Wunderkammer des 21. Jahrhunderts
Neue Dauerausstellung der Humboldt-Uni im Tieranatomischen Theater

Die Zerlegung des Klangs: Kugelresonatoren nach Hermann von Helmholtz.  | Foto: Historische Instrumentensammlung der Physiologie der Charité / Felix Sattler
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  • Die Zerlegung des Klangs: Kugelresonatoren nach Hermann von Helmholtz.
  • Foto: Historische Instrumentensammlung der Physiologie der Charité / Felix Sattler
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Es ist eines der interessantesten Gebäude, und auch die neue Dauerausstellung „Flechtwerk der Dinge“ im Tieranatomischen Theater, die am 21. Oktober eröffnet wird, ist etwas ganz besonderes.

Exponate ohne Erklärtexte in historischen Bibliotheksschränken von 1790: Diese Ausstellung der Humboldt-Universität (HU) ist für die Besucher als interaktives Erlebnis konzipiert. Mithilfe einer App können Besucher die Vielfalt der Dinge entdecken und die gezeigten Exponate in unterschiedliche Zusammenhänge stellen. Ausgehend von den Themenfeldern „Gebrauch“, „Herkunft“, „Vielfalt“ und „Lokalität“ lassen sich weitere Verknüpfungen aktivieren.

Besucher begeben sich mittels der App spielerisch durch das „Flechtwerk der Dinge“ und informieren sich mit Texten, Bildern und Filmen gezielt über einzelne Objekte. In virtuellen Touren kann man sich seine eigenes Ausstellungserlebnis zusammenstellen. Sogar die Beleuchtung der Ausstellungsvitrinen ändert sich je nach gewähltem Blickwinkel.

Was verbindet die Fotografie der Marienkirche in Prenzlau mit einer Gesteinsprobe eiszeitlichen Geschiebes? Gibt es ein gemeinsames Werkzeug zum Verständnis eines kristallographischen Modells und Tonscherben aus einem kuschitischen Sakralort im Sudan? Und was hat ein Lavastein mit dem Dschihad zu tun? Zum Auftakt präsentiert das „Sammlungsschaufenster“ 80 Objekte aus 24 Sammlungen der HU und von mit der Universität verbundenen Partnerinstitutionen. Die Objekte stammen unter anderem aus dem Historischen Kabinett des Instituts für Psychologie, der Sammlung am Centrum für Anatomie, der Sudanarchäologischen Sammlung, der Kunstsammlung, dem Lautarchiv und dem Medienarchäologischen Fundus. Zu sehen sind unter anderem der legendäre Computer Commodore 64, der in Millionen von Arbeits- und Kinderzimmern stand, der „Stein des Abu Djihad“ von Max von Oppenheim, der die Verstrickungen von Wissenschaft und Nationalismus im frühen 20. Jahrhundert beleuchtet, und die Resonatoren, mit denen Hermann von Helmholtz die Grundlagen der schallphysikalischen Resonanztheorie legte.

Die Objekte und Themenschwerpunkte werden in zeitlichen Abständen von sechs bis 24 Monaten ausgetauscht. Die neue Schau ist als dynamische Dauerausstellung konzipiert, so dass das „Flechtwerk der Dinge“ immer wieder neue Themen und Verknüpfungen hervorbringt und die Objekte auch für die Forschung und Lehre weiterhin in den Sammlungen nutzbar bleiben. Die Dauerausstellung wird kuratiert von Felix Sattler, Sarah Becker und Jessica Korp. Die Ausstellung im Tieranatomischen Theater der Humboldt-Universität auf dem Campus Nord (Philippstraße 13, Haus 3) ist ab 22. Oktober dienstags bis sonnabends von 14 bis 18 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Das Tieranatomische Theater der Humboldt-Universität ist nach seiner umfassenden Sanierung zwischen 2005 und 2012 Ausstellungs- und Veranstaltungsort. Das Gebäude auf dem Campus Nord wird seit 2012 vom Helmholtz-Zentrum genutzt. Das Gebäudeensemble wurde 1789 von Carl Gotthard Langhans als Tieranatomisches Theater im Auftrag von König Friedrich Wilhelm II. gebaut. Das Haus mit seiner Kuppel und dem gestuften Hörsaal darunter war das Herzstück der neu gegründeten Tierarzneischule. Der Trichinentempel, wie der Kuppelhörsaal auch genannt wird, ist ein architektonisches Kleinod und das älteste erhaltene akademische Lehrgebäude Berlins.

Weitere Informationen unter www.tieranatomisches-theater.de.

Die Zerlegung des Klangs: Kugelresonatoren nach Hermann von Helmholtz.  | Foto: Historische Instrumentensammlung der Physiologie der Charité / Felix Sattler
Der Stein des Abu Djihad. | Foto: Geomorphologisch-Geologische Sammlung / Felix Sattler
Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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