„Digitaler Modus“ unzumutbar
Studierenden-Initiative fordert Präsenzlehre im nächsten Sommersemester

In der kommenden Woche beginnt in Berlin die vorlesungsfreie Zeit des Wintersemesters 2020/2021. Die Planung für das darauffolgende Sommersemester ist an den Universitäten und Hochschulen weit vorangeschritten.

Erneut wird es im „digitalen Modus“ starten, so heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Senatskanzlei und der Landeskonferenz der Rektoren und Präsidenten der Berliner Hochschulen (LKRP). Für die meisten der rund 190 000 Berliner Studenten bedeutet das, ein drittes Semester im Homeoffice zu studieren. Deshalb hat eine Initiative von Berliner Studierenden am 17. Februar einen offenen Brief an die Landesregierung und Hochschulleitungen veröffentlicht, in dem sie „für alle Berliner Universitäten die Ermöglichung von Präsenzlehre und den Zugang zu Arbeitsplätzen unter den vom RKI empfohlenen Hygiene- und Verhaltensregeln“ fordert. Innerhalb einer Woche haben ihn bereits über 800 Studenten und Dozenten unterschrieben.

Besonders wegen persönlicher Isolation, technischer Probleme und fehlender Arbeitsplätze sei, so heißt es in dem Brief, ein weiteres rein digitales Semester unzumutbar. Die Initiative sieht mit drei Semestern im Homeoffice den gesellschaftlichen Bildungsauftrag der Hochschulen gefährdet. „Denn wer ausschließlich online studiert, hat nicht wirklich studiert.“ Deswegen solle das kommende Sommersemester als „Hybridsemester“ durchgeführt werden. Das hieße, vorsichtig zur Präsenzlehre zurückzukehren und diese durch digitale Formate zu unterstützen, sodass auch Studenten, die selbst oder deren Mitbewohner einer Risikogruppe angehören, während der Pandemie weiterhin an den Lehrveranstaltungen teilnehmen können. Die Initiative setzt dabei besonders auf Freiwilligkeit und Selbstverantwortung. Die Vorlesungssäle sollten für kleine Seminare, Tutorien und Kolloquien bereitgestellt werden, die Seminarräume als Arbeitsplätze genutzt werden können und Dozenten im Sommer die Möglichkeit haben, ihre Seminare in den Außenbereichen der Hochschulen durchzuführen.

Die Senatskanzlei und die LKRP halten sich die Möglichkeit offen, im Laufe des Sommersemesters abhängig vom Pandemieverlauf auch Präsenzformate wieder zuzulassen. „Die vereinbarten Grundsätze für die Durchführung des Sommersemesters sehen zudem die Möglichkeit einer Öffnung hin zu mehr Präsenzveranstaltungen vor, sofern und soweit es das Pandemiegeschehen im Verlauf der kommenden Monate zulässt“, so Senatskanzlei und LKRP. Solange bleibt abzuwarten, wann die Berliner Universitäten wieder für den Lehrbetrieb öffnen.

Der offene Brief kann nachgelesen werden auf www.praesenzlehre-berlin.org.

Autor:

Paul Stein aus Pankow

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