"Misstrauen hat sich bestätigt"
Signa verkauft Galeria samt Büroturm am Alex
Signa hat sein Galeria-Warenhaus samt Hochhausprojekt am Alexanderplatz verkauft. In zwei Jahren war die Fertigstellung geplant. Im Bezirksamt ist man über den Immobilien-Deal "not amused".
Das traditionsreiche "Galeria Kaufhaus" am Alex und der benachbarte 134 Meter hohe Turmbau namens „Mynd“ haben einen neuen Besitzer. Karstadt-Eigentümer Signa hat seine Bauten an die Commerz Real verkauft. Das teilte der österreichische Immobilienkonzern des Milliardärs René Benko mit. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Den Immobilien-Deal muss das Bundeskartellamt noch genehmigen.
Die Commerz Real ist eine Tochter der Commerzbank, die das Bauprojekt für ihren offenen Immobilienfonds Hausinvest erworben hat. Laut Signa war die Commerz Real bereits mit 20 Prozent an dem Komplex in lukrativer Lage beteiligt. Trotz Verkauf will Signa das Hochhausprojekt weiter „federführend begleiten“. Es soll 2025 fertig gebaut sein. Der Betrieb von "Galeria Kaufhof" soll weiterlaufen.
Bezirk überrascht vom Deal
Im Bezirksamt ist man über den Verkauf nicht erfreut. "Senat und Bezirke ringen mit Herrn Benko und seinem Signakonzern um das Überleben der großen Warenhäuser in Berlin“, reagiert Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD). Man sei hierbei bereit, sehr viel zu tun, vor allem beim Schaffen von Baurecht, um dieses Ziel zu unterstützen. „Die Nachricht, dass eines der wichtigsten Häuser, das Galeria-Haus am Alexanderplatz, verkauft wird, kam völlig überraschend. Welche Bedingungen an den Verkauf geknüpft sind, ist unbekannt“, so Gothe weiter. „Das ist alles andere als ein vertrauensbildendes Vorgehen. Das Misstrauen gegen das Geschäftsgebaren von Herrn Benko hat sich erneut bestätigt.“
Mit dem Kauf ist die Commerz Real nun alleinige Beisitzerin des vom Berliner Architekturbüro Kleihues + Kleihues entworfenen Büroturms „Mynd“ an der Karl-Liebknecht-Straße und des „Galeria Weltstadthauses“. Das Warenhaus, das bei laufendem Betrieb wie berichtet bereits umgebaut wird, soll im ersten Untergeschoss und im Erdgeschoss auf rund 2500 Quadratmetern einen „hochwertigen Lebensmittelbereich“ und Platz für kleinteiligen Einzelhandel bekommen. In den beiden oberen Etagen soll ein Food-Culture-Market einziehen. Eine großzügige Dachterrasse mit Blick auf den Fernsehturm soll öffentlich zugänglich sein. Der Büroturm auf der Rückseite von Galeria wird 32 Etagen hoch.
Seine neuesten Hochhauspläne in Berlin hatte Signa erst vor kurzem präsentiert. Auf dem Karstadt-Grundstück am Kurfürstendamm baut der Konzern zwei neue Häuser, eins davon wird 134 Meter hoch. Der Wolkenkratzer würde dann alle anderen Gebäude am Breitscheidplatz überragen. Möglich macht solche Pläne der „Letter of Intent“, den Senat und Signa wie berichtet vor drei Jahren unterzeichnet haben. Der damalige rot-rot-grüne Senat sicherte damit zu, Signa mehrere Bauvorhaben zu erleichtern. Im Gegenzug versprach Signa, 45 Millionen Euro in seine Karstadt-Warenhäuser zu investieren, um die Arbeitsplätze zu erhalten. Inzwischen sollen die Karstadt-Kaufhäuser an der Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg und an der Müllerstraße in Wedding zum 31. Januar 2024 ihre Pforten schließen. Das Haus an der Müllerstraße wird zum kleineren Kaufhaus mit Eigentumswohnungen, Büros und Kiezangeboten umgebaut.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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