Denkmalschutz für Edelplatten
Landesdenkmalamt stellt Wohnquartier "Wilhelmstraße" unter Schutz
Das Landesdenkmalamt hat die Plattenbauten an der Wilhelmstraße unter Denkmalschutz gestellt. Laut Bezirksamt kann damit bezahlbarer Wohnraum in dem Quartier erhalten bleiben.
Das Plattenbau-Ensemble mit knapp 1100 Wohnungen zwischen Voßstraße und Behrenstraße steht jetzt unter Denkmalschutz. Damit kann es nicht abgerissen werden. Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg hatte bereits Ende vergangenen Jahres wie berichtet die Rechtmäßigkeit der städtebaulichen Erhaltungsverordnung „Wilhelmstraße“ bestätigt. Mit der richterlichen Entscheidung war damals schon klar, dass die DDR-Edelplattenbauzeile stehen bleibt. Nun liegt zusätzlich der Denkmalschutz drüber.
Die Lage des Wohnquartiers direkt an der Grenze zwischen Ost- und West-Berlin, in unmittelbarer Nähe zum Brandenburger Tor, spielte bei der Entscheidung eine große Rolle. „Das einen Steinwurf von der Grenze entfernte Quartier war ein wichtiger Baustein im Wettbewerb der politischen Systeme“, erklärt Landeskonservator Christoph Rauhut. „Als Leuchtturmprojekt der Ost-Berliner Hauptstadtplanung setzte es die Leistungsfähigkeit und Qualität des großen Wohnungsbauprogramms der DDR in äußerst prominenter und historisch aufgeladener Lage öffentlichkeitswirksam in Szene.“ Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) begrüßt die Unterschutzstellung des „Spätwerks“ des DDR-Städtebaus. Somit könnten bezahlbarer Mietwohnungsbau und eine „sozial gut gemischte Bevölkerungsstruktur“ in Mitte erhalten bleiben.
Die Plattenbauten entstanden zwischen 1987 und 1990 für rund 3200 Mieter in 1072 Wohnungen. Sie sollten dabei helfen, das Wohnungsbauprogramm der DDR bis 1990 zu erfüllen und den Mauerstreifen nahe Brandenburger Tor repräsentativ abzuschirmen. Gebaut wurde im Wohnungsbautyp WBS 70. Die Zahl steht für das Entstehungsjahr der Wohnungsbauserie. Um schnell in die Höhe zu kommen, wurden sechs Meter lange Fertigbauteile verwendet. Prominente Mieter waren damals Günter Schabowski, Kulturpolitiker Kurt Hager und Heinrich Scheel, Vizepräsident der Akademie der Wissenschaften der DDR. Nach der Wende gab es lange Auseinandersetzungen und sogar Abrissüberlegungen für die Plattenbauten an der Wilhelmstraße. Weshalb der Bezirk das Quartier als soziales Erhaltungsgebiet festschrieb.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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