Geschichte unterm Molkenmarkt
Größte innerstädtische Großgrabung hinter Rotem Rathaus gestartet

Seit Anfang September graben Archäologen des Landesdenkmalamtes untergegangene Stadtquartiere rund um den historischen Molkenmarkt frei. Vor der Rekonstruktion des Klosterviertels sollen Spuren aus 800 Jahren Stadtgeschichte dokumentiert werden.

Am Mühlendamm suchen Archäologen bereits seit Monaten nach historischen Schichten im Untergrund, bevor die Straßenbauer das Gebiet aufreißen. Die Grabungen sind bisher die größten innerstädtischen und sollen im kommenden Jahr erweitert werden.

Insgesamt werden bis etwa 2023 rund 25 000 Quadratmeter Fläche archäologisch untersuch. Die Grabungen sollen Spuren sichern und erhalten, bevor die städtebauliche Neustrukturierung rund um den Molkenmarkt auf historischem Stadtgrundriss beginnt. Der Bebauungsplan (B-Plan 1-14) wurde vor drei Jahren festgesetzt. Um Platz für das neue Klosterviertel mit Wohn- und Geschäftshäusern zu schaffen, soll der Straßenzug Mühlendamm, Spandauer Straße und Grunerstraße verschwenkt und zukünftig direkt vorm Roten Rathaus auf der jetzigen Gustav-Böß-Straße vorbeigeführt werden.

Auf der Grunerstraße mit dem mittleren Parkstreifen standen einst zahlreiche Häuser. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Ruinen in der DDR abgerissen. Auf den freiwerdenden Flächen der heutigen Verkehrsschneise entsteht Platz für zahlreiche neue Gebäude, die auf den Grundrissen des historischen Klosterviertels gebaut werden. Die Archäologen wollen, wenn möglich, ihre Spuren im Untergrund erhalten. Auch wenn die Neubauten die historische Substanz im Boden zum größten Teil zerstören werden, könnten ausgewählte Bestände in „Archäologischen Fenstern“ gezeigt werden, heißt es aus dem Landesdenkmalamt.

„Unter Parkplatzflächen und Gehwegplatten zwischen Rotem Rathaus, Altem Stadthaus und Klosterkirchenruine verbergen sich bis in eine Tiefe von vier Metern vielfältige Spuren aus 800 Jahren Stadtgeschichte“, sagt Landeskonservator Christoph Rauhut. Dazu gehören Fundamente von Bürgerhäusern, Klausurbauten des Franziskanerklosters oder auch technische Anlagen wie ein vor 100 Jahren stillgelegtes Elektrizitätswerk neben dem Roten Rathaus. Bei den Grabungen kamen bisher unter anderem ein Weg aus dem Mittelalter, ein Straßenschild aus der Kaiserzeit, Geschirr und ein zugeschütteter Bombenkrater zum Vorschein.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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