Batman mit Rückensender
Wissenschaftler des Naturkundemuseums entwickeln winzige Bio-Logger

Simon Ripperger vom Naturkundemusem hat die Fledermaussender entwickelt. | Foto: Foto: Carola Radke
5Bilder
  • Simon Ripperger vom Naturkundemusem hat die Fledermaussender entwickelt.
  • Foto: Foto: Carola Radke
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Um das Verhalten kleiner Tierarten wie Fledermäuse, Vögel, Eidechsen oder Insekten wie Hirschkäfer zu erforschen, haben Wissenschaftler des Naturkundemuseums Minisensoren entwickelt.

Fledertiere wie Fledermäuse oder Flughunde sind derzeit vor allem als Träger tödlicher Viren wie Ebola, Marburg, Sars oder des neuen Coronavirus in aller Munde. Die kleinen Flatterviecher gelten als Wirtstiere für gefährliche Erreger, die auf den Menschen überspringen können. Doch in dem multidisziplinären Forschungsprojekt unter Leitung des Museums für Naturkunde ging es nicht um Viren, sondern um das Verhalten kleiner Arten.

Um Daten und Bilder über das Verhalten kleiner Wirbeltiere wie Fledermäuse, Eidechsen und Vögel zu erhalten, hat das Forscherteam miniaturisierte Sensoren entwickelt. Die sogenannten Bio-Logger werden mit Halsbändern oder Rucksäcken an den Tieren befestigt. Die Minicomputer senden permament Daten über die Bewegungen, Interaktionen mit anderen besenderten Tieren und Körperfunktionen wie die Herzfrequenz.

Bisher war Bio-Logging, die automatische Fernaufzeichnung von Tierverhalten, durch Größe und Gewicht der Sensoren begrenzt, die an den Tieren befestigt werden müssen. Viele Bio-Logger wie GPS-Tracker sind wegen der großen Batterie für die meisten kleinen Wirbeltierarten zu schwer und brauchen zu viel Strom. Bei den GPS-Trackern besteht zudem das Problem, dass der Satellitenempfang gestört werden kann, wenn die Tiere im dichten Wald oder Höhlen unterwegs sind. „Unser neues Sensorsystem bringt Bio-Logging auf ein neues Level“, sagt Simon Ripperger vom Naturkundemuseum, der die Freilandeinsätze leitete. Bei dem neu entwickelten Sensornetzwerk sorgen ausgeklügelte Algorithmen und Sendeprotokolle für minimalen Energiebedarf. Allerdings ist die Ausdehnung des Systems begrenzt: Das Team hat es auf Flächen getestet, die in etwa drei Fußballfeldern entsprechen. Damit könne man aber den Aktionsraum vieler Kleintiere abdecken.

Nur ein bis zwei Gramm leicht

Die Bio-Logger wiegen nur ein bis zwei Gramm und können mehrere Wochen Daten senden. „Wir können viel präziser als durch herkömmliche Technik aufzeichnen, wo sich die Tiere bewegen und wie sie interagieren", sagt Simon Ripperger. Die Daten können von mehreren Kilometern Entfernung abgerufen werden. Die Forscher haben das System an Fledermäusen getestet, da sie klein sind und sich schnell in dichter Vegetation bewegen – beides Herausforderungen für drahtlose Bio-Logging-Netzwerke. Sie markierten zum Beispiel Mausohrfledermäuse, um das Jagdverhalten in einem alten Laubwald in Deutschland zu untersuchen. Derzeit wird getestet, ob man die Minisender auch auf Zauneidechsen setzen kann. Weitere Studien könnten sich auf Nagetiere, Singvögel oder sogar große Insekten wie Hirschkäfer, Großes Heupferd oder Totenkopfschwärmer konzentrieren.

Das drahtlose Bio-Logging-Netzwerk wurde im Rahmen der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG geförderten BATS-Initiative entwickelt. Das Museum für Naturkunde Berlin hat dabei mit dem Smithsonian Tropical Research Institute in Panama, der Ohio State University in den USA, der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, der Brandenburgischen Technischen Universität, der Technischen Universität Braunschweig, der Universität Paderborn und dem Berlin-Brandenburgischen Institut für Biodiversitätsforschung zusammengearbeitet. Die Studie ist in der Zeitschrift „PLoS Biology" veröffentlicht und unter https://doi.org/10.1371/journal.pbio.3000655 nachzulesen.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 75× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 417× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 388× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 820× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.