"Geht jetzt wie geschnitten Brot"
Grundschule an der Adalbertstraße feiert Richtfest
Die neue modulare Grundschule mit Sporthalle an der Adalbertstraße feierte jetzt Richtfest. 576 Schüler werden dort ab Februar lernen. Dem Neubau gingen zähe Diskussionen voraus.
Im Mai war Mittes Schulstadtrat das letzte Mal vor Ort. „Da war der Neubau noch ohne Fenster.“ Heute, drei Monate später, steht Benjamin Fritz (CDU) wieder auf der Baustelle. Ein Kran zieht über ihm den Richtkranz hoch. Die neue Grundschule ist zur Halbzeit fertig, gut neun Monate nach Baubeginn. Der Senat macht Tempo bei der Schulbauoffensive. „Das ist hier das siebte Richtfest in 14 Monaten“, verkündet Bausenator Christian Gaebler (SPD). „Alle zwei Monate bringen wir eine neue Schule an den Start.“
Die an der Adalbertstraße soll im Februar 2024 fertig sein. Der modulare Typenbau aus seriell vorgefertigten Bauteilen ist dann vierzügig und hat Platz für 576 Grundschüler. Ins Erdgeschoss ziehen eine Mensa und ein Mehrzweckraum ein, in die drei Obergeschosse die Fachräume, Schulverwaltung und eine Bibliothek. Weil auf dem Grundstück an der Ecke Melchiorstraße wenig Platz ist, wird die Sporthalle mit Zuschauergalerie integriert. Auch Vereine dürfen die sechs Hallenteile nutzen. Die Dächer werden begrünt und mit Photovoltaik bestückt. Regenwassermanagement und Barrierefreiheit sind inzwischen vorgeschriebene Standards.
Vom Konzept her wird die neue Grundschule eine sogenannte Compartmentschule. Ein Compartment funktioniert wie eine kleine Schule in einer großen Schule. Unterrichtsräume und der Teambereich für Lehrer und Erzieher gruppieren sich um einen zentralen Raum. Dieses Forum kann als Treffpunkt, Pausenraum oder für Einzel- und Gruppenarbeiten genutzt werden. Die Schulbauweise setzt außerdem auf Transparenz. Lehrer und Schüler sollen aus den Unterrichtsräumen in das Forum schauen können, weshalb Türen oder Wände teilweise aus Glas sind. Das schafft ein Gemeinschaftsgefühl und erlaubt den Pädagogen zu überblicken, wo die Schüler gerade sind, die im Forum arbeiten.
Für viele Eltern jedenfalls wird der Schulneubau ein Segen sein, da gerade im Quartier der nördlichen Luisenstadt an der Grenze zu Kreuzberg neue Schulplätze dringend nötig sind. Das bestätigt Stadtrat Benjamin Fritz (CDU). „Wir haben hier die höchste Nachfrage in Mitte.“ Denn im Quartier gibt es nur die City- und die Gutsmuths-Grundschule und die würden bereits „Schüler über Plan“ aufnehmen. Die neue Grundschule, gebaut nach dem Entwurf des Berliner Architekturbüros Bruno Fioretti Marquez, entlastet die beiden also. Ihrem Bau gingen allerdings zähe Diskussionen voraus, auch in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV).
Auf dem Grundstück stand früher eine Schulruine aus DDR-Zeiten. Weil der Plattenbau wegen gesunkener Schülerzahlen nicht mehr gebraucht wurde, übertrug das Bezirksamt Mitte das Grundstück 2007 an den Liegenschaftsfonds, um das kostenintensive Grundstück loszuwerden. Doch dann stiegen die Schülerzahlen wieder und das Grundstück ging 2013 zurück ins Bezirksvermögen. Damals rechnete das Schulamt noch mit einer Summe von 5,5 Millionen Euro für die Sanierung des Altbaus. Doch es kam anders. Die Schule wurde dann doch nicht so schnell benötigt und der Bezirk bot dem Senat das Areal als Zwischennutzung für ein Flüchtlingsheim an. Das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) und der Bezirk konnten sich 2014 jedoch nicht einigen, denn das Lageso beharrte damals auf einem langfristigen Mietvertrag. Der Bezirk aber wollte sich die spätere Nutzung als Schule offenhalten. Und so scheiterten die Verhandlungen. Schließlich entschied man sich im Rathaus 2019 dafür, den maroden Plattenbau abzureißen und dort eine komplett neue Schule zu bauen. Dabei gab es auch Streit mit einem ansässigen Tennisclub, denn dessen Flächen wurden teils für den Schulneubau gebraucht. Nach längeren Verhandlungen einigte man sich und das Bestandsgebäude wurde bis 2022 abgerissen.
Die neue Schule kostet samt Sporthalle und Außenanlagen rund 64 Millionen Euro. Die Freiflächen sollen bis November 2024 fertig sein. Berlinweit entstehen mit der Schulbauoffensive, die inzwischen in Phase Zwei ist, bis in den September hinein rund 4000 neue Schulplätze an 19 Standorten. „Das geht jetzt wie geschnitten Brot, eine Schule nach der nächsten wird fertig“, so Torsten Kühne, Staatssekretär für Schulbau. Gebaut wird modular, wegen des Zeit- und Kostendrucks. In Mitte entsteht gerade auch an der Reinickendorfer Straße 60 eine neue Grundschule. Die geht etwa sechs Monate später als die Schule an der Adalbertstraße ans Netz. Und in der Schulstraße 97, ebenfalls im Wedding, baut die Howoge im Auftrag des Senats ein vierzügiges Gymnasium mit 664 Plätzen. Das wird laut Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) in zwei Jahren fertig. In der neuen Grundschule am Nordhafen in der „Europacity“ war dagegen schon im vorigen September Schlüsselübergabe.
An Berlins öffentlichen Schulen lernen heute rund 350.000 Kinder. Die Zahl war zuletzt im Jahr 2000 so hoch.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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