Fischerinsel-Hochhaus gestoppt: Bezirk genehmigt WBM-Wohnturm nicht
Mitte.Das auf der Fischerinsel/Ecke Mühlendamm geplante Wohnhochhaus der Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) ist vorerst gestoppt. Baustadtrat Carsten Spallek (CDU) hat die Bauvoranfrage der WBM negativ beschieden.
Das freie Eckgrundstück Fischerinsel/Mühlendamm ist eingezäunt, 84 Bäume bereits gefällt, die 64 Stellplätze verwaist: Doch ob das geplante Gebäudeensemble inklusive Hochaus mit knapp 200 Wohnungen gebaut wird, ist derzeit unklar. Anwohner protestieren seit Bekanntwerden der Hochhauspläne gegen den Wohnturm. Jetzt blockiert auch das Stadtplanungsamt das WBM-Neubauprojekt.
Passt nicht in die Umgebung
Das 19-geschossige Hochhaus passe nicht in die Umgebung und störe die bestehenden Strukturen, heißt es in dem abgelehnten Bauvorbescheid. Der Bereich sei „durch die sieben- bis achtgeschossige Blockstruktur, 21-geschossige Wohnhochhäuser und ein- bis zweigeschossige Gebäude geprägt. Diese drei Bebauungstypologien ziehen sich sehr restriktiv durch den gesamten Beurteilungsbereich. Das geplante Gebäude mit seinen unterschiedlichen Höhen bricht mit diesem Strukturrhythmus“, so die bezirkliche Baubehörde.
Vor einem Jahr haben Senat und WBM nach einem europaweiten Wettbewerb das Projekt des Berliner Büros DMSW zum Sieger gekürt. Demnach ist eine U-förmige Blockrandschließung entlang Fischerinsel und Mühlendamm mit acht Geschossen geplant, aus deren Sockel am Mühlendamm zur Mühlendammbrücke hin ein 19-geschossiges Hochhaus (58 Meter) emporwächst. Die sechs Hochhäuser aus den 70er-Jahren auf der Fischerinsel mit 21 Stockwerken sind 65 Meter hoch. Für Baustadtrat Carsten Spallek ist auch die Gebäudetiefe von bis zu 16,50 Meter nicht genehmigungsfähig. „Der Bebauungsplan soll nur eine Gebäudetiefe von 14 Metern festsetzen“, so Spallek.
Senat von Ablehnung überrascht
Der B-Plan I-58B wurde vor Jahren aufgestellt, aber bisher nie beschlossen. Demnach ist eine Blockrandbebauung zulässig. Ein Hochhaus ist nicht vorgesehen. Auch im Planwerk Innere Stadt der Senatsbauverwaltung von 1999 ist an der Stelle kein Hochhaus vorgesehen. Auf dem Grundstück sollten vier- bis sechsgeschossige Häuser entstehen, die sich am früheren Stadtgrundriss orientieren. Das Areal rund um die Fischerinsel gilt als Keimzelle Berlins.
Die WBM wollte das Neubauprojekt im vereinfachten Baurechtsverfahren nach Paragraph 34 durchziehen. Projekte sind demnach genehmigungsfähig, wenn sie sich in die Umgebung einfügen. Für alles andere müssen B-Pläne aufgestellt werden, bei denen die Bürger umfassend beteiligt werden müssen.
Wie es jetzt weitergeht, ist momentan unklar. Fakt ist, dass mit dem Nein vom Bezirk der Baubeginn für Ende 2016 nicht zu halten ist und das Vorhaben wesentlich teurer wird. Die WBM könnte die Entwürfe umplanen und einen neuen Bauvorbescheidsantrag einreichen. „Wir prüfen das jetzt und suchen das Gespräch mit dem Bezirk“, sagte WBM-Sprecherin Steffi Pianka. Bausenator Andreas Geisel (SPD), der das Wohnungsprojekt der landeseigenen WBM unbedingt will, ist „über die Ablehnung des Bezirkes überrascht, denn der Bezirk war bisher eingebunden“, wie Geisels Sprecherin Petra Rohland sagt. Sie geht davon aus, dass die WBM in Widerspruch gehen wird. „Als Widerspruchsbehörde werden wir dann eine Antwort geben“, so Rohland. Mittes SPD-Wahlkreiskandidat und SPD-Landeschef Jan Stöß forderte nach der Entscheidung des Bezirks Mitte „einen Neustart mit breiter Bürgerbeteiligung“. DJ
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.