Forscher und Ärzte unter einem Dach
Dem ATIZ-Gebäude in der früheren Charité-Rettungsstelle wurde jetzt die Richtkrone aufgesetzt

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek und der Regierende Bürgermeister Michael Müller sowie die Vorstände von BIH und Charité auf der Baustelle des ATIZ. | Foto: Dirk Jericho
14Bilder
  • Bundesforschungsministerin Anja Karliczek und der Regierende Bürgermeister Michael Müller sowie die Vorstände von BIH und Charité auf der Baustelle des ATIZ.
  • Foto: Dirk Jericho
  • hochgeladen von Dirk Jericho

In dem komplett entkernten Betonklotz der Charité aus den 1980er-Jahren entstehen modernste Labore für Spitzenforscher. Für das zukünftige ATIZ-Gebäude des Berliner Instituts für Gesundheitsforschung BIH und der Charité wurde jetzt Richtfest gefeiert.

Wo früher an der Luisenstraße die Charité-Rettungsstelle war – mit Intensivmedizin und Operationssälen – und Zigtausende Kinder in den Kreißsälen das Licht der Welt erblickten, eröffnet schon im kommenden Jahr das Ambulanz-, Translations- und Innovationszentrum (ATIZ). Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU), der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD), Charité-Chef Heyo K. Kroemer sowie BIH-Vorsitzender und Dekan der Charité Axel Radlach Pries haben jetzt dem Forschungspalast die Richtkrone aufgesetzt. Es war kein Richtfest für einen echten Neubau. Denn das sechsgeschossige Gebäude entsteht im Gerüst des DDR-Charitébaus.

Zukünftig arbeiten dort Hunderte Wissenschaftler unter einem Dach, die derzeit noch über die ganze Stadt verteilt sind. Auch Deutschlands bekanntester Virologe, Professor Christian Drosten, geht dort mit seinem Team auf Virenjagd. Professor Roland Eils, Gründungsdirektor des BIH-Zentrums Digitale Gesundheit, bekommt ebenfalls seine Spielwiese, um die biologischen Rätsel zu lösen. Er hat herausgefunden, dass bei den Patienten mit schweren Corona-Verläufen der Abschaltmechanismus des Immunsystems nicht funktioniert. Es gebe zwar eine korrekte Immunantwort auf das Virus, „doch nachdem die infizierten Zellen erfolgreich abgetötet wurden, wendet sich das Immunsystem gegen die gesunden Zellen und richtet dadurch großen Schaden an“, erklärt der Charité-Professor. Sein Team schickt jetzt ein HIV-Medikament in die klinische Studie, das die Überreaktion des Immunsystems stoppen soll. Professorin Christine Goffinet, Expertin in der Aidsforschung, betonte, dass es viele weitere Viren gebe, für die man bisher keine Impfstoffe oder Medikamente habe. „Corona wird mit Sicherheit nicht die letzte Pandemie sein“, sagt die Virologin. Immer mehr Erreger seien „ganz klar am Kommen“, so Goffinet. Darauf müsse man sich vorbereiten und „nicht die komplette Aufmerksamkeit auf Covid-19 richten“. Im Windschatten der Pandemie gebe es genügend andere Erreger wie HIV, Malaria, Hepatitis C oder Tuberkulose, für die man genauso dringend Impfstoffe brauche.

Medizinische Forschung und Versorgung

„Aus Forschung wird Gesundheit“ ist das Motto des BIH, das die Charité, das Max-Delbrück-Centrum (MDC), das Bundesforschungsministerium und der Senat 2013 gegründet haben. Translation meint dabei, dass aus wissenschaftlichen Erkenntnissen so schnell wie möglich Produkte und Lösungen entstehen, um Krankheiten effektiv zu behandeln. Im neuen ATIZ-Gebäude arbeiten Wissenschaftler und Ärzte eng zusammen. Neben den Forschungslaboren mit Patientenzentrum wird die Charité ein Drittel der Flächen nutzen. Die Tagesklinik für Krebspatienten und die Charité-Hautklinik werden dort einziehen. Forschung und medizinische Versorgung unter einem Dach soll die „Interaktion zwischen Patienten, Ärzten und Forschern fördern und Forschungseinheiten, die derzeit über Berlin verteilt sind, zusammenführen“, heißt es. Im ATIZ wird es auch ein Simulations- und Trainingszentrum geben, in dem Ärzte den Umgang mit Technologien und Verfahren der kommenden Generation erlernen können.

Das Publikum erreicht das ATIZ über ein großes Foyer im Bereich der einstigen Auffahrt der Notaufnahme. „Die zweigeschossige Eingangshalle bietet Raum für eine Erlebniswelt, mit der Methoden und Ergebnisse aus dem ATIZ-Gebäude in die Öffentlichkeit getragen werden können“, sagt Architekt Alexander Gyalokay vom Architekturbüro Heinle, Wischer und Partner. Der Um- und Ausbau des alten Charité-Anbaus kostet insgesamt 81 Millionen Euro. Das BIH bezahlt 49 Millionen Euro, das Land Berlin für die Charité zusätzliche 32 Millionen Euro. Im Dezember 2021 soll der Forschungspalast eröffnen.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
 Ist Ihr Herz gesund? Informieren Sie sich am 20. November über Herzschwäche und wie man sie erkennt und behandelt. | Foto: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung

Infos über Herzinsuffizienz
Vortrag: „Herzschwäche erkennen und behandeln“

Die Caritas-Klinik Maria Heimsuchung lädt Sie herzlich zu einem informativen Vortrag am 20. November 2024 von 17 bis 18 Uhr ein. Unter dem Titel „Stärke dein Herz – Herzschwäche erkennen und behandeln“ erfahren Sie Wissenswertes über die frühzeitige Erkennung und moderne Behandlungsmöglichkeiten der Herzinsuffizienz. Dr. med. Philipp Krauser, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Oberarzt im Caritas Kardiozentrum Berlin, wird in dem Patienteninformationsabend auf die typischen...

  • Pankow
  • 30.10.24
  • 855× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 368× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen? Erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Infoabend am 12. November
Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen

Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen, die jeden Schritt zur Qual machen oder Ihnen sogar in Ruhe keine Erholung gönnen? Es muss nicht so bleiben! Besuchen Sie unseren Infoabend "Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen: Schonende & komfortable OP-Methode!" und erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen – schonend, effektiv und ohne Angst vor einem Eingriff. Expertenwissen kommt beim Infoabend am 12. November aus erster Hand: Tariq Qodceiah, Chefarzt...

  • Reinickendorf
  • 01.11.24
  • 700× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 777× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 351× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.