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Jusos wollen, dass Schüler künftig ihre Lehrer duzen
Siezt du noch oder duzt du schon? Wie bei Ikea und in ganz Schweden sollen Schüler ihre Lehrer duzen. Die Deutschlehrerin Frau Müller ist dann die Heike und duzt ebenfalls ihre Schüler. So wollen es zumindest die Jungsozialisten (Jusos), die auf ihrer Landesdelegiertenkonferenz einen entsprechenden Antrag der Neuköllner Jusos beschlossen haben.
„Wir wollen, dass Schüler*innen ihre Lehrer*innen duzen können, um künstliche Distanzen abzubauen und eine Lernatmosphäre zu schaffen, in der sich alle wohlfühlen", schreibt der SPD-Nachwuchs auf Facebook. Das Du soll Distanz abbauen, Vertrauen schaffen, Kommunikation auf Augenhöhe ermöglichen – und so zu besseren Leistungen führen. In Schweden, wo sich seit über 50 Jahren alle duzen, seien die Pisa-Ergebnisse besser als in Deutschland, betonen die Jusos.
Die Schulen sollen selbst entscheiden, ob sie zum Duzen übergehen, sagen sie. Ich finde, ein Klassenzimmer ist nicht Ikea. Ich kann mir schwer vorstellen, dass sich vor allem ältere Lehrer von ihren Schülern mit dem Vornamen anreden lassen wollen. Der Lehrer ist doch kein Kumpel. Das Sie hat was mit Respekt und Höflichkeit zu tun. Kann ja sein, dass die Duzerei in Schweden seit Jahrzehnten Sprachstandard ist. Dass eine Du-Reform in Deutschland funktionieren würde, glaube ich nicht.
Weil viele Ikea-Kunden in Deutschland das Du unangebracht finden, siezt der Möbelkonzern außer in der Werbung seine Kunden hierzulande zumindest in der „direkten Kundenansprache“. Und Siezen hat ja auch was. Joschka Fischers Ausraster im Bundestag 1984 gegenüber Richard Stücklen – „Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch“ – klingt erst mit dem Sie so gut.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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