Lebensretter funken SOS
DLRG fehlen ehrenamtliche Helfer, Ausbilder und Rettungsschwimmer
Der Berliner Landesverband der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) schlägt Alarm. In den zwei zurückliegenden Jahren haben die Retter fast jedes vierte Mitglied verloren.
Die Badesaison startet, es wird voll an den Seen. Ehrenamtliche Rettungsschwimmer und Wasserretter überwachen die Badestellen und springen im Notfall rein, wenn was passiert. Erst am 5. Juni konnten Rettungsschwimmer eine 35-jährige Nichtschwimmerin vor dem Tod retten, als sie im Stößensee mit ihrem Kanu kenterte. Zwei Rettungsschwimmerinnen von der DLRG-Station Stößensee sprangen vom Steg und vom Rettungsboot ins Wasser und zogen die Ertrinkende aus dem Wasser. Am darauffolgenden Pfingstmontag zogen Rettungsschwimmer vom Rettungsboot Adler 24 vom DLRG-Stützpunkt Heckeshorn einen Mann aus dem Wasser und retteten den Erschöpften vor dem Ertrinkungstod.
Die ehrenamtlichen DLRG-Mitglieder betrieben 26 Stationen in den Bereichen Ober-, Unterhavel und Südost, wie DLRG-Sprecher Michael Neiße sagt. Bis zu 2000 Einsätze, dazu gehören auch Rettungseinsätze im Katastrophenschutz wie zum Beispiel die Hochhausevakuierung in der Leipziger Straße nach dem Wasserschaden, absolvieren die Retter jährlich. Die Mitgliederzahlen sind in den Corona-Jahren drastisch eingebrochen. Gab es 2019 noch 12.810 Mitglieder, sind es jetzt in den 15 DLRG-Bezirken nur noch 11.780. Die DLRG Reinickendorf, die auch die Badestelle am Tegeler See bewacht, hat jedes vierte Mitglied während Corona verloren.
Das sind rund 150 Mitglieder. „Uns fehlen ehrenamtliche Helfer für die Schwimmausbildung und den Wasserrettungsdienst“, sagt Bezirksvize Felix Schönebeck. Einige Retter hören aus Altersgründen auf. Viele haben in Corona-Zeiten aufgegeben. „Manchen war das Ehrenamt wegen Corona zu riskant, andere sind damit beschäftigt, sich erstmal wieder einen Job zu suchen“, nennt der Bezirksleiter der DLRG Reinickendorf, Thiemo Klawa, einige Gründe. „Das Ehrenamt hat in der heutigen Zeit nicht mehr den Stellenwert wie früher. Das Freizeitangebot in Berlin ist enorm“, sagt DLRG-Sprecher Michael Neiße. Ein anderer Grund für die Austrittswelle sind ausgefallene Ausbildungen, weil die Schwimmhallen wegen Corona geschlossen waren. „Wir bilden unsere Rettungsschwimmer selbst aus und ziehen unseren Nachwuchs aus den Mitgliedern, die bei uns schwimmen lernen und Rettungsschwimmer werden“, so Neiße. Eltern, deren Kinder keine Schwimmkurse mehr bei der DLRG machen konnten, „kehren uns den Rücken“, so der Landesverbandssprecher.
Dass so viele Ehrenamtliche aufhören, ist ein großes Problem vor allem bei den Rettungsschwimmern. Denn es gibt immer mehr Nichtschwimmer. Laut Umfragen haben in Deutschland rund 60 Prozent der Zehnjährigen kein Schwimmabzeichen. Das liegt auch daran, dass in der Pandemie Bäder geschlossen waren und kein Schwimmunterricht stattfand. In Deutschland sind allein im vergangenen Jahr 299 Menschen ertrunken, darunter 17 Kinder unter zehn Jahren. Über 80 Prozent der Fälle ereigneten sich in Binnengewässern wie Seen und Flüssen. In Berlin gab es im vergangenen Jahr acht Badetote zu beklagen.
„Wir haben deutlich mehr Arbeit, für die uns immer weniger Ehrenamtliche zur Verfügung stehen“, sagt Felix Schönebeck. „Wir können momentan jede helfende Hand gebrauchen.“ Die Reinickendorfer, aber auch andere Bezirke suchen ehrenamtliche Schwimmlehrer und Rettungsschwimmer sowie Helfer für andere Aufgaben wie Mitgliederverwaltung, Organisation und Arbeitsdienste.
Weitere Informationen gibt es unter www.reinickendorf.dlrg.de und beim Landesverband auf berlin.dlrg.de. Die DLRG Berlin lädt zudem am 18. Juni von 10 bis 18 Uhrzum Tag der offenen Tür auf ihr Gelände Am Pichelssee 20-21 ein.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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