Von Frauen für Frauen
Grundsteinlegung für lesbisches Wohnhaus

Das lesbische Wohnprojekt an der Berolinastraße ist einen Riesenschritt weiter.  | Foto:  Ulrike Kiefert
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Für den altersgerechten Neubau eines Wohnhauses für lesbische Frauen unweit vom Alexanderplatz kam jetzt der Grundstein in den Boden. Bis dahin war es ein steiniger Weg. Anfang 2026 soll der Achtgeschosser mit 72 Wohnungen stehen.

Seit über zehn Jahren kämpft die Initiative lesbischer Frauen „Rad und Tat“ (RuT) für ihr eigenes Wohnprojekt. Nun kam der Grundstein für Europas erstes Wohnhaus für lesbische und queere Frauen in den Boden. Nicht irgendwo am Stadtrand, sondern mitten in Berlin, nicht weit weg vom Alexanderplatz an der Berolinastraße. Jutta Brambach war die Erleichterung anzuhören. „Mit der Grundsteinlegung kommen wir einen Riesenschritt weiter“, sagte die RuT-Geschäftsführerin. „Seit 14 Jahren sind wir nun schon dabei, es war ein langer Weg.“

Der Neubau, den die städtische WBM auf einem früheren Parkplatz errichtet und an die Initiative vermietet, wird 72 Mietwohnungen haben. Der Großteil ist barrierefrei, 35 sind gefördert. Die Einstiegsmiete liegt bei sieben Euro pro Quadratmeter. An das Wohnprojekt angeschlossen sind eine Pflege-WG mit acht Plätzen, ein Kulturzentrum, ein öffentliches Kiez-Café, Beratungs-, Veranstaltungs- und Nachbarschaftsräume im Erdgeschoss. Es ist ein Generationenwohnhaus, in dem lesbische und queere Frauen in diskriminierungsfreier und nachbarschaftlicher Umgebung ein gutes Leben führen und ihr Alter genießen sollen. Für Frauen, von Frauen und mit Frauen. Das ist die Vision der Macherinnen. „Als europaweit wegweisendes Projekt steht das geplante Wohnprojekt für lesbische und queere Sichtbarkeit“, so Brambach.

Die Baugrube. | Foto: Kiefert

Fertig werden soll der Achtgeschosser nach dem Entwurf von Galandi Schirmer Architekten und Ingenieure GSAI Anfang 2026 und damit etwas später als geplant. Ende 2021 hatten die WBM und die „RuT“ GmbH“ wie berichtet den Kooperationsvertrag unterschrieben. Das Grundstück hinter dem Rathaus Mitte bekam die WBM 2017 vom Land Berlin übertragen. Kurz nach Unterzeichnung des Vertrages begannen die vorbereitenden Baumaßnahmen und der Aushub der Baugrube. Dann passierte eine Weile nichts, weil Steine und Erde auf Kampfmittelreste und Schadstoffe untersucht werden mussten, bevor sie wiederverwendet werden. So schreibt es die neue Berliner Baustoffverordnung vor.

WBM-Geschäftsführer Steffen Helbig sprach bei der Grundsteinlegung von „hundertprozentig preiswerten und kommunalen Wohnungen, die wir hier in einem bestehenden Quartier bauen“. Und Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) zeigte sich überrascht, „dass dies das erste Projekt dieser Art in Berlin ist“, wo sich die Stadt doch „Regenbogenhauptstadt“ nennt. Für Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) „bereichert dieses Wohnprojekt das Quartier der Karl-Marx-Allee“. Der Bezirk wolle es daher weiter unterstützen. „Ich wünsche aber schon jetzt allen künftigen Bewohnerinnen des Hauses glückliche Jahre.“

Das Generationenwohnhaus. | Foto:  Galandi S. Architekten
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Vergessen wurde allerdings zu erwähnen, dass es auch wegen des Bezirksamtes ein steiniger Weg für das Wohnprojekt war. Welche Hürden es für die Baugenehmigung gab, hatte Jutta Brambach vor ein paar Jahren bei der Vorstellung des Projektes erzählt – wegen der Corona-Pandemie in einer Videokonferenz. So sollte eigentlich jede Wohnung einen Balkon bekommen und die Fassade des Hauses mehr Farbe. Auch mussten die Bauherren wegen der Erhaltungsverordnung für das Wohngebiet rund um die Karl-Marx-Allee, auf die der Bezirk bestand, noch einmal umplanen. Der Neubau sollte sich in die Plattenbauten „einfügen“. Ein weiteres Problem war die Finanzierung des rund 20 Millionen Euro teuren Baus. Zwar beteiligte sich die öffentliche Hand zur Hälfte. Doch für die andere Hälfte musste „RuT“ Spenden sammeln und einen Zuschuss bei der Lotto-Stiftung beantragen. Auch hatte es die Initiative, die 1989 in Westberlin von einer Gruppe älterer und behinderter lesbischer Frauen gegründet wurde, schwer, überhaupt ein Grundstück zu finden. Mehrere Anläufe, etwa am Richardplatz in Neukölln oder nahe dem Bahnhof Südkreuz scheiterten.

Dabei ist die Nachfrage nach solchen Wohnprojekten riesig. Schon vor dem Baustart gab es mehr Interessentinnen als Wohnungen. „Wir haben Anmeldungen ohne Ende“, bestätigte Jutta Brambach. „Deshalb würden wir gern noch ein zweites Wohnprojekt auf den Weg bringen.“ Möglichst ohne Hürden. Apropos Stolpersteine. „Wir werden hier auch künftig auf öffentliche Fördermittel angewiesen sein“, sagte Brambach in Richtung Kai Wegner. „Da wird der Senat nicht drumherum kommen.“

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Ulrike Kiefert aus Mitte

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