Klingeling, hier kommt die Polizei
Bis zum Jahre 2023 sollen 160 Beamte auf Fahrrädern für Ordnung und Sicherheit sorgen

Die Neuen in der Fahrradstaffel: Antje Melchert und Max Berthold. | Foto: Dirk Jericho
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Bei einem Fototermin auf der Treppe des Konzerthauses auf dem Gendarmenmarkt haben Innensenator Andreas Geisel (SPD) und Polizeipräsidentin Barbara Slowik die neuen Fahrradpolizisten vorgestellt.

Antje Melchert war bisher Polizistin im Regierungsviertel, hat viele Veranstaltungen betreut und mit Touristen zu tun gehabt. Weil sie sich gerne bewegt und an der frischen Luft ist, wollte sie zu den radelnden Kollegen. Die 39-jährige Polizeiobermeisterin gehört jetzt zur Fahrradstaffel, die nun statt 20 Polizisten 41 zählt. Ihr Kollege Max Berthold tritt ab sofort ebenfalls in die Pedale. Der Job bei einer Einsatzhundertschaft war für den 30-jährigen Polizeimeister nicht mehr das, was er machen wollte. Berthold fährt privat schon immer Fahrrad. „Fahrradfahren und Verkehr, das interessiert mich viel mehr“, so der Ex-Bereitschaftspolizist. Er findet, dass Berlin in Sachen Radwege noch weit hinten liegt. Das zu ändern ist zwar nicht sein Job, aber er will mit seiner Arbeit dazu beitragen, „dass Fahrradfahren in Berlin besser läuft“.

Seit 2014 gibt es die Fahrradstaffel der Polizei. Die Radpolizisten waren bisher vor allem in der City-Ost zwischen Alex und Brandenburger Tor und rund um das Regierungsviertel unterwegs. Seit vergangenem Jahr radeln die Beamten in ihren neongelben Jacken auch in Friedrichshain-Kreuzberg. Jetzt ist Neukölln noch dazugekommen. Die Fahrradstreifen schnappen sich vor allem Radfahrer, die während der Fahrt telefonieren, über rote Ampeln oder auf dem Gehweg fahren und kein Licht haben. In den Satteltaschen haben die Polizisten unter anderem ein Tablet, um Fotos zu machen, und ein Knöllchengerät. Ihre Hauptaufgabe ist es, Radfahrer zu mehr Disziplin zu erziehen und dass sie sich an die Regeln halten und sich und andere nicht gefährden.

Innensenator Andreas Geisel und Polizeipräsidentin Barbara Slowik auf dem Gendarmenmarkt. | Foto: Dirk Jericho
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Die radelnden Polizisten kümmern sich natürlich auch um andere Verkehrssünder wie Falschparker oder Tretroller-Rabauken. Die Fahrradstaffel sei eine „unverzichtbare Instanz auf den Straßen Berlins“, sagte Polizeipräsidentin Barbara Slowik bei der Vorstellung der Neuen. Die radelnden Kollegen hätten eine große Akzeptanz in der Bevölkerung. In Mitte hätte es durch die Spezialtruppe weniger schwere Unfälle mit Radfahrbeteiligung gegeben. Die Beamten haben laut Slowik in den vergangenen sechs Jahren über 100.000 Anzeigen geschrieben. Für Innensenator Andreas Geisel „repräsentieren die Kollegen eine moderne Polizei auf Augenhöhe“. Geisel will mit mehr Fahrradpolizisten „eine Polizei, die sichtbar ist und Regeln durchsetzt“. Auch mit den mobilen Wachen sei mehr Polizei auf die Straße gebracht worden.

Die Fahrradstaffel soll in diesem Jahr weitere zehn Kollegen bekommen, wie der Chef der Fahrradpolizisten, Michael Furkert, sagt. Bis 2023 sollen bei der Fahrradstaffel insgesamt 100 Polizisten arbeiten. Dazu kommen weitere 60 Polizisten, die bei den örtlichen Direktionen auf dem Fahrrad ihren Dienst versehen. „Der Plan sieht vor, aus jedem der 37 Polizeiabschnitte je zwei Kräfte für die Fahrradstaffel zu rekrutieren“, teilt die Gewerkschaft der Polizei (GdP) mit, die die personelle Aufstockung befürwortet. Die Gewerkschaft fordert jedoch einen flächendeckenden Einsatz. „Wir erwarten, dass man die Ankündigungen an die jeweiligen Direktionen einhält und die Sicherheit in den Randbezirken nicht wieder dem Hang zur Zentralisierung zum Opfer fällt. Berlin ist mehr als Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg“, sagt GdP-Landeschef Norbert Cioma. Die 60 radelnden Streifenpolizisten „werden genauso aussehen wie wir und die gleichen Aufgaben haben“, sagt Michael Furkert. Der kleine Unterschied ist, dass bei den Radstreifen der Polizeiabschnitte das Wörtchen Fahrradstaffel nicht auf der Brust steht.

Antje Melchert freut sich auf ihre Fahrradschichten. Richtige Einsätze hatte die neue Radpolizistin während der dreimonatigen Hospitation noch nicht. Ihr Kollege Max Berthold berichtet von einer „sehr positiven Resonanz“. Die Leute würden winken und Fotos machen, sind auch Melcherts erste Erlebnisse. „Das ist eine ganz andere Welt als vorher“, sagt Antje Melchert, die nach zehn Jahren Polizeidienst aufs Dienstfahrrad wechselt und ganz sicher bald in Fotoalben auf der ganzen Welt verewigt sein wird.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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