Licht überm "Stalinbau"
Historische Lampen von Fritz Kühn leuchten wieder
Denkmalgerecht saniert ist der letzte „Stalinbau“ schon lange. Jetzt leuchten auf der Frankfurter Allee auch die Lampen von Fritz Kühn wieder – finanziert von den Hauseigentümern.
Jahrzehntelang waren sie erloschen und demoliert. Nun strahlen die zehn Lampen auf der Balustrade vom Block G-Nord nachts wieder. Auf der einstigen Stalinallee (bis 1961) sind sie damit die ersten Leuchten, die auf Initiative von Hauseigentümern instandgesetzt wurden. Anwohner und der gemeinnützige Verein „Stalinbauten“ feierten das kürzlich mit einem Festakt samt Feuerwerk und geladenen Gästen. Darunter waren Sabine Ambrosius vom Landesdenkmalamt, Till Peter Otto von der Denkmalschutzbehörde des Bezirksamtes und Metallbildhauer Achim Kühn, Sohn des prominenten Fritz Kühn, der die Lampen auf der Magistrale einst entworfen und in seiner Werkstatt gebaut hatte.
Die Lampen stehen hoch oben auf dem mittleren Gebäudeteil des sogenannten Blocks G-Nord an der Frankfurter Allee 13 bis 15. Das war der letzte der „Stalinbauten“ auf der heutigen Karl-Marx-Allee/Frankfurter Allee. Ursprünglich als zweigeschossige Gaststätte „Deutsche Einheit“ vom Architekten Hanns Hopp entworfen, dann als HO-Gaststätte „Frankfurter Tor“ und ab Mai 1969 als HO-Restaurant „Bukarest“ realisiert, beherbergt der Block heute eine Bankfiliale und eine Agentur. Die beiden über 20 Meter langen Markisen der früheren Restaurantterrasse existieren nicht mehr. Dafür sind nun die zehn Lampen zurück. 40 000 Euro legten die Eigentümer für ihre Wiederinbetriebnahme zusammen. Für Historiker Achim Bahr und Vorstandschef des Vereins „Stalinbauten“ ein „schönes Beispiel bürgerschaftlichen Engagements“, dem andere hoffentlich bald folgen werden. Denn: „Bei Block C-Nord und Süd und D-Nord sind die Laternen ebenfalls vorhanden, leuchten aber noch nicht“. Sabine Ambrosius sprach von einer „großartigen Leistung“ aller Beteiligter. Da ließe sich auch fast verschmerzen, dass es die Karl-Marx-Allee (noch) nicht auf die Welterbeliste der Unesco geschafft hat.
Besonders stolz aber war Achim Kühn, dass die Lampen seines Vater wieder leuchten. „Eine handwerklich wunderbare Arbeit, so wie alles von ihm.“ Die Werke des großen Metallkünstlers und Kunstschmieds Fritz Kühn schmücken ganz Berlin. Er entwarf den Brunnen auf dem Strausberger Platz, das A-Portal der Stadtbibliothek, die Wasserglocke im Volkspark Friedrichshain und das drei Meter hohe Kuppelkreuz auf der katholischen Bischofskirche St. Hedwig. Auch auf dem Alexanderplatz stehen seine schmiedeeisernen Skulpturen und Möbel. Um den handwerklichen Nachlass seines Vaters zu retten, wollte Achim Kühn auf dem Werkstattgelände in Grünau ein eigenes Museum eröffnen. „Doch der Senat genehmigte das leider nicht.“ Kühn sucht daher nach einem neuen Platz. Für ein Stück Zeitgeschichte, das wie die Lampen „nicht verschwinden“ darf.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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