Keiner will den Bärenzwinger: Bezirksverordnete fordern kulturelle Nutzung
Mitte. Berlins denkmalgeschützter, 1939 eröffneter Bärenzwinger im Köllnischen Park soll kulturell genutzt werden, fordert die BVV. Doch bisher gibt es keinen Interessenten.
Maike Cruse ist etwas verwundert über die Aussage des für den Zwinger zuständigen Stadtrates Carsten Spallek (CDU), dass sie Interesse an dem leerstehenden Bärenzwinger habe. „Ich kenne den Stadtrat nicht; ich weiß nicht mal was und wo der Bärenzwinger ist“, sagt die Chefin der Kunstmesse art berlin contemporary (abc). Sie habe dem Bezirk vor Wochen lediglich eine E-Mail geschickt, weil sie ständig Ausstellungsorte für Galeristen sucht. Eine Antwort habe sie nie bekommen. Dass Spallek aus ihrer pauschalen Anfrage ein Interesse am Zwinger ableitet, findet Cruse „absurd“. Vielleicht wird sie sich nach Spalleks Vorstoß doch mal den Zwinger anschauen. „Aber das passt bestimmt nicht für unsere Ausstellungen“, sagt Cruse.
Die Zukunft des historischen Bärenzwingers, der seit dem Tod der letzten Stadtbärin Schnute am 11. Oktober 2015 leer steht, ist weiter ungewiss. Laut dem aktuellen BVV-Beschluss auf der Juli-Sitzung soll das Bezirksamt als Eigentümer im Bärenzwinger „eine kulturelle Zwischennutzung ermöglichen und im Rahmen eines Interessenbekundungsverfahrens einen geeigneten Nutzer finden.“ Bis Oktober soll das Bezirksamt erste Nutzungsideen präsentieren. „Die kulturelle Nutzung der Klosterruine hat gezeigt, dass eine attraktive Nutzung an historisch bedeutsamen Orten möglich ist“, heißt es in dem BVV-Beschluss.
Für den Bärenzwinger hatte sich letztes Jahr auch das benachbarte Märkische Museum interessiert. Es gab Begehungen und Überlegungen für „museumspädagogische Angebote“, wie Museumssprecherin Anja Schulze bestätigt. Sogar ein Museumsshop war im Gespräch. „Leider sind wir zu der Erkenntnis gekommen, dass der Bärenzwinger grundsätzlich für unsere Ausstellungen und Veranstaltungen zu klein ist und auch unter Berücksichtigung des Kosten- und Nutzenverhältnisses keine sinnvolle museale Nutzung bietet“, so Schulze.
Umbau kurz vor Schnutes Tod
Der Bezirk hatte die 600 Quadratmeter große Anlage noch kurz vor Schnutes Tod für 21.000 Euro umbauen lassen, um die Bedingungen für das Tier zu verbessern. So wurden zum Beispiel die leeren Wassergräben rund um den Zwinger mit Rindenmulch aufgefüllt, um die Lauffläche zu vergrößern.
Paul Spies, Direktor des Stadtmuseums Berlin und Chef-Kurator des Landes Berlin im Humboldt Forum, will die fünf Häuser des Stadtmuseums (Märkisches Museum, Ephraim-Palais, Nikolaikirche, Knoblauchhaus und Museumsdorf Düppel), stärker als einzelne Marken stärken. Ihn ärgert zum Beispiel, dass die seit drei Jahren geplante Parkerneuerung verschoben wurde. 2013 waren bereits 1,2 Millionen Euro für die Sanierung des Köllnischen Parks bewilligt. Die Bäume würden zum Beispiel den Blick auf das markante Gebäude des Märkischen Museums verstellen, sagte Spies’ Sprecherin Anja Schulze. DJ
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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