"Gebäude des Jahres 2022"
Jüdisches Gemeindehaus belegt dritten Platz
Das jüdische Gemeindehaus an der Tucholskystraße hat bei der Wahl zum „Gebäude des Jahres 2022“ den dritten Platz belegt. Die restaurierte Fassade des Hauses war mit Geld aus SED-Vermögen finanziert worden.
Der Putz bröckelte schon vom grauen Bau. Vor drei Jahren war es dann so weit: An der Fassade des jüdischen Gemeindehauses an der Tucholskystraße 40 begannen die Restaurierungsarbeiten. Möglichst nah am Original wollten die Architekten „Hoeniger & Sedelmeier“ und das Berliner Architektenbüro Dierkes Poelzig bei der Restaurierung bleiben. Die Arbeiten übernahmen Berliner und Brandenburger Handwerksbetriebe, die natürliche Materialien nutzten, um die stark gegliederte Jugendstil-Fassade komplett in Handarbeit wieder sichtbar zu machen. Auch der in den 50er-Jahren abgeschlagene Balkon ist wiederhergestellt. Ein Kran hob das in Handarbeit nachgebildete schmiedeeiserne Geländer ins zweite Obergeschoss. Es trägt Laubkränze und Festons, ist von Rosen umrankt, und bei aller Schwere dennoch zart und elegant.
Symbolisch für die Rückkehr jüdischen Lebens in die Mitte der Gesellschaft
Für diese Meisterleistung gab es jetzt gebührenden Lohn. Der Verein „Stadtbild Deutschland“ hat dem Gemeindehaus bei der Wahl zum „Gebäude des Jahres“ deutschlandweit den dritten Platz zuerkannt. Die rund 600 Mitglieder des Vereins wählen jedes Jahr ein Gebäude, das in herausragender Weise die Ideen des klassisch-traditionellen Bauens repräsentiert. „Das Bezirksamt Mitte gratuliert zu dem verdienten Preis“, lässt Bürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) wissen. Der stehe symbolisch „für die Rückkehr jüdischen Lebens in die Mitte der Gesellschaft“. Moshe Abraham Offenberg, Geschäftsführer der Israelitischen Synagogen-Gemeinde, sagt dazu: „Die Tradition der Gemeinde erstrahlt nun erneut im Glanz ihrer Fassade. Sie drückt die Hoffnung auf die fortwährende religiöse, kulturelle und gesellschaftliche Präsenz in der bunten Mitte Berlins aus, die zur Stärkung des jüdischen Lebens in unserer Stadt beiträgt.“
Die Wiederherstellung der Fassade kostet rund eine Million Euro. Das Geld stammt aus dem Vermögen von „Parteien und Massenorganisationen der ehemaligen DDR“ (PMO), also zum Teil aus SED-Vermögen.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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