bekommt dafür Fördermittel der Cornelsen Kulturstiftung, vom Senat und vom Bund. Zehn Prozent der Projektkosten trägt die Berliner Domgemeinde. Vor vier Jahren wurden noch Sanierungskosten von mindestens zehn Millionen Euro kalkuliert.
Stoffbezüge schimmeln, Farbe platzt ab
Mit den Millioneninvestitionen sollen der Dom barrierefrei zugänglich und die Grablege zu einem würdevollen Ort der Totenruhe umgestaltet werden, heißt es. Bisher gibt es nur eine kleine Kellertreppe in die Gruft – für Rollstuhlfahrer unerreichbar, und lediglich vier Toiletten im unteren Geschoss. Geplant sind Fahrstühle zur Gruft und zum Dom-Museum, eine Klimaanlage, ein großzügiges Treppenhaus und eine moderne Toilettenanlage.
Durch die fehlende Klimaanlage war es in den vergangenen Jahren immer mehr zu Schäden an den historischen Sarkophagen gekommen. Der Grund: Im Gruftgeschoss ist es zu warm und zu feucht. Die Stoffbezüge an den wertvollen Särgen aus fünf Jahrhunderten schimmeln deshalb, die Farbe auf den Metallsärgen platzt ab. Das liegt auch daran, dass immer mehr Besucher kommen und die Wärme mit nach unten bringen. Waren es anfangs 400 000 Touristen im Jahr, steigen heute fast doppelt so viele hinunter in die Gruft.
Zum Sanierungskonzept gehört auch ein besseres Lichtkonzept. „Die wertvollen Särge aus fünf Jahrhunderten kommen in dem diffusen Licht der Hohenzollerngruft aktuell nicht zur Geltung“, heißt es auf der Dom-Website. Für die Besucher wird es zukünftig zudem einen eigenen Informationsbereich geben.
"Historischer Ort nationalen Gedenkens"
Die Sanierung wird von Domarchitektin Sonja Tubbesing geleitet. Alle Maßnahmen wurden eng mit dem Landesdenkmalamt abgestimmt und sollen dazu dienen, „den Charakter der Hohenzollengruft als würdevolle dynastische Grabstätte und historischen Ort des nationalen Gedenkens zu betonen und zu verstärken“, heißt es.
„Auf keinen Fall soll die Gruft einen musealen Charakter erhalten. Alle vorgeschlagenen Maßnahmen ordnen sich diesem Ziel unter“, steht im Sanierungskonzept. Details zu den Baumaßnahmen, zur Auslagerung der Sarkophage oder zur geänderten Wegeführung während der Bauzeit wollen Stephan Harmening, Vorsitzender des Domkirchenkollegiums, Domarchitektin Sonja Tubbesing und Gerhard Schlotter vom Architekturbüro BASD Schlotter auf einer Pressekonferenz am 13. Februar bekanntgeben.
Die Hohenzollerngruft wurde 1905 errichtet und im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, als eine Bombe 1944 die Kuppel des Berliner Domes traf. Diese brannte zwei Tage lang, stürzte dann in die Tiefe und durchschlug die Gewölbedecke der Gruft. Dabei wurde unter anderem der Holzsarg von Königin Elisabeth Christine zerstört. 1975 wurde die Denkmalskirche auf der Nordseite des Domes abgerissen und damit der ursprüngliche Zugang zur Hohenzollerngruft verbaut.
Ihr heutiges Aussehen hat die Hohenzollerngruft durch den Wiederaufbau des Domes in den 1990er-Jahren erhalten. Dieser Wiederaufbau wurde mit Hilfe des Bundes, des Landes Berlin und des Dombau-Vereins finanziert. Die Gestaltung der Hohenzollerngruft wurde damals maßgeblich von Dombaumeister a.D. Rüdiger Hoth geprägt.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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