Modernes Wohnhaus mit mittelalterlicher Latrine
Grundsteinlegung für WBM-Neubau auf der Fischerinsel

Nach jahrelangen Verzögerungen haben die WBM-Geschäftsführer Steffen Helbig und Christina Geib mit Bausenator Sebastian Scheel und Baustadtrat Ephraim Gothe den Grundstein für den Neubau auf der Fischerinsel gelegt. | Foto:  Nils Hasenau
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  • Nach jahrelangen Verzögerungen haben die WBM-Geschäftsführer Steffen Helbig und Christina Geib mit Bausenator Sebastian Scheel und Baustadtrat Ephraim Gothe den Grundstein für den Neubau auf der Fischerinsel gelegt.
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Mindestens fünf Jahre später als ursprünglich geplant hat die Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) auf dem historischen Eckgrundstück auf der Fischerinsel Ecke Mühlendamm den Grundstein für 210 Wohnungen gelegt.

Nach jahrelangem Streit, Anwohnerprotesten, Umplanungen und archäologischen Grabungen an Berlins Gründungsort ist die Grundsteindose gelegt. Bausenator Sebastian Scheel (Linke) und Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) versenkten die Kapsel am ehemaligen Cöllnischen Fischmarkt gegenüber dem Petriplatz.

Der Ort ist der älteste der Stadt und gilt als Wiege Berlins. Archäologen buddeln dort seit fünf Jahren und waren auch beim kompletten Ausheben der Baugrube wachsam dabei. Im Mittelalter war das Gebiet dicht besiedelt. Die Experten haben 800 Jahre alte Bohlen und Stämme gesichert, die in der Gründungszeit Berlins in den Morast gerammt wurden. Besonders begeistert sind sie von einer bei Grabungen freigelegten gemauerten Latrine aus dem 14. Jahrhundert. Die seinerzeit moderne Mittelalter-Toilette wurde als Block herausgehoben und soll zukünftig neben dem Wohnkarree in der Grünanlage in einer Art „Mini-Freiluftmuseum“ ausgestellt werden, wie WBM-Sprecher Christoph Lang sagte.

60 Prozent geförderter Wohnraum

Bis Juli 2023 entstehen in dem achtgeschossiges Häuserensemble insgesamt 210 Wohnungen. 60 Prozent davon sind gefördert und werden an Mieter mit Wohnberechtigungsschein (WBS) für 6,50 Euro je Quadratmeter kalt vermietet. Die freifinanzierten sollen je nach Lage etwa zehn bis zwölf Euro je Quadratmeter Kaltmiete kosten. In den 210 Wohnungen sind auch 49 möblierte Wohnungen enthalten. Sieben davon sind für Studenten, die anderen für betreutes Seniorenwohnen und Jugendhilfe-WGs. Wie teuer die Studentenapartments sind, konnte Lang nicht sagen. Für die Wohnungen gebe es schon Interessenten, aber die WBM nimmt noch keine Bewerbungen entgegen.

Unklar ist auch, welche Geschäfte in die fünf Gewerbeeinheiten kommen. „Auf jeden Fall kein Supermarkt, weil es gegenüber schon einen gibt“, erklärte Christoph Lang. Die WBM will auf der ruhigeren Seite aber ein Cafe oder Restaurant, wo man auch draußen im Grünen sitzen kann.

Im Erdgeschoss wird auch eine Minikita für 25 Steppkes einziehen. Unter dem grünen Innenhof mit neuen Bäumen und zwei Spielplätzen gibt es eine Tiefgarage. Die Dächer werden begrünt. Die Mieter der Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen bekommen einen Concierge-Service, der für Ordnung und Sicherheit sorgt und tagsüber auch mal Pakete annehmen kann. „Hier in Mitte bauen wir die Stadt immer wieder neu. Dank landeseigener Wohnungsunternehmen wie der WBM entstehen hier aber nicht nur hochpreisige Apartments, Shopping-Malls und Büros, sondern auch dringend benötigte Wohnungen, die für alle Bevölkerungsschichten bezahlbar sind“, sagte Baustadtrat Gothe bei der Grundsteinlegung.

Anwohner protestierten gegen Siegerentwurf

Um das Bauprojekt auf dem einstigen Parkplatz hatte es lange Ärger gegeben; zuletzt wegen viel Müll und Obdachlosen hinterm Bauzaun. Mieter aus den Hochhäusern hatten sich beschwert und bereits 2015 gegen das ursprünglich geplante Hochhaus protestiert. Statt das jetzt achtgeschossigen Neubaus sollte dort eine U-förmige Blockrandschließung entlang Fischerinsel und Mühlendamm mit acht Geschossen entstehen, aus deren Sockel am Mühlendamm zur Mühlendammbrücke hin ein 19-geschossiges Hochhaus (58 Meter) emporwächst. Mit dem Wohnturm hatte das Berliner Architekturbüro DMSW 2015 den europaweiten Wettbewerb von Senat und WBM gewonnen. Gegen das Hochaus gab es massiven Widerstand, vor allem weil die Fischerinsel-Initiative eine starke Verschattung monierte. Nach Bürgerprotesten hatte sich der WBM-Aufsichtsrat 2017 dann gegen den Wohnturm entschieden. Realisiert wird nun der Entwurf des Drittplatzierten aus dem damaligen Wettbewerb. Für das Projekt der Hamburger Blauraum Architekten hatte sich auch die Fischerinsel-Initiative ausgesprochen.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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