Forum Stadtbild Berlin e. V.: „Stichwort“ – Gesprächsabend mit Experten und interessierten BürgerInnen
Das Forum Stadtbild Berlin spricht in seinen regelmäßigen Dienstag-Abend-Treffen über historische und gegenwärtige Stadtgeschichte und Stadtbild-Entwicklungen. Von allen Mitgliedern gesammeltes Material wird allen Anwesenden wie in einem Lesecafé am Abend zur Verfügung gestellt. Im Verein wurde bereits über Möglichkeiten der Wiederbelebung verlorener Stadtgebiete anhand von Einzelbauten debattiert. Besonders interessant erschien nun, dass es an der Klosterstraße seit 1726 eine Französische Kirche für die Réfugiés gab, die in Alt-Berlin wohnten.
Nun hat das Forum Stadtbild Berlin e. V. am 20.3.2018 ein neues Format in sein Programm aufgenommen – den Gesprächsabend unter dem Motto „Stichwort + aktuelles Thema“. Anlass für das neue Format war der jetzt festgesetzte Bebauungsplan für den Molkenmarkt in Berlin-Mitte. Selbstverständlich alles ehrenamtlich.
Stichwort: Molkenmarkt
Die Französische Kirche
Dipl.-Ing. Hans-Karl Krüger, Vorstandsmitglied, ergriff die Initiative und versammelte Stadthistoriker, junge Architekten und gestandene Fachleute um sich.
Erster Gast beim Auftakt der Gesprächsabende „Stichwort“: Molkenmarkt | Die Französische Kirche an der Klosterstraße war Herr Stephan Krämer, secrétaire der Französischen Kirche, von Beruf Hochschullehrer, bestens vertraut mit der Geschichte der Hugenotten.
Die Grundsteinlegung für die Französische Kirche an der Klosterstraße fand 1721 statt, und 1726 wurde die Kirche durch König Friedrich Wilhelm I. eingeweiht. 1734 erhielt sie als erste der reformierten französischen Kirchen eine Orgel. Diese wurde von Johann Joachim Wagner gebaut. Im Mai 1836 wurde hier Theodor Fontane von dem Geistlichen August Fournier eingesegnet.
Später erfuhr die Französische Klosterstraßenkirche neben Bebauungserweiterungen auch zahlreiche Wandlungen, bis hin zur Nutzung als Theater und Kino. 1944 wurde sie zerstört. Hier sieht der Bebauungsplan einen Gedächtnisort vor, dessen Gestaltung noch nicht genauer bestimmt ist.
Vor diesem Hintergrund wäre es interessant zu erfahren, welche Rolle die Französische Kirche am Jüdenhof in diesem Viertel Alt-Berlins noch gespielt hat. Und wie die Kirche der Hugenotten den Bildungs- und Fürsorge-Gedanken versteht, der traditionell, neben der Armenfürsorge, zur Gemeindearbeit gehört. Der Gedanke „Soutenir notre Èglise“ zieht sich durch die gesamte Geschichte seit dem Edikt von Potsdam. Die Erziehungs- und Bildungskonzepte der Hugenotten* dürften auch für uns heute interessant sein.
Um die öffentliche Debatte zu befördern, richtet der Verein Forum Stadtbild Berlin e.V. nun auch eine Internetseite zu dieser Reihe „Stichwort + aktuelles Thema“ ein, die vom Redaktionsteam Hans-Karl Krüger und Anne Schäfer-Junker betreut wird. Meinungen und Anfragen können so an den Verein herangetragen werden. www.molkenmarkt-berlin.de (im Aufbau). Zudem plant ein 4-köpfiges Konzeptteam um Hans-Karl Krüger – Dieter Raab, Gert Lehnhardt, Dr. Manfred Koch und Dr. Peter Dähne – im Oktober 2018 eine Ausstellung zum Molkenmarkt am historischen Ort im Klosterviertel. Der Arbeitstitel könnte sein: „Lebensort Molkenmarkt“.
Anne Schäfer-Junker, anne.junker@gmx.de Französisch Buchholz.
*Der Begriff Hugenotten umschließt die Angehörigen der calvinisch- bzw. evangelisch-reformierten Kirche Frankreichs und ihre im Refuge geborenen Nachfahren. Die Hugenotten nannten sich selbst „françois réfugiés“. Erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts stellt der Begriff Hugenotte eine Selbstbezeichnung dar. (BISCHOF, Lex. Dtsch. Hugenotten-Orte)
Autor:Anne Schäfer-Junker aus Französisch Buchholz |
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