Vom Ruderboot zum Kreuzer
Seit 150 Jahren unterstützen die Berliner mit Spenden die Seenotrettung auf der Ostsee

Der Seenotrettungskreuzer „Berlin“ ist seit 2017 auf der Ostsee im Einsatz. | Foto:  Peter Neumann
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  • Der Seenotrettungskreuzer „Berlin“ ist seit 2017 auf der Ostsee im Einsatz.
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Seit 150 Jahren spenden Berliner für die Seenotretter der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Seit 2017 rettet die „Berlin“ in Seenot geratene Seeleute und Wassersportler auf der Kieler Förde.

Auf der DGzRS-Station Laboe an der Ostsee sind seit 1894 Rettungsboote im Einsatz. Der 28 Meter lange Seenotrettungskreuzer, der im Fischereihafen an der Südmole Laboe liegt, trägt den Namen „Berlin“. Auch der 1985 in Dienst gestellte Vorgänger des Hightechschiffs trug bereits den Namen „Berlin“. Die 1865 gegründete DGzRS würdigt damit das 150 Jahre währende Engagement der Berliner, die die freiwilligen Seenotretter auf der Nord- und Ostsee mit Spenden unterstützen. Denn bereits im Jahre 1873 gab es eine „Berlin“. Das damals hochmoderne Ruderrettungsboot war auf der Weltausstellung in Wien 1873 der Stolz der DGzRS. Der Bau des in Wilhelmshaven stationierten Kahns war seinerzeit nur dank großzügiger Unterstützung aus Berlin möglich.

„Die Berliner und Brandenburger sind maritim interessiert und helfen sehr viel“, sagt Christian Stipeldey. Der Sprecher des deutschen Seenotretter-Vereins, der für den Staat die hoheitliche Aufgabe für sämtliche Such- und Rettungsaktionen in Nord- und Ostsee übernimmt, betont die absolut freiwillige und von Staat und Sponsoren unabhängige Arbeit der Organisation. Alles wird ausschließlich über Spenden finanziert. Mit Politikern ließen sich die Seenotretter „extrem selten“ ablichten, wie Stipeldey sagt.

Abgeordnetenhauspräsidentin Cornelia Seibeld (CDU) Cornelia Seibeld begleitete Vormann Uwe Radloff (Zweiter von rechts) und seine Besatzung bei einer Kontrollfahrt. | Foto:  Die Seenotretter - DGzRS
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Dass die Abgeordnetenhauspräsidentin Cornelia Seibeld (CDU) am 10. Oktober den Seenotrettungskreuzer „Berlin“ mit seinem Tochterboot „Steppke“ besuchte, ist eher eine Ausnahme. Die „Berlin“ ist das Patenschiff des Landes Berlin. Und Seibeld war nicht im Wahlkampf dort, „sondern als Abgeordnetenhauspräsidentin, sozusagen als die ranghöchste Vertreterin der Berliner Bürger“, so Stipeldey. Der frühere Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) konnte 1986 das erste Patenschiff „Berlin“ kurz nach seiner Indienststellung besuchen. Michael Müller (SPD) war 2015 in Laboe und hatte eine Gedenkmedaille von Berlin für das Nachfolgeschiff mitgebracht. Die Medaille wurde auf der Werft in den Rumpf des jetzigen Kreuzers „Berlin“ eingebaut und ist seit 2017 Begleiter auf allen Einsätzen.

Mehr als 13 000 Berliner unterstützen die DGzRS mit regelmäßigen Spenden. Zudem haben rund 400 der bekannten Sammelschiffchen der Seenotretter einen „Liegeplatz“ an der Spree. Die 32 Zentimeter großen Spendendosen stehen in Apotheken, Eckkneipen und an öffentlichen Orten und sind „unsere wichtigste Bootsklasse“, wie Stipeldey sagt. Auch auf dem Fernsehturm stand immer ein Sammelschiffchen. Um die Verbundenheit mit den Seenotrettern zu zeigen, werden die Crews jährlich zum Hoffest der Regierenden Bürgermeister eingeladen. Beim Hoffest 2022 im Roten Rathaus hat die DGzRS ein Modell der „Berlin“ im Maßstab 1:50 an die damalige Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) übergeben. Das 56 Zentimeter große Modell steht im Treppenhaus des Rathauses und wirbt für die wichtige Arbeit der Retter.

Auch das Tochterboot STEPPKE, das der Seenotrettungskreuzer BERLIN Huckepack dabei hat besuchte die Abgeordnetenhauspräsidentin. | Foto: Die Seenotretter - DGzRS
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Vormann des Seenotrettungskreuzers „Berlin“ in Laboe auf der Kieler Förde ist übrigens ein Berliner. Uwe Radloff gehört zur neunköpfigen festen Besatzung der Rettungsstation Laboe und schiebt dort jeweils ununterbrochen zwei Wochen Dienst, die sich mit zwei Wochen in Berlin abwechseln. Laboe ist die Station mit den zahlreichsten Einsätzen – jährlich 130 bis 150 Alarmierungen. Zur Station gehören auch 30 Freiwillige, die bei Bedarf die Seenotretter unterstützen.

Insgesamt sind auf den 55 Rettungsstationen an Nord- und Ostsee zwischen Borkum im Westen und Ueckermünde im Osten 180 angestellte und etwa 800 freiwillige Seenotretter rund um die Uhr im Einsatz. Ob ein medizinischer Notfall auf einem Frachtschiff, ein brennender Fischkutter oder ein verunglückter Stehpaddler – „wir sind Feuerwehr, Rettungswagen und Technisches Hilfswerk in einem“, sagt Stipeldey. Die Besatzungen fahren rund 2000 Einsätze im Jahr. Dafür werden pro Jahr rund 50 Millionen Euro an Spenden gebraucht. Schirmherr der Retter ist der Bundespräsident.

Weitere Informationen dazu gibt es im Internet unter www.seenotretter.de

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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