"Ich bin sehr schockiert"
Neue Stadträtin will Anna-Lindh-Schule grundsanieren
Im Bezirksamt will man die Komplettsanierung der Anna-Lindh-Grundschule angehen. Laut neuer Schulstadträtin wäre die preiswerter als ein Neubau. Doch bislang fehlen die Millionen und ein Ausweichstandort für die Schüler.
Schimmel, Raumnot, Rohrbrüche, Heizungsausfälle, unsanierte Klassenzimmer: Berlins größte Grundschule ist seit Jahren ein Sanierungsfall. Weshalb Lehrer und Eltern eine komplette Grundsanierung der Anna-Lindh-Grundschule fordern . Doch passiert ist das bisher nicht.
Nun aber hat Mitte eine neue Schulstadträtin und die will die Probleme jetzt offenbar ernsthaft angehen. „Ich bin sehr schockiert, dass für die Anna-Lindh-Grundschule, die einen so großen Sanierungsbedarf hat, keine großen Sanierungsmittel in unserer Investitionsplanung stehen“, sagte Stefanie Remlinger (Grüne) im Schulausschuss. Es sei darum „hoch sinnvoll“, die entsprechenden Mittel beim Senat „zu erkämpfen“. Das sei bisher nicht gelungen und auch aktuell eine „große Herausforderung“. Denn Mitte steht wie alle anderen Bezirke unter vorläufiger Haushaltsführung, da der neue Berliner Landeshaushalt noch nicht feststeht. Zudem habe der Bezirk in den vergangenen fünf Jahren „erhebliche Summen“ für Schulsanierungen nicht abgerufen, so Remlinger weiter. Das mache Verhandlungen mit dem Senat über neue Fördergelder schwierig. Außerdem entschuldigte sich die neue Schulstadträtin im Ausschuss dafür, dass der Bezirk im vergangenen Jahr keine Machbarkeitsstudie für die Anna-Lindh-Grundschule beauftragt habe. Stattdessen haben „wir immer nur mit dem Feuerlöscher gelöscht statt grundzusanieren“.
Sanierung würde 30 Millionen Euro kosten
Rund 30 Millionen Euro würde die denkmalgerechte Komplettsanierung der Grundschule kosten. Was laut Stadträtin und ihrem Schulamt wirtschaftlicher wäre als ein Neubau. Allerdings bräuchte der Bezirk erst einmal die Investitionsmittel, um das entscheiden zu können, so die Stadträtin. Angelika Kroll, Co-Direktorin der Anna-Lindh-Grundschule, betonte im Schulausschuss, dass es für die Schule mittlerweile bedrohlich werde. „Das Personal läuft uns weg, und wir können keine neuen Klassen aufnehmen“, sagte Kroll. „Es ist viel zu eng. In der Aula und in den Fluren lagern Möbel, weil wir keinen Keller haben, und jeder Fachraum ist vollgestopft.“ Wegen des Schimmelbefalls müssten nach jeder neuen Kontrollmessung wieder Räume gesperrt werden. Das belaste Schüler und Lehrer. „Inzwischen hat eine ganze Generation von Kindern den Schimmelbefall an der Schule erlebt.“
Elternvertreterin Laura Kittelmann bestätigte die nach wie vor „schlechte Stimmung“ an der Schule. „Es gibt kaum noch Lehrkräfte, die das alles stemmen können.“ Die Eltern seien verzweifelt, das habe die jüngste Sitzung der Gesamtelternvertretung gezeigt. „Wir sind deshalb froh, Sie jetzt an unserer Seite zu haben“, sagte Kittelmann in Richtung Stadträtin. Doch für die Sanierung der Schule fehlt bislang nicht nur der nötige Batzen Geld, sondern auch eine Übergangslösung für die Schüler. „Wir überlegen jetzt, wo in der Nachbarschaft Ausweichstandorte möglich sind“, kündigte Stefanie Remlinger im Ausschuss an.
Die Anna-Lindh-Grundschule in Wedding hat mehr als 800 Schüler und ein spezielles Konzept für Hochbegabte. In den vergangenen Jahren hat der Bezirk rund vier Millionen Euro in Sanierungsmaßnahmen und Notfallreparaturen investiert. Aktuell wird das Schuldach erneuert. Die Sanierung der Sporthalle stagniert dagegen gerade, weil das Denkmalamt auf Funde gestoßen ist, die gesichert werden müssen. Die untere Turnhalle ist seit 2015 wegen Schimmel gesperrt. Zuletzt musste die Teeküche wegen Sporenbefall demontiert werden. Nach einem Ersatzort im Schulhaus wird gesucht.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.