"Neuer Typ eines Hochhauses"
Jury kürt zwei Entwürfe für Central Tower
Für den „Central Tower Berlin“ hat die Jury nicht nur einen, sondern zwei Entwürfe zur Weiterbearbeitung empfohlen. Der 115 Meter hohe Büroturm entsteht unweit vom Alexanderplatz.
Es ist das letzte noch unbebaute Grundstück an der Jannowitzbrücke. Dort, an der Kreuzung Stralauer Straße und Alexanderstraße, sollte eigentlich ein Hotel hin. Die neue Grundstücksbesitzerin HB Reavis aus Luxemburg plant nun aber den Bau eines bis zu 115 Meter hohen Büroturms. Wie der einmal aussehen soll, steht noch nicht fest. Denn beim städtebaulichen Werkstattverfahren, das nun abgeschlossen ist, entschied sich die Fachjury für zwei Hochhausentwürfe: von Dorte Mandrup aus Kopenhagen und Müller Reimann aus Berlin. Jurypräsident Jörg Springer kommentierte das Ergebnis so: „Dass hier trotz der durchweg sehr hohen Qualität der eingereichten Beiträge noch kein abschließendes Ergebnis präsentiert werden kann, zeigt die Schwierigkeit der Aufgabe. Es belegt zugleich die Ernsthaftigkeit, mit der die Bauherrschaft hier auf der Grundlage des Hochhausleitbilds einen neuen Typ eines auch öffentlich genutzten Hochhauses entwickelt.“
Das Ergebnis des Werkstattverfahrens soll die Grundlage für den neuen Bebauungsplan und die spätere Gestaltung des Hochhauses sein. In einer ersten Phase war das Standortpotenzial untersucht worden. Zwölf internationale Architekturbüros reichten danach erste Vorschläge ein. Fünf Entwürfe schafften es in die zweite Phase des Wettbewerbs. Dort verfeinerten die Architekten ihre Konzepte. Die wurden dann bei zwei Veranstaltungen den Berlinern vorgestellt, die ihre Ideen und Hinweise loswerden konnten.
Gelten soll für den Central Tower das Berliner Hochhausleitbild. Im Klartext heißt das, dass dort ein Nutzungsmix vorgesehen ist. Überschreiten Neubauten eine Höhe von 60 Metern, dürfen laut Leitbild nur noch maximal 70 Prozent der Nutzfläche des Gebäudes als Büro- oder Hotelfläche ausgewiesen werden. Mindestens 30 Prozent sollen als Wohnraum, für Kultur oder gemeinnützige Einrichtungen zur Verfügung stehen. Das sind in dem riesigen Turm rund 9000 Quadratmeter. Außerdem schreiben die Leitbildregeln vor, Erdgeschosse und Dachterrasse grundsätzlich für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen und Platz für Cafés oder Geschäfte anzubieten. „Die Jury hat zwei vielversprechende Entwürfe ausgewählt, die dazu geeignet sind, die im Hochhausleitbild gewünschte und festgelegte Nutzungsmischung zu verwirklichen", ist sich Ephraim Gothe (SPD) sicher. Mittes Stadtentwicklungsstadtrat hatte wiederholt betont, wie wichtig dem Bezirk das Hochhausleitbild ist. Im Januar hatte Gothe das Hochhausprojekt erstmals bei einem Pressegespräch vorgestellt und dabei auch kurz erläutert, warum auf dem Areal Büros und keine Wohnungen entstehen: wegen des Lärms der S-Bahntrasse. Auch sei die Nachfrage an Büroflächen in exklusiver Innenstadtlage nach wie vor groß.
Laut Oliver Fuchs von Reavis Germany hat man mit Bezirk und Senat begonnen, „das bestehende Konzept zu überarbeiten, um es an moderne städtebauliche Anforderungen wie Mobilität, Nutzungsmischung und Nachhaltigkeit anzupassen". Mit „bestehendem Konzept“ meint Fuchs den veralteten Bebauungsplan für das Hotel von 2012, den Reavis zusammen mit dem Grundstück an der Ecke Alexanderstraße im September 2022 von den früheren Eigentümern erworben hatte.
Lobende Worte für die Juryentscheidung fand auch Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt: „Beiden Entwürfen gelingt es, dem Standort eine Adresse, ein Gesicht zu geben und sich gut in den städtebaulichen Kontext einzufügen.“ In Berlin ist die dänische Architektin Dorte Mandrup keine Unbekannte. Sie gewann im August 2020 den Wettbewerb für den Neubau des Exilmuseums am Anhalter Bahnhof. Ob ihr Büro auch den finalen Entwurf für den „Central Tower Berlin“ liefern wird, wird sich zeigen.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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