Renommierte Ernst-Busch-Schule erhält zentrales Gebäude
Mitte. Elf Jahre nach der Entscheidung, dass die Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch (HfS) einen Zentralcampus bekommen soll, konnte am 23. Mai endlich Richtfest gefeiert werden für die neue Schauspielschule in den früheren Opernwerkstätten in der Zinnowitzer Straße.
Viele Jahre hat HfS-Rektor Wolfgang Engler auf diesen Tag gewartet. Jetzt sind es nur noch zwei, bis seine rund 200 Studenten für Puppenspiel, Schauspiel, Regie und Choreografie tatsächlich in ihr neues Zentralgebäude am Nordbahnhof ziehen. Wenn endlich alle an einem Ort studieren können – und nicht wie bisher an vier verschiedenen, zum Teil maroden Standorten in Schöneweide, Lichtenberg und Prenzlauer Berg – „wird die Schule einen Sprung nach vorn machen“, glaubt der Rektor. Die einzelnen Studiengänge würden zukünftig besser zusammenarbeiten.
Die ehemaligen Theaterwerkstätten werden derzeit zur zentralen Schauspielschule umgebaut; am 23. Mai wurde der Richtkranz hochgezogen. Im Sommer 2018 soll Eröffnung sein. Senatsbaudirektorin sprach von einem „Weg mit vielen Hindernissen, langen Diskussionen und einem einjährigen Planungsstopp.“ Zuletzt hatte sich der Umbau der alten Theaterfabrik durch die Pleite des Rohbauunternehmens verzögert. Als 2012 das Projekt auf der Kippe stand, protestierten die Studenten mit einem Protestcamp auf dem Gelände am Nordbahnhof und stürmten sogar das Fernsehstudio von Günther Jauch. Dies habe bundesweite Aufmerksamkeit gebracht, lobte Engler den zivilen Ungehorsam seiner Schützlinge.
Alle zeigten sich beim Richtfest versöhnlich und zufrieden, obwohl der 2011 gekürte Siegerentwurf des Architekturbüros Ortner & Ortner Baukunst immer wieder zusammengestrichen wurde, um mehrere Millionen Euro einzusparen. Der markante Bühnenturm mit Holzfassade zum Beispiel, der an die Stirnseite der historischen Werkstätten angebaut wird, wird mit 24 Metern Höhe vier Meter kleiner als geplant. Grund dafür ist, dass die 300 Quadratmeter große Bibliothek, die zwischen den zwei Studiobühnen geplant war, dem Rotstift zum Opfer gefallen ist. Jetzt kommt die Bibliothek in das Bestandsgebäude, mit 200 Quadratmeter zwar ein Drittel kleiner, aber mit neun Metern Höhe und umlaufenden Emporen mit Lesetischen nicht minder eindrucksvoll. Wegen der Bibliothek können jedoch etwa fünf kleinere Probebühnen im Gebäude nicht gebaut werden, wie Architekt Tobias Ahlers sagt. Insgesamt entstehen in den 1939 als zentrale Theaterwerkstätten errichteten Fabriketagen 40 bis zu 100 Quadratmeter große Probebühnen und Studios für die Schauspielkurse und etwa 20 Seminarräume für den theoretischen Unterricht. Um Geld zu sparen, hat die obere Bühne im Veranstaltungsturm keine Bühnentechnik. Licht, Ton, Seilzüge und Bühnenlifte, mit denen die Schauspieler direkt aus Öffnungen in die Kulissen gehoben werden können, wird es nur auf der unteren Studiobühne geben. Auch müssen die Studenten nach ihren schweißtreibenden Tanz- oder Schauspielseminaren beim Duschen enger zusammenrücken. „Die Umkleiden wurden verkleinert und sind jetzt eher wie im Schwimmbad“, so Ahlers. Auch gestrichen: Ein verglastes Geschoss auf dem Dach des Verwaltungstraktes. „Kanzlerbungalow“ nannten die Architekten das tolle Büroloft für den Rektor Wolfgang Engler und HfS-Kanzler Kai Schlegel intern. „Das wäre schön gewesen“, so Engler. Ebenfalls nicht gebaut werden kleine Glaspavillons auf dem Dach der imposanten früheren Malsäle. Sie sollten vor allem für den Musikunterricht genutzt werden.
Das öffentliche Theatercafe, das links an den Bühnenturm angebaut wird, finanziert mit rund 850 000 Euro der Bund. Sonst wäre das Bistro mit der perforierten Metallfassade, die wie ein Theatervorhang wirken soll, so nicht gebaut worden. Insgesamt hat sich der Umbau trotz aller Sparsamkeit und Detailstreichungen von einst geplanten 33,8 Millionen Euro auf 38,6 Millionen Euro erhöht.DJ
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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