Kultkino im neuen Glanz
Fassadensanierung am Kino International beendet
Der große Schriftzug leuchtet wieder golden: Die Yorck Kinogruppe, zu der das legendäre Kino International seit 1992 gehört, hat die Kinofront sanieren lassen.
Ein riesiges handbemaltes Kinoplakat zum neuesten Tarantino-Film prangt an der Südfassade. Diese Plakatkunst war schon immer das Aushängeschild des Defa-Premierenkinos und wird es auch bleiben, wie Katja Schubert von der Yorck-Gruppe sagt. In den vergangenen Wochen wurde die Kinofront denkmalgerecht saniert. Der riesige Schriftzug "Kino International" wurde abgenommen, gesäubert und im gelblichen Originalton gestrichen. Auch die gesamte Fassade wurde komplett gereinigt und gestrichen. Die Fensterprofile der Panoramafenster des oberen Foyers, das neun Meter über dem Eingangsbereich schwebt, wurden ebenfalls grundgereinigt und saniert.
Die Yorck-Gruppe hatte im Januar für die Restaurierung der Fassaden des unteren Baukörpers und der gesamten Südfassade 25 000 Euro von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) bekommen. Bereits vor zwei Jahren hat die in Bonn ansässige DSD die Restaurierung der östlichen und westlichen Relieffassaden mit 27 000 Euro unterstützt. Die markanten Reliefe mit sozialistischen Motiven wie Menschen bei der Arbeit waren in den Jahrzehnten seit Eröffnung 1963 durch Straßen-dreck immer dunkler geworden. Heute erstrahlen sie in hellem Weiß.
Stück für Stück saniert
Die Yorck-Gruppe will im kommenden Jahr die Sanierung fortsetzen und das imposante Lichtspielhaus im Inneren modernisieren. Bisher erfolgten Verbesserungen immer nur Stück für Stück, so Schubert. So wurden schon die Toiletten saniert, ein Aufzug eingebaut und eine neue Kälteanlage installiert. Im Zuge der Neugestaltung der Karl-Marx-Allee werden auch die Gehwegplatten vor dem Kino wieder originalgetreu hergestellt. Derzeit tobt vor der Kinofront das absolute Baustellenchaos.
Das Kino International in der Karl-Marx-Allee 33 vor dem heutigen Rathaus Mitte (damals stand dort das Hotel Berolina) gilt als herausragendes Baudenkmal der klassischen DDR-Nachkriegsmoderne. Der Entwurf von Josef Kaiser und Heinz Aust ist Teil des zweiten Bauabschnitts der Karl-Marx-Allee (1959-1965) mit Wohnhäusern, Restaurants und kulturellen Einrichtungen wie das Café Moskau oder die Mokka-Milch-Eisbar. Das Kino International war bis 1990 das Premierenkino der DDR. Zahlreiche Defa-Filme hatten dort ihre Uraufführung. Speziell für die Partei- und Staatsführung wurde seinerzeit die achte Reihe, in der man eine optimale Sicht hatte, mit einer besonderen Beinfreiheit versehen. Im obersten Geschoss gab es auch den Jugendclub International. Dort fanden auch bedeutende Konzerte wie von der Ostberliner Punkband Feeling B statt, aus der Deutschlands international erfolgreichste Band Rammstein hervorgegangen ist.
Das Kino International mit seinen öffentlich zugänglichen Klubräumen, Bar und Café war beliebter Treffpunkt der DDR-Jugend. Das einstige Defa-Premierenhaus ist bis heute eines der wichtigsten Uraufführungskinos in Berlin und seit 1990 jährlich Spielort der Berlinale. Das denkmalgeschützte Großkino beeindruckt durch sein 1960er-Jahre Ambiente mit den Sesseln oder Holzvertäfelungen und der eleganten Panoramabar als Vorhalle zum Kinosaal.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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