Fahrradklau hat Hochkonjunktur
27.000 Drahtesel wurden im vergangenen Jahr gestohlen
Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 26.833 Fahrräder geklaut. Was weg ist, bleibt in der Regel weg. Die Aufklärungsquote lag 2022 laut Polizei bei 3,9 Prozent.
Die Diebe haben es dabei nicht auf billige Drahtesel abgesehen. Der durchschnittliche Schaden pro geklautem Rad liegt bei 1047 Euro. Insgesamt liegt die Schadensumme bei rund 28 Millionen Euro. Das geht aus den Datenkolonnen der Kriminalstatistik hervor, die Digitalstaatssekretär Ralf Kleindiek auf eine Anfrage des Abgeordneten Vasili Franco (Grüne) zum Thema „Fahrraddiebstähle in Berlin (2022)“ auf 15 Seiten zusammengestellt hat.
Die meisten Fahrräder werden in den Citybezirken gestohlen. Spitzenreiter waren 2022 Mitte (4399 Fahrraddiebstähle), gefolgt von Friedrichshain-Kreuzberg (3972), Pankow (3812) und Charlottenburg-Wilmersdorf (2694). Schlusslichter im positiven Sinne waren Marzahn-Hellersdorf (684), Spandau (772) und Reinickendorf (936). Die Polizei hat auch detaillierte Statistiken zu den Hotspots. Die „Koordinierungsstelle Fahrrad“ des Landeskriminalamts erstellt regelmäßig „phänomenorientierte Lagebilder, mit denen gezielt Hotspots identifiziert und die an örtliche Polizeidirektionen gesteuert werden. Dadurch können Schwerpunkteinsätze, insbesondere an Fahrradabstellplätzen und erkannten Brennpunkten, durchgeführt werden“, so Kleindiek. Die fünf Hotspots in Mitte zum Beispiel sind nach Anzahl der Diebstähle das Alexanderplatzviertel, Leopoldplatz, Humboldthain-Nordwest, Oranienburger Straße und Invalidenstraße. In Friedrichshain-Kreuzberg sind die Top fünf laut Polizeicomputer Wrangelkiez, Graefekiez-Nord, Chamissokiez, Urbanstraße und Stralauer Kiez.
Im Kampf gegen den Fahrradklau bietet die Polizei seit Jahren kostenlose Codierungen an. Die so durch die Polizei gekennzeichnete Fahrräder werden in der „Fahrradkennzeichnungsdatenbank“ erfasst. 2022 wurden insgesamt 8042 Fahrräder codiert. Trotz solcher Maßnahmen hat Fahrraddiebstahl weiter Hochkonjunktur. Und die Aufklärungsquote ist mit fast vier Prozent gering. Die Polizei führe deshalb ihr „präventives Jahresschwerpunktthema ,Sicherheit im Wohnumfeld‘“ in diesem Jahr fort, wie Ralf Kleindiek schreibt. Das Thema Fahrrad sei bereits das zweite Jahr in Folge ein Schwerpunkt.
Seit September 2021 veröffentlicht die Polizei umfangreiche Rohdaten zu Fahrraddiebstählen im Open-Data-Portal Berlin. Die täglich aktualisierten Daten gehören zu den am häufigsten abgerufenen Datensätzen. Firmen können auf die Daten zurückgreifen und Anwendungen programmieren. Weil die Nutzung dieser Daten nicht an Bedingungen geknüpft ist, weiß die Polizei grundsätzlich nicht, wer sie zu welchen Zwecken nutzt. Eine Internetanwendung ist zum Beispiel das Portal ismybikesafehere.de. Hier kann man nach Eingabe einer Adresse sehen, wie es in dem zugehörigen Planungsraum so aussieht. In Gegend rund um die Charité zum Beispiel wird laut Internetseite durchschnittlich alle elf Tage ein Fahrrad gestohlen. „Im Vergleich zu anderen Gebieten ist die Gefahr für Fahrraddiebstähle etwas höher als der Durchschnitt. In den letzten sieben Tagen wurden dort keine Fahrraddiebstähle registriert“, weiß die App. Aber auch dass die Wahrscheinlichkeit, beklaut zu werden, an allen Wochentagen ungefähr gleich ist.
Aktuell programmieren derzeit fünf Studenten der Wirtschaftsinformatik an der Hochschule für Wirtschaft und Recht eine weitere nützliche Anwendung. Mithilfe der öffentlichen Fahrraddiebstahlsdaten der Polizei und weiteren Datenquellen entstehe eine komplexe Datenanalyse, die in einem Dashboard aufgearbeitet werden soll, weiß Staatssekretär Kleindiek.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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