"Unverantwortlich und fahrlässig"
Komischer Oper droht der Baustopp
Seit vergangenen September wird die Komische Oper modernisiert. Nun droht dem Projekt aus Kostengründen der Baustopp. Die Intendanten sind not amused.
Im September 2023 übergaben die Intendanten der Komischen Oper und Berlins Kultursenator den Schlüssel des Opernhauses symbolisch an die Senatsverwaltung für Bauen und Stadtentwicklung. Das war der Auftakt für das nächste große Berliner Bauprojekt: Generalsanierung und Neubau der Komischen Oper. Seitdem ist an der Behrenstraße Baustelle. Planen verhängen das Opernhaus, viel sieht man daher von außen nicht. Drinnen laufen noch bis Jahresende die Bauvorbereitungen. Die Oper wird leer geräumt, Technik, Leitungen und Heizungen zurückgebaut.
Mittendrin kam dann die Nachricht: Der Senat prüft aus Kostengründen den Baustopp. Hintergrund ist die angespannte Haushaltslage des Landes Berlin. Die Intendanten sind entsetzt. „Wir sind mitten im Prozess, ihn jetzt zu stoppen wäre politisch unverantwortlich und fahrlässig“, sagt Susanne Moser, die das Opernhaus mit Philip Bröking leitet. „Offensichtlich gibt es Diskussionen im Senat, das seit bald 60 Jahren unsanierte und baufällige, denkmalgeschützte Gebäude zu einer Bauruine werden zu lassen oder die Finanzierung der Sanierung auf Jahre zu verschieben.“ Damit würde der Senat das Problem nur verschieben, aber nicht lösen. Und: „Die Dauer des Umbaus zu strecken, ist der Garant für eine Kostenexplosion. Jedes Jahr Verzögerung bedeutet 40 Millionen Euro Mehrkosten“, warnen Moser und Bröking.
Ein offizielles Statement der Senatsverwaltung gibt es dazu nicht. Im Juli war bekannt geworden, dass der Senat einen Baustopp der Komischen Oper zusammen mit anderen Projekten in Erwägung zieht, um das Haushaltsloch zu stopfen. „In der Fragestunde der Plenardebatte im Abgeordnetenhaus am 4. Juli hätte der Senat die Chance gehabt, sich klar zur Komischen Oper und zu deren zügiger Sanierung zu bekennen“, berichtet die kulturpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Manuela Schmidt, im Nachgang. „Das wäre ein Beitrag gewesen, die durch Medienberichte entstandene Verunsicherung zu beenden.“ Doch diese Chance habe der Senat verpasst, so Schmidt weiter. „Die Antwort des Finanzsenators blieb mehr als vage mit wiederholtem Verweis auf die schwierige Finanzsituation des Landes Berlin.“
Die Komische Oper, erbaut 1892, war zuletzt 1967 saniert worden. Seitdem ist nichts mehr passiert am Haus. Spätestens 2018, als die Decke des Zuschauerraums wegen herabfallender Stuckteile mit einem Netz gesichert werden musste, ließ sich die nötige Sanierung des Baudenkmals nicht mehr leugnen. Dazu bekommt die Oper, wie berichtet, einen Neubau mit Dachterrasse, Shop, Café, neuen Büros und Probenräumen. Die kalkulierten Baukosten sind mittlerweile auf fast 500 Millionen Euro gestiegen. Die Bauzeit wird auf sechs Jahre geschätzt. Solange spielt die Oper im Schiller-Theater und an anderen Orten der Stadt.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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