Zur Zukunft der Metropolen-Region Berlin-Brandenburg in 50 Jahren
Unvollendete Metropole – 100 Jahre Städtebau für Groß-Berlin

Unvollendete Metropole - Ausstellungsplakat | Foto: Anne Schäfer-Junker
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Die ehemaligen märkischen Dörfer im Norden Pankows gehören seit 1920 zu Groß-Berlin, Französisch Buchholz, damals Buchholz, trat 1913 bereits dem Gemeindebund bei. Am 1. Oktober 1920, also vor 100 Jahren wurde Berlin durch einen Verwaltungsakt zur damals drittgrößten Stadt der Erde. Der Beamte Adolph Wermuth, Oberbürgermeister von Berlin, verschmolz nach Krieg und Hungersnot die Stadt mit umliegenden Orten, die zum Teil bereits Stadtrecht hatten – Charlottenburg, Köpenick, Pankow (war bis 1920 Dorf), Reinickendorf und Spandau - und schuf so eine Megametropole mit fast 4 Millionen Bewohnern. (Spandau erhielt 1232, Köpenick spätestens 1325 Stadtrechte, Charlottenburg wurde 1705 von vornherein als Stadt gegründet und 1893 als Großstadt eingestuft.)

Berlin wächst weiter – in einem internationalen städtebaulichen Wettbewerb des Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg e. V. (AIV) sind visionäre Vorschläge mit Blick auf die Metropolen-Region gemacht worden – die 5 Gewinner wurden heute vorgestellt.

Am 1. Oktober 2020 wird im Kronprinzenpalais die Ausstellung „UNVOLLENDETE METROPOLE – 100 Jahre Städtebau für Groß-Berlin“ eröffnet, die auch die heute auf einer Pressekonferenz vorgestellten Visionen der ersten 5 Preisträger des städtebaulichen Wettbewerbes zeigen wird (voraussichtlich bis 3. Januar 2021). Von 55 eingereichten Arbeiten kamen 18 (11 aus Deutschland, 2 aus Spanien, 1 aus Östereich, 1 aus der Tschechischen Republik, 1 aus Rußland) in die Endrunde, über die die 15-köpfige Jury unter Jo Coenen, Maastricht, in einem anonymen Verfahren beriet und abstimmte.

Tobias Nöfer, ebenfalls Jurymitglied, betonte „wir möchten als Zivilgesellschaft eine breite Debatte über die Zukunft der Metropolenregion Berlin-Brandenburg in 50 Jahren anstoßen. Die Wettbewerbsbeiträge zeigen Ideen auf, wie der existierende Raum in eine lebenswerte Zukunft geführt werden kann. Bei der Preisvergabe war uns wichtig, auf der aktuellen Situation aufbauend, realistische Absichten für die zukünftige Metropolenregion zu kreieren.“ Auf den Internetseiten www.unvollendete-metropole.de (bzw. http://bb2020.de/ ) finden sich Informationen zur kommenden Ausstellung.

Der Blick der Architekten, Stadtplaner und Soziologen schweift weit voraus und es gilt, heute zu denken, was morgen aktuell sein kann. Stadtentwicklung ist kein Kinderspiel und um so höher ist zu schätzen, dass sich der AIV dem gewaltigen Thema unterwirft, um mit guten Regeln, wie denen eines Internationalen Wettbewerbes, der wachsenden Megacity visionär beizukommen, bzw. sich ihr zu nähern. In mehreren Vorträgen haben der Stadtplaner und Sozialwissenschaftler Harald Bodenschatz, der Vorsitzende des AIV Tobias Nöfer und die Co-Curatorin Christina Gräwe die Gegenwart der Stadt Berlin und die zukünftigen Erfordernisse einer Metropolen-Region Berlin-Brandenburg umrissen. Schwerpunktbetrachtungen wie Wohnen, Arbeiten, Verkehr, Freizeit und Erholung gehören zum Grundsätzlichen. Erweitert wird für die erfolgreiche Planung des Metropolenraums die Zeitachse: die kommende Ausstellung blickt bis in das Jahr 2070 und schaut über den „Tellerrand“ Berlins hinaus: eine europäische Perspektive bezieht die Betrachtung durch Zukunftsprojekte in den Berliner Partnerstädten London, Moskau, Paris und Wien mit ein.

Bemerkenswert scheint mir der 4. Preis: „Landschaft der Unterschiede“, von Thomas Stellmach TSPA, Giulia Pozzi / fabulism GbR u. a., die ihren Schwerpunkt auf den Strukturwandel und die Vernetzung der Wasser-, Land- und Energiewirtschaft sowie die Vernetzung der Verkehrssysteme legen. Der Klimawandel wird Berlin und Brandenburg zwingen, die gestellten Aufgaben primär im Umgang mit Wasser zu sehen! Deshalb versuchen die Verfasser dieses Wettbewerbbeitrages nicht in erster Linie durch Neubauten der Aufgabe gerecht zu werden, sondern suchen den Ansatz im Landschaftsraum und in den Grünräumen. Als Beispiel haben sie Oranienburg gewählt und zeigen, wie neue Kanäle durch die bestehenden Quartiere geführt werden und so ein zusätzliches Bewässerungs- und Erschließungssystem entstehen kann. Mehr dazu auf www.tspa.eu .  „Die Hypothese, die Seen und Flüsse als Rückgrat einer Kulturlandschaft zum Thema zu machen, gelingt den Verfassern auf beeindruckende Weise“, so die Jury des Wettbewerbes.

Seit 2 Jahren wird das Grab Adolph Wermuths in Berlin-Buch, Dank der dortigen evangelischen Kirchengemeinde, in das öffentliche Bewußtsein gerückt und als Ehrengrab der Stadt Berlin gepflegt.

Anne Schäfer-Junker, Berlin (anne.junker@gmx.de )

Autor:

Anne Schäfer-Junker aus Französisch Buchholz

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