Alles Panke oder was?
Stadtführung durch einen neuen Park am alten Flüsschen
Zu meiner 191. Berliner-Woche Führung lade ich Sie an den neuen Südpankepark ein. Jetzt kann man 700 Meter lang beiderseits der Pankeaue in Mitte ein wunderbares Stück Stadtgrün am Wasser genießen.
Wiederhergestellt ist eine historisch offene Auenlandschaft, ergänzt mit glatten Wegen. Möglich wurde das als Ausgleichsmaßnahme beim Bau des BND-Komplexes an der Chausseestraße. Dabei ging es dem unterem Pankelauf lange schlecht. Zuerst verlor er Anfang des 18. Jahrhunderts den größten Teil seines Wassers an den Kanalabzweig Schönhauser Graben. Ende des 19. Jahrhundert hieß das Flüsschen "Stinkepanke", denn am Oberlauf gab es diverse Industrien, die Abwässer in den Fluss leiteten. So wurde es bald erbarmungslos verrohrt, verschwand größtenteils unter der Erde. Mit dem Mauerbau wurde dann der letzte unterirdische Durchfluss aus Wedding in Mitte vermauert. Der Spruch "Am Schiffbauerdamm Nummer zwee, da fließt die Panke in die Spree!" wurde erst einmal in der Lokalgeschichte abgelegt. Das quadratische Mündungsloch in der Ufermauer gibt es bis heute. Ganz neu ummauert, steht nun "Südpanke" drüber.
Drittlängster Fluss Berlins
Die Panke entspringt 68,5 Meter über NN nordöstlich von Bernau. Wussten Sie, dass sie drittlängster Fluss Berlins ist? 29 Kilometer, davon 20 im Stadtgebiet. Nur ein Flüsschen, aber eines mit drei Mündungsarmen: Der erste und längste Abzweig heißt Nordgraben, gebaut vor knapp 100 Jahren. Er fließt ab Berlin-Blankenburg im künstlichen Einschnitt zum Tegeler See. Den zweiten Abzweig, knapp drei Kilometer vor der alten Mündung, befahl schon König Friedrich I. Die Panke sollte ab Schloss Schönhausen schiffbar für königliche Nachen sein, die Reisezeit zu Königin Sophie Charlottes Musensitz Schloss Lietzenburg deutlich verkürzen. So kanalisierte Baumeister Eosander 1705 das Flüsschen, zweigte in Höhe der heutigen Schulzendorfer Straße einen Kanal ab, fortan Schönhauser Graben genannt. Der mündete weit spreeabwärts des Unterbaums, Berlins westlicher Spree-Zollgrenze. Längst fließt er als „Neue Panke“ vorbei am Erika-Heß-Eisstadion ins Schönhauser Bassin zum Nordhafen des Berlin-Spandauer Schifffahrtskanals.
Gebiet mit Geschichte
Die Anlieger der alten Südpanke lesen sich wie ein Who is Who von Berlin Geschichte: Das Königliche Garnisons-Lazarett diente 70 Jahre als Polizeikrankenhaus, bevor es an die Bundeswehr kam. Der Exerzierplatz der Artillerie, dann Polizeisportplatz, wurde zum Stadion, das nach Ulbricht und dann nach der Weltjugend hieß. Der geräumige Platz reichte dann bequem für die neue Zentrale des BND. Südlich der Habersaatstraße taucht die Panke wieder ab. Dort war erst die Kgl. Eisengießerei, dann Geologie-Anstalt, nun Bundesministerium für Verkehr. An der Hannoverschen kommt die Rinne wieder ans Licht, fließt zwischen den Häusern der alten Tierarzneischule, heute Charité. Drei Theater liegen stromabwärts, das älteste nannten Studenten einst Trichinentempel, das Königstädtische wurde zum Deutschen Theater. Über dem am Schiffbauerdamm schwebt noch der Geist Brechts. Nur einen Zirkus gibt es nicht mehr, der alte Friedrichstadtpalast musste abgerissen werden. Aber von der Reichstagsufer-Spreeseite kann man tief in die Panke-Mündung blicken.
Der Spaziergang beginnt am 28. August 11 Uhr an der Ida-von-Arnim Straße, Ecke Südpankepark Verkehrsverbindung: U6-Bahnhof Schwartzkopffstraße, 250 Meter Fußweg ab Chausseestraße entlang der Ida-von-Arnim-Straße.
Die Führung ist für Leser der Berliner Woche kostenlos. Allerdings ist eine Anmeldung erforderlich: am Freitag, 27. August 2021, von 10 bis 12 Uhr anrufen unter der Nummer 887 277 100.
Autor:Bernd S. Meyer aus Mitte |
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