Strom abgestellt, Fenster herausgerissen
Eigentümer schickt Sicherheitsfirma in die Habersaathstraße 40-48
Neues Kapitel im Streit um die Habersaathstraße 40-48. Am Morgen des 9. August sollen Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma unangemeldet im Haus aufgetaucht sein, sich Zutritt zu den Wohnungen verschafft, Stromzähler abmontiert, Fenster herausgerissen und Waschbecken zerstört haben. Weder Bewohner noch Bezirksamt waren informiert.
Laut Linksfraktion wurde am Vormittag im Treppenhaus ein Zettel aufgehängt, der die Bewohner informierte, "dass alle Nutzungsverhältnisse und Duldungen fristlos gekündigt werden. Die Bewohnenden hätten bis zum 9. August 10 Uhr (nur 30 Minuten später) Zeit, die Wohnungen zu verlassen." Alle Habseligkeiten, die anschließend noch in der Wohnung seien, würden entsorgt werden.
Um das Haus wird seit Jahren gerungen. Der Eigentümer, die Arcadia Estates GmbH, will das Gebäude abreißen, um einen Neubau zu errichten (wir berichteten). Doch eine bis Ende Juli geltende Abrissgenehmigung ließ der Eigentümer verfallen. Eine Chance für den Bezirk, "preiswerten Wohnraum zu erhalten und den klimaschädlichen Abriss zu verhindern", erklärt die Initiative "Leerstand Hab-ich-Saath", die für den Erhalt des Hauses kämpft. Laut Initiative leben in dem Haus acht Bestandsmietparteien, mehr als 60 Obdachlose und rund 150 Flüchtlinge aus der Ukraine.
Der stellvertretende Bürgermeister Carsten Spallek (CDU) und Vertreter der Bau- und Wohnungsaufsicht des Bezirksamts Mitte haben sich am gleichen Tag einen Überblick über die Schäden im und am Haus verschafft. Dabei wurden "Beschädigungen der Bausubstanz (herausgerissene Fenster, zerstörte Waschbecken) und teilweise auch von Einrichtungsgegenständen festgestellt. Zudem stellte sich heraus, dass offensichtlich in einigen Wohnungen der Strom und die Wasserversorgung unterbrochen und Haustürschlösser ausgetauscht wurden." Das Bezirksamt kündigte an, den Eigentümer unverzüglich zu einem Erörterungstermin einzuladen und Aufklärung zu verlangen. Die Linksfraktion erwartet jedoch noch mehr. Sie fordert das Bezirksamt unter anderem auf, den Gebäudekomplex zu beschlagnahmen, die Bewohner in gleichwertigen Unterkünften unterzubringen und ihnen eine rechtliche Unterstützung anzubieten.
Der Eigentümer reagierte auf unsere Anfrage nicht.
Autor:Simone Gogol-Grützner aus Zehlendorf |
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