Liesenbrücken öffnen: Bündnis fordert Grünverbindung zum Humboldthain
Jogger im Park am Nordbahnhof müssen an den alten Bahntrassen wenden. Der schöne Laufweg endet am grünen Metallzaun, der den Zugang zu den rostigen Stahlmonstern versperrt. Bis zum Abriss des Stettiner Fernbahnhofs (heute Nordbahnhof) 1952 ratterten hier Züge vom Stettiner Bahnhof Richtung Ostsee. Seitdem fährt nur noch die S-Bahn auf einer Neubaubrücke neben den 1896 fertiggestellten Bogenbrücken wilhelminischer Ingenieurskunst.
Bis zur Wende war das Areal Todesstreifen. Außer den NVA-Soldaten kam jahrzehntelang niemand ran von südlicher Seite. "Hier gehts zum Humboldthain!" steht ab 24. April auf einem großen Banner direkt am Absperrzaun vor den Brücken. Aufgehängt wird es um 17 Uhr mit einem kleinen Konzert, "um für die Grünverbindung zwischen dem Park am Nordbahnhof und dem Humboldthain über die alte Eisenbahnbrücke zu trommeln", sagt Nicola Boelter von der Stiftung SPI. Die soziale Stiftung setzt sich seit einem Jahr für die Öffnung ein und macht Werbung für das Projekt. Das Brückenkonzert ist vorerst der Abschluss des mit 10 000 Euro EU-Geldern geförderten Projekts Liesenbrücken. Der Spruch auf dem Banner ist nicht mehr als ein Wunsch.
Es gibt seit Jahren Ideen und Pläne, die alten Bahnbrücken für Fußgänger und Radfahrer zum Humboldthain zu öffnen. Bisher sind alles nur Visionen. Völlig unklar ist, was eine Sanierung kosten würde und wer sie bezahlen soll. Senat und Bahn halten sich mit Äußerungen zurück.
Landschaftsarchitekt Harald Fugmann, der den Nordbahnhofpark gebaut hat, hatte bereits 2005 detaillierte Pläne für eine Wegeverbindung über die Liesenbrücken und das brachliegende Gleisbett zum 600 Meter entfernten Humboldthain gezeichnet. Ernsthafte Überlegungen, den Grünzug zu realisieren, gibt es von politischer Seite nicht.
"Jeder macht seins"
Seit 2013 engagiert sich das Bündnis Liesenbrücken für die Öffnung der Bahntrasse. Dazu gehört vor allem das Bürgernetzwerk "Grünzüge für Berlin".
Vor zwei Jahren wurden Ideen präsentiert, wie man die genietete Fachwerkbrücke zum Eingangstor für den angrenzenden Technologiepark Humboldthain (TPH) machen könnte: als Lehrpfad mit Themenstationen zur Industriegeschichte entlang der einstigen Gleise. Der Technologiepark unterstützt das Projekt und ist Mitglied im Liesenbrückenbündnis. Doch die Stiftung SPI, Mitglied im Bündnis Liesenbrücken, und das Netzwerk "Grünzüge für Berlin" scheinen sich bei dem Umweltprojekt nicht grün zu sein. "Jeder macht seins", gibt Herwig Nachtschatt von der Stiftung zu. Auf dem Infobanner, das jetzt am Zaun aufgehängt wird, gibt es auch keinen Verweis zum Grünzüge-für-Berlin-Netzwerk; nur Telefonnummer und Internetadresse der Stiftung SPI. Die Abstimmungen hätten zu lange gedauert, begründet Nicola Boelter dies. "Wir vermitteln neue Unterstützer auch gern zum Grünzüge-Netzwerk", sagt sie. Anders als bei der Stiftung, die auf ihren Internetseiten keine Informationen hat, findet man umfangreiches Material auf den Seiten des Bürgernetzwerks unter www.liesenbruecken.de.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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