Initiative will Haus der Statistik für Flüchtlinge und Künstler umbauen
Mitte. Die DDR-Büroruine an der Otto-Braun-Straße gegenüber vom Haus des Reisens soll eine „Zentrum für Geflüchtete, Soziales, Kunst und Kreative“ werden. Bürgermeister Christian Hanke (SPD) unterstützt die Initiative.
Flüchtlinge wohnen gemeinsam mit Studenten und Senioren, kochen zusammen, machen Musik oder arbeiten in neuen Ateliers. Nachbarn aus dem Kiez kommen in das Haus, besuchen Veranstaltungen und nutzen die vielfältigen sozialen, kulturellen und Bildungsangebote im neuen Integrationszentrum. So stellt sich eine Initiative, angeführt von Bürgermeister Christian Hanke, die Zukunft des seit sieben Jahren leerstehenden Plattenbauareals entlang der Otto-Braun-Straße vor. Zu DDR-Zeiten rechneten hier Mitarbeiter der staatliche Zentralverwaltung für Statistik sozialistische Produktionsergebnisse zusammen. DDR-weit bekannt waren die Suhler Jagdhütte und der Natascha-Laden im Erdgeschoss. Nach der Wende nutzte die Stasi-Unterlagen-Behörde das Haus. Seit 2008 steht es leer.
Bisher gibt es Pläne, die Bürohäuser für Wohnungsneubauten abzureißen. Doch der Bebauungsplan ist noch nicht verabschiedet und könnte gestoppt werden. Im Rahmen des Workshopverfahrens zur Alexgestaltung haben sich verschiedene Initiativen zusammengetan, um das Haus zu retten. Ateliers für Künstler, Wohnungen für Flüchtlinge, Wohngemeinschaften, Co-Working-Plätze, Kunst-, Kultur und Bildungsprojekte und viele weitere vor allem gemeinschaftliche Nutzungen unter einem Dach - so die Vision der Initiative Haus der Statistik.
„Wir haben jetzt die Riesenchance, etwas ganz Besonderes für den Alex zu entwickeln“, sagte Hanke. Er will das Haus in der „kommerzialisierten Innenstadt zu einer gentrifizierungsfesten Insel machen.“ Die Initiatoren haben bereits konkrete Pläne. Florian Schöttle sagte, dass man den Stahlskelettbau für 1000 Euro pro Quadratmeter (Wohnungen) und 500 Euro (Ateliers) kostengünstig sanieren und so günstig vermieten kann. Eine Bank stünde für die insgesamt 50 Millionen Euro teure Sanierung der Bestandsgebäude bereit, genauso wie 100 Bauleute. „In acht Monaten könnten die ersten Flüchtlinge einziehen“, so der frühere Atelierbeauftragte Berlins.
Architektin Andrea Hofmann vom Raumlabor hat ausgerechnet, dass man 400 bis 500 Wohnungen einrichten und je nach Belegung bis zu 1000 Flüchtlinge unterbringen könnte. In einer späteren Phase sollen die Flachbauten abgerissen und durch Wohnungsneubauten ersetzt werden. Das würde weitere 450 Wohnungen schaffen. Bis zu 1500 Menschen könnten hier wohnen. Der Elfgeschosser an der Karl-Marx-Allee soll hauptsächlich als Atelierhaus mit Veranstaltungsräumen im Erdgeschoss umgebaut werden. Zirka 250 Ateliers für „Berliner Künstler und geflüchtete Kulturschaffende“ könnten entstehen, heißt es.
Noch gehört das Haus der bundeseigenen Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA). Der Senat will es zwar kaufen, ist sich aber nicht einig über die zukünftige Nutzung. Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) favorisiert derzeit die Nutzung als Bürostandort für das Bezirksamt Mitte oder Finanzamt.
Bausenator Andreas Geisel (SPD) könnte sich eine Mischnutzung aus Wohnen und Arbeiten für Künstler und Flüchtlinge sowie Büros für die Verwaltung vorstellen. Bei einer sogenannten Mischnutzung würde die BIMA das Gebäude jedoch dem Höchstbietenden geben. Die Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) könnte das Gelände auch übertragen bekommen, die Häuser abreißen und die geplanten Neubauten errichten. Christian Hanke sagte, dass er mit beiden Senatoren im Gespräch sei. Entscheiden kann der Bezirk nichts. Die BVV unterstützt jedoch das Vorhaben, das Haus der Statistik zu einem Zentrum für Geflüchtete und Kreative zu machen. DJ
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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