Tacheles-Areal wird ausgebaggert

Mit acht Monaten Verspätung beginnt jetzt der Aushub der gigantischen Baugrube auf dem riesigen Tacheles-Areal. | Foto: Dirk Jericho
  • Mit acht Monaten Verspätung beginnt jetzt der Aushub der gigantischen Baugrube auf dem riesigen Tacheles-Areal.
  • Foto: Dirk Jericho
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Beim Megabauprojekt Tacheles beginnt erst jetzt der Aushub der elf Meter tiefen Baugrube. Ursprünglich sollten die Bagger bereits seit vergangenem Juli das Erdreich rausholen.

Seit Monaten pressen die Bauleute über Lanzen Beton in den Boden, um in 17 Metern Tiefe die ein Meter dicke Dichtsohle herzustellen. Mit Hochdruck wird der Beton unterirdisch kreisförmig in die Erde geschleudert, so dass Tausende sich überschneidende Betonräder zum Schluss die Dichtsohle für die Baugrube ergeben. Zuvor wurden 2017 rund um die riesige Baugrube auf dem 2,5 Hektar großen Areal zwischen Friedrichstraße, Oranienburger Straße und Johannisstraße Schlitzwände für die Trogbaugrube gebaut. Seit April karren bis zu 40 Lkw am Tag den Aushub ab, wie Projektleiter Hans-Christian Bauß erklärt. Er sagt, die Arbeiten auf dem Tacheles-Areal seien im Zeitplan. Anfang 2017 hatte Bauß jedoch verkündet, dass das erst jetzt begonnene Auslöffeln der Baugrube im Juli 2017 starten sollte.

Acht Monate später beginnen nun die Laster, die insgesamt 200 000 Kubikmeter Tacheles-Erde wegzukarren, damit die verschiedenen Häuser gebaut werden können. Ursprünglich sollte die Baugrube im Mai fertig sein. Das Projekt hat mindestens ein halbes Jahr Verspätung. Statt wie bisher geplant Ende 2017, beginnt im Sommer an der Friedrichstraße der Rohbau der zwei- bis dreigeschossigen Keller.

Wohnquartier für eine halbe Milliarde Euro

Wie berichtet, stampft der Projektentwickler pwr development (pwrd) bis Ende 2020 für eine halbe Milliarde Euro ein komplettes Stadtquartier mit Wohnungen, Büros und Geschäften aus dem Boden und saniert die berühmte Tacheles-Ruine.

Die Generalplanung für das Tacheles-Quartier haben die Schweizer Stararchitekten vom Büro Herzog & de Meuron übernommen, die auch die Hamburger Elbphilharmonie und die Allianz-Arena in München entworfen haben. Drei Berliner Architektenbüros sind für die Gestaltung der insgesamt 14 Neubauten zuständig. Zum Projekt gehören auch die beiden Häuser an der Friedrichstraße 112 a und b (mit dem Irish Pub). Im neuen Quartier entstehen nach bisherigen Aussagen 370 Wohnungen, die meisten davon als Eigentumswohnungen. Es werden aber etliche mehr sein, denn das Hotel, das die Architekten vom Büro Grüntuch Ernst bisher an der Oranienburger Straße geplant haben, soll es nicht mehr geben. Stattdessen sollen in dem Gebäude Wohnungen entstehen. Dass die Hotelpläne vom Tisch sind, bestätigt auch Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD). Baugenehmigungen für die einzelnen Projekte gibt es bisher nicht. Die Mitarbeiter würden die Anträge abarbeiten, Konflikte sehe er eher keine, so Gothe.

Gespannt sind die Anwohner, wie die Neubauten und Fassaden im neue Stadtquartier aussehen werden. Bisher geben die Investoren keine Bilder davon heraus. Pwrd-Chef Sebastian Klatt sucht derzeit Grundstücke in der Nachbarschaft, wo er in unmittelbarer Nähe zum Tacheles Musterfassaden aufstellen möchte. Die maßstabsgetreuen Schaufassaden – ähnlich der Musterecke bei der Bauakademie-Attrappe – wollen die Architekten, um die Wirkung ihrer Entwürfe zu prüfen. Nach Informationen der Berliner Woche wollte Klatt die Schaufassaden gegenüber auf dem Grundstück an der Oranienburger Straße aufstellen. Die Eigentümer und Restaurantbesitzer hatten aber kein Interesse, ihren laufenden Gastro-Hotspot dafür zur Verfügung zu stellen.

Die Arbeiten zur denkmalgerechten Sanierung der Tacheles-Ruine haben auch begonnen. Das berühmte Künstlerhaus, das 2012 nach jahrelangen Querelen und Klagen geräumt wurde, bleibt ein Kulturhaus. Was genau in die ehemaligen Kaufhausetagen einzieht, ist auch noch nicht endgültig geklärt. Kino, Theater, Galerien, Studios und Ateliers sind denkbar, entschieden ist noch nichts. Im Untergeschoss könnte ein Club aufmachen. Geplant ist auch, über dem Torbogen auf dem Tacheles-Gebäude wieder eine Kuppel aufzubauen, die als imposantes Dachrestaurant genutzt wird.

Die Generalplaner von Herzog & de Meuron sind für die Tacheles-Ruine zuständig und bauen auch die Friedrichstraßenpassagen von der Friedrichstraße bis zum Torbogen des Tacheles wieder auf. Wie in der 1909 eröffneten Einkaufspassage wird es im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss zahlreiche Restaurants, Cafés und Geschäfte geben. Oben drüber ist Platz für luxuriöse Büros. Im Untergeschoss sind Geschäfte zur Nahversorgung wie Biomarkt oder Drogerie geplant. Die Passage zwischen Oranienburger Straße und Friedrichstraße bleibt öffentlich, so wie auch der zukünftige Stadtplatz zwischen den neuen Büro- und Wohnhäusern, den die Planer bisher Tacheles-Platz nennen.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 841× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.110× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 1.092× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.436× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.