Ein Erinnerungsort feiert Jubiläum
Seit 30 Jahren engagiert sich das Anne-Frank-Zentrum in der Bildungsarbeit für junge Menschen

Der Ausstellungsort befindet sich in einer ehemaligen Wäschefabrik in der Rosenthaler Straße 39. | Foto:  Ruthe Zuntz
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  • Der Ausstellungsort befindet sich in einer ehemaligen Wäschefabrik in der Rosenthaler Straße 39.
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Am Wochenende, 7. und 8. Dezember, feiert das Anne-Frank-Zentrum sein 30-jähriges Bestehen – mit freiem Eintritt in die Berliner Ausstellung „Alles über Anne“, mit öffentlichen Führungen und einer Kreativwerkstatt.

„Ich habe 2003 als Ausstellungsbegleiterin für junge Menschen im Anne-Frank-Zentrum angefangen“, sagt Veronika Nahm. Als Geschichtsstudentin beendete sie damals ihr Studium in Berlin und blieb beim Anne-Frank-Zentrum tätig, kuratierte Bildungsangebote und übernahm 2021 die Leitung. „Mich hat schon immer Geschichte fasziniert. Sie hilft, gesellschaftliche Dinge zu verstehen und die Bedeutung für die Gegenwart zu erfassen“, erklärt Nahm. „Das Zentrum gibt mir die Möglichkeit, über die Beschäftigung mit Anne Frank einen besonderen Zugang zur Geschichte des Antisemitismus und des Holocaust zu finden und dies an junge Menschen weiterzugeben.“

Veronika Nahm leitet seit 2021 das Anne-Frank-Zentrum in Berlin.  | Foto: Ruthe Zuntz
  • Veronika Nahm leitet seit 2021 das Anne-Frank-Zentrum in Berlin.
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Die Geschichte des Anne-Frank-Zentrums Berlin begann mit engagierten Menschen, die 1994 eine Wanderausstellung nach Berlin holten, und mit einer Kooperation mit dem Anne-Frank-Haus in Amsterdam im Jahre 1998. Damit konnte ein erster fester Berliner Ausstellungsort zum Geburtstag von Anne Frank am 12. Juni zunächst in der Oranienburger Straße 26 eröffnet werden. Seit September 2002 befinden sich die Ausstellungsräume neben den Hackeschen Höfen in einer ehemaligen Wäschefabrik in der Rosenthaler Straße 39. Das Gebäudeensemble mit seiner langen, bewegten Geschichte liegt in der Spandauer Vorstadt, die schon vor der NS-Zeit als antisemitische Projektionsfläche diente. 1930 gab es dort rund 300 jüdische Einrichtungen – Synagogen, Schulen, Heime, Vereine, koschere Restaurants und vieles mehr.

An diesem geschichtsträchtigen Ort ist das Anne-Frank-Zentrum heute bestrebt, Kinder und Jugendliche dazu anzuregen, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und diese mit ihrer heutigen Lebenswelt zu verbinden. Darüber hinaus werden laut Nahm weitreichende Netzwerke gebildet, so zum Beispiel mit dem Jüdischen Museum Berlin, dem Dokumentationszentrum Topographie des Terrors und bundesweit mit vielen Organisationen der politischen Jugendbildung. Die Arbeit des Anne-Frank-Zentrums umfasst somit neben der ständigen Ausstellung mit Workshops und Projekttagen in Berlin auch Wanderausstellungen in ganz Deutschland in Zusammenarbeit mit lokalen Kooperationspartnern. Dort werden Jugendliche aktiv in die Bildungsarbeit eingebunden, unter anderem durch die Qualifikation zum Peer Guide, also zum Ausstellungsbegleiter, womit einst auch Veronika Nahm ihr Engagement im Verein begonnen hatte.

Anne Frank ist Urheberin des wohl berühmtesten Tagesbuchs der Welt.  | Foto: Fotosammlung Anne Frank Haus
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Im vergangenen Jahr waren bundesweit circa 350 Kinder und Jugendliche als Ausstellungsbegleiter tätig. Rund 15.600 zumeist Kinder und Jugendliche besuchten die bundesweiten Ausstellungen, während das Anne- Frank-Zentrum Berlin insgesamt knapp 29.000 Besucher verzeichnete. „Natürlich besuchen uns an diesem touristischen Hotspot Menschen aus aller Welt“, so Veronika Nahm „Die pädagogischen Angebote werden aber überwiegend von Schulklassen der Jahrgangsstufen sechs bis neun meist aus dem Deutsch-, Ethik- oder Geschichtsunterricht frequentiert.“ Und wie ist das Feedback der Jugendlichen? Das sei, so Nahm, zum überwiegenden Teil sehr positiv. „Das liegt sicher auch an dem konkreten biografischen Bezug zu dem Mädchen Anne Frank. Ihr Schicksal, dokumentiert in ihrem Tagebuch, in Fotos und durch Zeitzeugen, macht Geschichte greifbar. Und zuweilen finden sich manche Besucher in Bezug auf Kriegs- und Fluchterlebnisse selbst darin wieder, können Emotionen und Empathie aufbauen.“

Das wiederum sei eine grund-legende Voraussetzung, selbst gegen Antisemitismus und jede Art von Ausgrenzung aktiv zu werden. Zum Beispiel in Form von Anne-Frank-Botschaftern, die bundesweit in Aufbauseminaren viel über Holocaust, Diskriminierung und Antisemitismus erfahren und zudem in Projektmanagement geschult werden. „So können sie in ihrem lokalen Umfeld selbst Projektideen für Demokratie und gegen Diskriminierung entwickeln und umsetzen“, erklärt Nahm. Und schließlich dürfen die jungen Botschafter einmal im Jahr eine verdiente Ehrung entgegennehmen – nämlich durch den „echten“ Botschafter der Niederlande persönlich.

Das Festwochenende zum Jubiläum findet am 7. und 8. Dezember jeweils von 10 bis 18 Uhr im Anne-Frank-Zentrum, Rosenthaler Straße 39, statt. Eintritt ist frei. Lehrkräfte, die sich zum kommenden Anne-Frank-Tag am 12. Juni 2025 in ihren Schulen engagieren wollen, erhalten Informationen unter Tel. 288 86 56 00 oder im Internet auf annefrank.de. Hier können sich auch Kinder und Jugendliche melden, die sich zum Peer Guide ausbilden lassen wollen.

Autor:

Michael Vogt aus Prenzlauer Berg

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