"Projekt wird kostengünstiger"
Verein "Flussbad Berlin" stellt Forschungsergebnisse vor
Schwimmen zwischen Humboldt Forum und Bode-Museum? Damit dieser Traum wahr wird, braucht es eine saubere Spree. Der Verein "Flussbad Berlin" arbeitet seit Jahren daran und meldet nun einen „entscheidenden Durchbruch“. Die Freitreppe vor dem Humboldt Forum steht derweil wieder auf der Kippe.
Vor fast 100 Jahren schloss die letzte Flussbadeanstalt im Mühlengraben an der Spree aus hygienischen Gründen. Nun sollen die Berliner im Kupfergraben bald wieder ihre Bahnen in sauberem Spreewasser ziehen können. Zwischen Humboldt Forum und Museumsinsel soll ein öffentliches, rund 850 Meter langes Naturschwimmbad eröffnen. Bevor es 2025 so weit ist – so der Plan –, muss das trübe Spreewasser gereinigt sein. Geschehen soll das mit Hilfe eines ökologischen Pflanzenfilters.
Schwimmender Testfilter liefert Daten
Um das städtebauliche Ökoprojekt voranzutreiben, bekam der Verein "Flussbad Berlin" zwischen 2015 und 2019 rund vier Millionen Euro von Bund und Land. Für seine Forschung baute der Verein den alten Lastkahn „Hans-Wilhelm“ zum Laborschiff um. Seit 2017 liefert der schwimmende Testfilter am Ufer vor dem Auswärtigen Amt Daten, ob die geplante Ökoreinigung des Spreewassers mittels Pflanzen und Kiesschichten funktioniert. Nun melden die Macher einen „entscheidenden Durchbruch“ für die technische Machbarkeit: „Die vorliegenden Forschungsergebnisse zeigen, dass sich die Wasserfilterung und Wasserreinhaltung mit einem Bruchteil des ursprünglich geschätzten Aufwands realisieren lassen.“ Das Gesamtprojekt werde damit "kostengünstiger und ökologischer" als bisher angenommen, so der Verein. „Auch die Auswirkungen auf die denkmalgeschützte Umgebung fallen somit deutlich geringer aus.“
Kosten um bis zu 45 Prozent reduziert?
Laut Verein könnte demnach eine für das Baden ausreichende Wasserqualität dank naturnaher Filter auf einer um mehr als 60 Prozent kleineren Filterfläche erzielt werden, was das Projekt erheblich vereinfache. So könne etwa der Betonkanal zur Hochwasserabfuhr unter dem Filter wegfallen. Auch das heutige Wehr im Spreekanal müsse nicht neu gebaut werden. „Diese erhebliche Vereinfachung wird möglich, indem wir zwei hintereinander liegende Reinigungsverfahren mit einem Steuersystem kombinieren, das laufend Mess- und Prognosedaten zur Wasserqualität erzeugt und verarbeitet“, erklärt Carsten Riechelmann, der im Verein für die Forschungsthemen zuständig ist. Diese situationsabhängige Systemsteuerung erlaube es, die geforderte Wasserqualität „mit einem relativ geringen Anlagenaufwand zu schaffen“. In der Summe könne der Umfang der Baumaßnahmen des Kernprojekts um bis zu 45 Prozent reduziert werden.
Eigene Erwartungen übertroffen
Das Flussbad-Projekt im Spreekanal ist vor allem wegen der hohen Kosten und des Denkmalschutzes umstritten. Mit dem Abschlussbericht, den der Verein Ende März dem Senat vorlegen will, wollen die Macher letzte Zweifel ausräumen. „Das ist ein rundherum positives Ergebnis, welches unsere eigenen Erwartungen übertrifft“, stellt auch Tim Edler fest. Der Flussbad-Initiator hatte zusammen mit seinem Bruder die Vision vom Badefluss entwickelt und dafür bereits mehrere internationale Preise abgeräumt. „Das lange Durchhaltevermögen des Vereins und auch des Senats haben sich ausgezahlt. Wir sind froh darüber, dass das Projekt jetzt insgesamt eleganter, ökonomischer und nachhaltiger wird, und dass wir den Bedenken des Denkmalschutzes so noch besser entsprechen können“, so Edler weiter. Der Planung und Realisierung des Projektes stehe aus seiner Sicht nichts mehr im Weg.
Basierend auf den Ergebnissen der Studien soll das Konzept im Laufe dieses Jahres angepasst werden. Danach ist der Senat gefragt. Aber auch der Bezirk Mitte sollte stärker beteiligt werden, fordert Tim Edler. Bis das Flussbad tatsächlich öffnet, setzt der Verein darauf, dass die Berliner schon vorab an Tagen mit sauberem Wasser im Spreekanal schwimmen können. Der Fluss Bad Pokal jedenfalls soll 2023 wieder stattfinden.
Freitreppe steht erneut auf der Kippe
Mit dem ambitionierten Flussbad-Projekt wurde seinerzeit auch der Bau einer Freitreppe vor dem Hauptportal des Humboldt Forums beschlossen. Als Aufenthaltsort und praktischer Wasserzugang zum Spreekanal. Doch während der Bau der Einheitswippe vor dem Humboldt Forum vorankommt, steht die umstrittene Freitreppe wieder auf der Kippe, was für das Flussbad-Projekt ein herber Rückschlag wäre. So signalisierte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen laut Medienberichten kürzlich, dass das Projekt kritisch gesehen werde. Grund dafür sind die enormen Baukosten, die bereits jetzt um 400 Prozent höher sein sollen als zu Beginn der Planung. Ein offizielles Aus gab die Senatsverwaltung bisher aber nicht bekannt. Die Freitreppe sollte bis 2023 kommen.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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