Archäologie im Schaufenster
Schlüsselübergabe fürs "Haus Petri"

Schlüsselübergabe fürs Petri Berlin.  | Foto:  Stiftung Preußischer Kulturbesitz / Stefan Müchler
5Bilder
  • Schlüsselübergabe fürs Petri Berlin.
  • Foto: Stiftung Preußischer Kulturbesitz / Stefan Müchler
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Das Archäologische "Haus Petri" am Petriplatz ist jetzt feierlich ans Landesdenkmalamt und das Museum für Vor-und Frühgeschichte „übergeben“ worden. Dort ruhen die Gebeine der ersten Berliner. Ihre modernen Nachfahren kommen aber erst 2025 ins Haus.

Den ersten Architekturwettbewerb für den Bau gab es schon 2012. Vollendet wurde das Archäologische Haus am Petriplatz aber erst jetzt. Gebaut am historischen Gründungszentrum Berlins ist das siebengeschossige Gebäude Schaustelle archäologischen Arbeitens. „Hier wird Berlins Geschichte lebendig“, sagte Berlins Bausenator Christian Gaebler (SPD) bei der offiziellen Schlüsselübergabe. Das Haus hat Räume für Ausstellungen, Seminare und Veranstaltungen. Und in den oberen Etagen können die Besucher den Archäologen in modernsten Werkstätten über die Schulter schauen, zum Beispiel, wenn sie neue Fundstücke reinigen.

Entstanden ist der nüchterne Neubau direkt über einer Grabungsstätte. Zwischen 2007 und 2009 legten Archäologen auf dem Petriplatz die Fundamente der mittelalterlichen Lateinschule und verschiedene Fassungen der Petrikirche (Pfarrkirche) aus dem Mittelalter, Barock und der Neugotik frei. Die Mauern der Cöllnischen Lateinschule von 1350 sind im untersten Geschoss des Petrihauses zu sehen. Allerdings erst ab dem Frühjahr 2025. „Dann soll das Besucherzentrum eröffnen“, informierte Leiterin und Archäologin Anne Sklebitz. Vorher dürfen die Berliner nur zum Tag des offenen Denkmals am 7. und 8. September rein.

Schaustelle archäologischen Arbeitens.   | Foto:  Ulrike Kiefert
  • Schaustelle archäologischen Arbeitens.
  • Foto: Ulrike Kiefert
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Einige ihrer Vorfahren haben es in den archäologischen Showroom aber schon geschafft. Bei einer feierlichen Prozession transportierte eine historische Trauerkutsche hundert Skelette in Särgen zurück zum Petriplatz. Archäologen hatten die Gebeine auf der Nachbarbaustelle des House of One gefunden. Am Ende waren es die sterblichen Überreste von fast 4000 Berlinerinnen und Berlinern jedes Alters, von denen die Ältesten aus dem 12. Jahrhundert stammen. Der größte Teil wurde bereits beerdigt. 475 Tote ruhen noch in der Gruft unter der Parochialkirche. Auch sie sollen in das Ossarium des Petrihauses umziehen. Ihre Gebeine werden dort in Fächer gelegt und mit Lehmplatten verschlossen. „Wir handeln im Gedenken an alle am Petriplatz geborgenen Toten und aus Respekt für die Lebensleistung aller Berliner, die die Stadt seit dem Mittelalter erbaut, verschönert und trotz aller Wechselfälle immer wieder hoffnungsvoll aufgerichtet haben“, so Claudia M. Melisch, Grabungsleiterin auf dem Petriplatz.

Skelette der ersten Berliner.  | Foto:  Landesdenkmalamt Berlin
  • Skelette der ersten Berliner.
  • Foto: Landesdenkmalamt Berlin
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Nach den Plänen des Berliner Senats soll das Archäologische Haus auch Ausgangspunkt für eine Archäologische Promenade, einen Pfad durch die alte, historische Mitte werden. Zu den Stationen zählen die Marienkirche und der Schlossneubau, aber auch verschwundene Orte wie der Köllnische Fischmarkt und der Große Jüdenhof.

Das Petrihaus ist nach den Plänen von Florian Nagler Architekten entstanden. Das Büro hatte bereits 2012 den Architekturwettbewerb für sich entschieden. Doch erst im Jahr 2019 begannen die Bauarbeiten für das langwierige Projekt. Die Kosten belaufen sich laut Senat auf knapp 35 Millionen Euro, überwiegend finanziert über das Förderprogramm „Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW). Flankiert wird das Petrihaus vom Sakralbau House of One auf dem Grundstück der Petrikirche. Baubeginn soll dort erst 2025 sein, Eröffnung dann drei Jahre später.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

52 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

KulturAnzeige
Das Humboldt Forum lädt zu Thementagen ein.  | Foto: SHF / Stefanie Loos
4 Bilder

Erinnern an den Umbruch von 1989
Thementage „Transformiert euch“ im Humboldt Forum vom 3. bis 6. Oktober

Vor 35 Jahren war Berlin ein Zentrum für Umbrüche. In der DDR demonstrierten Menschen für Demokratie und gegen das Regime, auch rund um den Palast der Republik, wo heute das Humboldt Forum steht. Besonders symbolisch war der 7. Oktober 1989: Während drinnen der 40. Jahrestag der DDR gefeiert wurde, protestierten draußen Bürger*innen. Nach dem Mauerfall wurde der Palast kurzzeitig ein Ort gelebter Demokratie, bevor er im September 1990 endgültig geschlossen wurde. Mit den Thementagen...

  • Mitte
  • 20.09.24
  • 963× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Infoabend zu Rückenschmerzen
Ursachen und moderne Behandlungsmethoden

Leiden Sie unter Rückenschmerzen und möchten mehr über deren Ursachen sowie moderne Therapiemöglichkeiten erfahren? Unser Infoabend bietet Ihnen wertvolle Einblicke in das Thema und zeigt Wege auf, wie Sie Ihre Rückenschmerzen wirksam lindern können. Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Beschwerden und können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums, wird Ihnen in einem informativen Vortrag die...

  • Reinickendorf
  • 28.09.24
  • 439× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Foto: Maria Heimsuchung Caritas-Klinik Pankow

Meniskusriss und Kreuzbandverletzung
Sportunfall – Was nun?

Ein Sportunfall kann schwerwiegende Folgen für die Kniegelenke haben. Verletzungen am Meniskus oder Kreuzband sind häufig und beeinträchtigen nicht nur die Mobilität, sondern auch die Lebensqualität. Doch welche Therapiemöglichkeiten gibt es? Wann ist eine Operation notwendig, wann reicht eine konservative Behandlung? Unsere Expert:innen Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, informieren bei unserem Infoabend umfassend über...

  • Pankow
  • 28.09.24
  • 419× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Foto: Caritas-Klinik Dominikus Berlin-Reinickendorf gGmbH

Schonende und komfortable OP-Methode
Linderung für Hüft- und Knieschmerzen

Hüft- und Kniebeschwerden können durch Unfälle, Verschleißerscheinungen oder Fehlstellungen verursacht werden und beeinträchtigen Ihre Beweglichkeit und Lebensqualität erheblich. Bei unserem Infoabend wird Tariq Qodceiah, Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Ihnen die verschiedenen Ursachen und Behandlungsstrategien für Knie- und Hüftschmerzen erläutern. Er stellt sowohl konservative als auch operative Methoden vor und zeigt, wie individuell auf...

  • Reinickendorf
  • 28.09.24
  • 484× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.