Gehwegsanierung: Jeder einzelne Baum an der Leipziger Straße wird erhalten
Mitte. Der Senat lässt ab 2017 den Gehweg auf der Nordseite der Leipziger Straße zwischen Spittelmarkt und Charlottenstraße sanieren. Die insgesamt 47 Platanen und Ahorne, die 1981 gepflanzt wurden, werden freigelegt und bekommen mehr Platz für ihre Wurzeln.
Die armdicken Wurzeln der Platanen haben die Gehwegplatten und Hohlsteine der Hochbeete hochgedrückt. In den Hohlräumen der maroden Einfassungen und Sitznischen fühlen sich Ratten besonders wohl. Anwohnerinitiativen wie die IG Leipziger Straße beklagen seit Jahren den Zustand der nördlichen Leipziger Straße, ekeln sich über die Rattenplage auf dem Boulevard.
Der Senat hat deshalb beschlossen, noch vor dem geplanten Umbau der Leipziger Straße – irgendwann soll hier eine Straßenbahn eingebaut werden – den Gehweg zu sanieren.
Platanen sind gesund
Vorher wurde Berlins Baumpapst Professor Hartmut Balder vom Institut für Stadtgrün mit einem Baumgutachten beauftragt. Der Experte sollte herausfinden, ob die 1981 gepflanzten Platanen gesund und erhaltenswert sind. Sein Fazit: Die Bäume sind vital, die Wurzeln intakt. Wenn jeder Baum individuell betrachtet und auf seine Wurzelentwicklung Rücksicht genommen wird, „stehen die noch 100 Jahre“, so Balder.
Bürger beklagen oft, dass die Behörden bei Baumaßnahmen zu schnell mit der Kettensäge anrücken. In der Leipziger Straße war das anders. Seit Februar wurde am Spittelmarkt eine 80 Meter lange Probestrecke aufgegraben. Die beauftragten Landschaftsarchitekten vom Büro Glaßer und Dagenbach haben in Handarbeit jede Gehwegplatte entfernt und alle Wurzeln freigelegt. „Um die Wurzelhaut nicht zu verletzen, wurden die freigelegten Wurzeln mit Jutedecken eingewickelt, damit sie nicht austrocknen“, so Landschaftsarchitekt Udo Dagenbach.
Wurzeln suchen sich ihren Weg
Das Problem: Zu DDR-Zeiten wurden Jahre nachdem die Bäume gepflanzt und die Gehwegplatten verlegt wurden, Hochbeete um die Bäume gebaut. Dazu wurde einfach Erde auf die Platten geschüttet. Die Baumwurzeln haben sich deshalb ihren Weg oberhalb der alten Gehwege und darunter gesucht. In mühseliger Handarbeit werden nun alle Platten und Steine zwischen dem Wurzelgeäst entfernt. Einen „Wurzelkrimi“ nennt Dagenbach das, was seine Leute da machen. Längere Wurzeln, die sich weiter Richtung Häuserzeile durchkämpfen, werden abgesägt und versiegelt. „Diese Gründlichkeit habe ich so noch nicht erlebt“, sagt der Landschaftsplaner zur individuellen Baumpflege. Balder hatte in seinem Gutachten empfohlen, „sich bei der Umgestaltung an den räumlichen Wurzelentwicklungen zu orientieren“. Das machen die Architekten auch.
Um die Bäume werden Erdhügel aufgeschüttet, die mit Stauden bepflanzt werden. Über jede Wurzel kommen mindestens 20 Zentimeter Mulch und Spezialsubstrat. Weil die Wurzeln überall anders verlaufen, sehen die modellierten Pflanzhügel jeweils anders aus. Auch die Begrenzung zum Gehweg variiert von Baum zu Baum. „Die Wurzel gibt das Design vor“, sagt Architektin Sabrina Schröder. Sie hat zusammen mit ihrem Chef Udo Dagenbach bei der letzten Bürgerversammlung zwei Varianten vorgestellt, wie die Pflanzhügel gestaltet werden können. Die Anwohner sollen jetzt entscheiden, ob sie eine geschwungene Abgrenzung zum neu gepflasterten Gehweg oder winkelige Kanten möchten. Auch welche Bänke aufgestellt werden, können die Leute mitentscheiden.
Teststrecke am Spittelmarkt
Der sanierte Gehweg soll zukünftig auch vier Meter hohe Lichtstelen bekommen. Für die Bauarbeiten auf der 600 Meter langen Nordseite der Leipziger Straße stehen etwa eine Million Euro aus dem Plätzeprogramm zur Verfügung. Die Sanierung soll 2017 starten. Bis Ende Juni wird die Teststrecke am Spittelmarkt mit neuer Pflasterung fertiggestellt. Dann können die Leute sehen, wie schick der Gehweg der Leipziger Straße aussehen wird. DJ
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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