Archäologie im Schaufenster
Schlüsselübergabe fürs "Haus Petri"
Das Archäologische "Haus Petri" am Petriplatz ist jetzt feierlich ans Landesdenkmalamt und das Museum für Vor-und Frühgeschichte „übergeben“ worden. Dort ruhen die Gebeine der ersten Berliner. Ihre modernen Nachfahren kommen aber erst 2025 ins Haus.
Den ersten Architekturwettbewerb für den Bau gab es schon 2012. Vollendet wurde das Archäologische Haus am Petriplatz aber erst jetzt. Gebaut am historischen Gründungszentrum Berlins ist das siebengeschossige Gebäude Schaustelle archäologischen Arbeitens. „Hier wird Berlins Geschichte lebendig“, sagte Berlins Bausenator Christian Gaebler (SPD) bei der offiziellen Schlüsselübergabe. Das Haus hat Räume für Ausstellungen, Seminare und Veranstaltungen. Und in den oberen Etagen können die Besucher den Archäologen in modernsten Werkstätten über die Schulter schauen, zum Beispiel, wenn sie neue Fundstücke reinigen.
Entstanden ist der nüchterne Neubau direkt über einer Grabungsstätte. Zwischen 2007 und 2009 legten Archäologen auf dem Petriplatz die Fundamente der mittelalterlichen Lateinschule und verschiedene Fassungen der Petrikirche (Pfarrkirche) aus dem Mittelalter, Barock und der Neugotik frei. Die Mauern der Cöllnischen Lateinschule von 1350 sind im untersten Geschoss des Petrihauses zu sehen. Allerdings erst ab dem Frühjahr 2025. „Dann soll das Besucherzentrum eröffnen“, informierte Leiterin und Archäologin Anne Sklebitz. Vorher dürfen die Berliner nur zum Tag des offenen Denkmals am 7. und 8. September rein.
Einige ihrer Vorfahren haben es in den archäologischen Showroom aber schon geschafft. Bei einer feierlichen Prozession transportierte eine historische Trauerkutsche hundert Skelette in Särgen zurück zum Petriplatz. Archäologen hatten die Gebeine auf der Nachbarbaustelle des House of One gefunden. Am Ende waren es die sterblichen Überreste von fast 4000 Berlinerinnen und Berlinern jedes Alters, von denen die Ältesten aus dem 12. Jahrhundert stammen. Der größte Teil wurde bereits beerdigt. 475 Tote ruhen noch in der Gruft unter der Parochialkirche. Auch sie sollen in das Ossarium des Petrihauses umziehen. Ihre Gebeine werden dort in Fächer gelegt und mit Lehmplatten verschlossen. „Wir handeln im Gedenken an alle am Petriplatz geborgenen Toten und aus Respekt für die Lebensleistung aller Berliner, die die Stadt seit dem Mittelalter erbaut, verschönert und trotz aller Wechselfälle immer wieder hoffnungsvoll aufgerichtet haben“, so Claudia M. Melisch, Grabungsleiterin auf dem Petriplatz.
Nach den Plänen des Berliner Senats soll das Archäologische Haus auch Ausgangspunkt für eine Archäologische Promenade, einen Pfad durch die alte, historische Mitte werden. Zu den Stationen zählen die Marienkirche und der Schlossneubau, aber auch verschwundene Orte wie der Köllnische Fischmarkt und der Große Jüdenhof.
Das Petrihaus ist nach den Plänen von Florian Nagler Architekten entstanden. Das Büro hatte bereits 2012 den Architekturwettbewerb für sich entschieden. Doch erst im Jahr 2019 begannen die Bauarbeiten für das langwierige Projekt. Die Kosten belaufen sich laut Senat auf knapp 35 Millionen Euro, überwiegend finanziert über das Förderprogramm „Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW). Flankiert wird das Petrihaus vom Sakralbau House of One auf dem Grundstück der Petrikirche. Baubeginn soll dort erst 2025 sein, Eröffnung dann drei Jahre später.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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