Schaulabor im Gruselmuseum
Virchows Präparate-Ausstellung wird saniert

In die Fassade werden riesige gläsernen Schauvitrinen eingearbeitet, die Besucher schon von außen besichtigen können. | Foto: Rustler Schriever Architekten
  • In die Fassade werden riesige gläsernen Schauvitrinen eingearbeitet, die Besucher schon von außen besichtigen können.
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Dieses Museum ist nicht jedermanns Sache. Wegen der pathologisch-anatomischen Präparate im Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité (BMM) dürfen Jugendliche unter 16 Jahren nur in Begleitung eines Erziehungsberechtigten rein. Jetzt schließt Virchows Gruselshow bis Ende 2021.

Schulklassen dürfen erst ab Klassenstufe 10 rein. Denn die Sammlungen von Organen, Knochen, Schädeln und vor allem Missbildungen und kranken Innereien sind alle echt. In Gläsern und Vitrinen sind 23 066 Präparate unterschiedlicher Erkrankungen und Krankheitsverläufe zu sehen. Darunter ein extrem aufgeblähter Darm in einem Riesenglaskolben. Der Besitzer des Organs, ein 32 Jahre alter Mann, starb 1962 an Verstopfung. Der Pathologe Rudolf Virchow hatte die Sammlung 1899 als Pathologisches Museum eröffnet. Sein dreidimensionales Lehrbuch der Pathologie war schon 1901 ein Renner und Publikumsmagnet.

Jetzt soll das Museum komplett saniert werden und muss bis Ende 2021 schließen. „Mit einer kostenfreien Finissage vom 30. Januar bis 2. Februar 2020 verabschieden wir uns in die Umbauphase“, sagt BMM-Direktor Professor Thomas Schnalke. Während der Schließzeit sollen im Außenbereich Highlights der Dauerausstellung in Bild und Text gezeigt werden. Die Charité will das renovierte Museum zum 200. Geburtstag des Museumsgründers am 13. Oktober 2021 wieder eröffnen.

90.000 Besucher im Jahr

Seit 2007 präsentiert das BMM die neu konzipierte Dauerausstellung „Dem Leben auf der Spur“ sowie zahlreiche Sonderausstellungen. Jährlich kommen rund 90.000 Besucher in die Ausstellung über 300 Jahre Medizingeschichte. Der Rundgang beginnt im frühen 18. Jahrhundert mit einem Besuch des Berliner Anatomischen Theaters. Über das Anatomische Museum gelangt man in den Seziersaal des Pathologen, in die Präparate-Sammlung Rudolf Virchows, in die spezialisierte Klinik, in die Labore der medizinischen Forschung und an das Bett des Kranken. Durch den Umbau soll das Medizinhistorische Museum der Charité „fit für die Zukunft gemacht werden“, so Schnalke.

Alle sieben Etagen werden umgebaut. Zukünftig gibt es einen großen Eingangsbereich mit einem Multifunktionsraum für die Museumspädagogik sowie einem Schaulabor. Der Backsteinbau auf dem Campus Charité Mitte, Charitéplatz 1, Campusinterne Adresse: Virchowweg 17, bekommt einen großen Vorplatz. In die Fassade werden riesige gläserne Schauvitrinen eingearbeitet, die Besucher schon von außen besichtigen können und die sie in die Ausstellung locken sollen. Auf allen Ebenen entstehen moderne Räume mit verbesserter Klimatechnik für neue Präparate. Darüber hinaus bekommt das Museum zusätzliche Depots für Lehre und Forschung.

Das als Pathologisches Museum von Rudolf Virchow 1899 eröffnete Haus wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt. Auch die Präparatesammlung bekam einiges ab. 1998 wurden die Ausstellung auf drei Ebenen sowie die Hörsaalruine daneben wiedereröffnet. Das Museum heißt seitdem Berliner Medizinhistorisches Museum der Charité. Seit 2007 präsentiert das BMM die neu konzipierte Dauerausstellung sowie zahlreiche Sonderausstellungen. Die Komplettsanierung und Neukonzeption nach Plänen des Architekturbüros Rustler Schriever kostet zwölf Millionen Euro. Das Geld stammt aus Bundes- und Landesmitteln. Während der Schließzeit biet das Museum ab Februar 2020 für angemeldete Gruppen Führungen über das historische Gelände der Charité an. Weitere Projekte für die Bauzeit sind in Planung. News dazu auf der Website, Facebook und Instagram (#bmmcharite).

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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